Hm - ziemlich schwankend - die Stimmen zum Buch.
Ich habe immer noch nicht raus, auf wessen Urteil ich mich verlassen kann (wegen gleichem Geschmack).
Ich werds mal auf die Wunschliste setzen.
So teuer ist es ja nicht....
Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
-
-
Ich schließe mich wohl eher der Fraktion an, der das Buch nicht so gefallen hat.
Mir war es etwas zu wirr. Durch die einzelnen Teile kam keine kontinuierliche Erzählstruktur zustande, immer mal wieder wurde das gleiche erzählt - zwar unter anderen Gesichtspunkten, aber doch nichts Neues. Oder es wurde etwas völlig Anderes eingeführt und Zusammenhänge blieben unklar.
Unterbrochen wird dieses immer wieder durch Einschübe des Autors, zumeist philosophischer Art, die teilweise ein wenig hinken, teilweise nicht passen, oder schlicht überstrapaziert werden - so konnte ich die Metapher der im Körbchen ausgesetzten Teresa bald nicht mehr ertragen, so schön sie auch am Anfang schien.Was mich aber am meisten stört, sind die fehlende Kontinuität (immer wieder scheint es, als ob dem Autor erst später noch etwas eingefallen ist, das er unbedingt noch nachreichen muss) und die ausufernden Erklärungen, denn Kunderas Figuren werden von ihm durchgängig interpretiert und analysiert, dem Leser werden vorgefertigte Interpretationen vorgesetzt, die er vielleicht gar nicht haben will oder die ihm nicht logisch erscheinen - wie viel Spielraum geht dadurch verloren! Ich hätte auf einige verzichten können
Dieses ständige Sezieren der Figuren, sei es nun in Träumen, durch Handlungen oder Kommentare, wirkt zuweilen ungelenk, überflüssig, vor allem unterbricht es aber den ErzählflussAber die Charaktere sind auch seltsam, reine Extreme, vielleicht rechtfertig das das Vorgehen. Immer wieder betont er, dass sie erfunden sind, vergisst es aber scheinbar wieder und behandelt sie, als seien sie existent. Teresa, das ausgesetzte Mädchen mit Angst vor dem Gleichschritt, Tomas, befehlender Liebhaber auf der Suche nach dem Unterschied, Sabina, Künstlerin und verräterische Heimatlose, Franz, der Träumer und Karenin, die Hündin - eine unendliche Menge von Möglichkeiten, die auch genutzt werden, aber durch das Sezieren und Erläutern, willkürliche Sprünge und Schwerpunkte verwässert werden. Es werden viele erzählenswerte Parallelgeschichten erzählt, aber irgendwie überzeugt die Ausführung nicht.
Zwar sind sprachlich schöne Formulierungen (wenn ich sie auch nicht als poetisch bezeichnen würde) und auch sehr interessante Ansätze darin, aber die Mischung ist nicht gelungen - auch immer wieder vorhandene Zeitsprünge erschließen sich mir nicht.
Das Buch ist nicht schlecht, ich verstehe die positiven Meinungen, aber mir fehlte der rote Faden ein wenig. Vielleicht war es auch nicht der richtige Zeitpunkt für das Buch.
Am besten fast gefiel mir der letzte Teil, er war nicht mehr so autordominiert, durchaus schön, das Lächeln der Hündin, aber den andauernden Negativeindruck wiegt er nicht auf.
Fazit
Eine Mischung aus Widersprüchen ohne roten Faden, die zwar im Gewand der schönen Sprache daherkommt, mich aber nicht von Hocker gerissen hat.4/10 Punkten
bartimaeus
-
Also eigentlich hat mir das Buch am Anfang recht gut gefallen, dann hatte ich es zur Seite gelegt, wollte weiter lesen wo ich aufgehört habe, und hab überhaupt nicht mehr rein gefunden und seit dem gehört es zu den Büchern die ich abgebrochen habe.
Aber ich habe mir einen Satz aus dem Buch in meine Zitatensammlung aufgenommen, weiss ihn aber leider nicht auswendig. Es ging darum, dass man das Bedürfnis hat als Mann mit vielen Frauen zu schlafen aber nur mit einer zu leben
LG Luthien
-
Das Buch ist interessant - aber wie bei vielen der 'schwereren' Literatur, vor allem iom Nachhinein.
Manchmal lohnt es sich einfach ein Buch nochmal in die Hand zu nehmen und darin zu blättern. -
Weiß jemand, ob es irgendwo eine Leseprobe zu dem Buch gibt? Ich bin mir nicht sicher, ob mir dieses Buch gefallen wird. Vielleicht sollte ich es mir lieber erst aus der Bücherei ausleihen..
-
Ich fand das Handlungsgerüst einigermaßen mager, um das sich dafür desto üppiger die philosophischen Überlegungen des Autors zum Thema Körper und Seele, Liebe und Sexualität, das Leichte und das Schwere des Daseins, ranken.
Mir persönlich waren Kunderas Gedanken dazu jedoch zu konfus und verschwommen. Mit dem Einrollen der russischen Panzer in Prag hätte ich mir eine interessante Geschichte in Bezug zu dieser historischen Epoche erwartet, hatte jedoch bald den Verdacht, dass es dem Autor gar nicht um die Darstellung der Realität in dieser schwierigen Zeit ging, sondern eben um seine philosophische Sichtweise, die er dem Leser nahe bringen wollte. Vom Handlungsverlauf enttäuscht, konnte er mich mit diesem Versuch leider nicht überzeugen. -
Ich weiß nicht, warum ich so lange gewartet habe, das Buch zu lesen. Vielleicht, weil einfach schon zu viel darüber gesprochen wurde, weil es jeder kannte und jeder eine Meinung dazu hatte.
Jetzt habe ich es selbst gelesen und wenn man es genau betrachtet, macht es nichts, dass ich es erst jetzt gelesen habe. Jetzt war nämlich genau der richtige Zeitpunkt dafür. Sagen wir so: es hat mich jetzt am richtigen Nerv getroffen.
Ich wundervolles Buch, meiner Meinung nach. Ein Buch voller für mich bislang unausgesprochener Wahrheiten.
Ich hab mir hier die Kritiken durchgelesen und bei den negativen fällt auf, dass das Buch vor allem aufgrund seiner Wiederholungen und seiner "spärlichen" Handlung nicht gefiel. Aber genau das hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Denn die Wiederholung ist ja auch ein wesentliches Motiv in diesem Buch, und ohne solche, wäre es meines Erachtens in sich nicht abgeschlossen, dazu fällt mir ein Satz aus diesem Buch ein, über den ich sehr lange nachdenken musste: "Die menschliche Zeit dreht sich nicht im Kreis, sie verläuft auf einer Geraden. Das ist der Grund, warum der Mensch nicht glücklich sein kann, denn Glück ist der Wunsch nach Wiederholung.“ Das ist ein Exemplar dieser für mich bislang unausgesprochenen Wahrheiten.
Nein, ich finde es genau richtig, dass die selbe Handlung mehrfach aus unterschiedlicher Perspektive geschildert wird und dass die Zeit in diesem Buch keiner Geraden gleicht, sondern ein Kreis ist, dass Erzählstränge nicht einfach linear abgehandelt und abgestempelt werden, sondern dass sie immer wieder aufgegriffen wird. Das macht dieses Buch für mich zu etwas ganz Besonderem.
Was die Handlung anbelangt, die ja durch diese "Wiederholungen" auch "spärlicher" ist als in den meisten Büchern, so kann ich nur sagen, dass sie für mich genau den richtigen Ausmaß hat. Hier könnte man auch die Analogie zu Körper und Seele sprechen lassen: Die Handlung ansich ist nur der Körper, die Gedanken, die Gefühle, das Philosophische, was diesem Buch dieses "Poesiehafte" verleiht, das ist die Seele, und in diesem Fall sind Körper und Seele meines Erachtens in perfektem Einklang.
Ich finde es wunderbar, wie auf die verschiedenen Perspektiven der Figuren eingegangen wird. Am besten gefallen mir die Kapitel zu Teresa und Karenin, aber gefallen tun sie mir alle. Ich mag es auch, wie Teresas Träume in die Wirklichkeit eingewebt sind, dass selten explizit darauf hingewiesen wird, wann es sich um einen Traum handelt.
Auch mit den philosophischen Gedankengängen konnte ich mich sehr identifizieren, noch viel mehr aber mit der psychologischen Tiefgründigkeit innerhalb dieser Gedanken: nicht nur der des Erzählers, sondern auch jenen, die er seinen Figuren unterstellt oder indirekt ausdrückt.
Gerade wie Tomas seine Lust nach fremden Frauen beschreibt: als den Wunsch, die individuellen Unterschiede dieser Frauen aufzudecken und somit mit jedem Male ein bisschen mehr von der Welt kennenzulernen, diesen geringen Anteil an Unverstellbarem erforschen. Und wie es auf der anderen Seite wieder Männer gibt, die auch nach vielen Frauen streben, aber immer nur nach den ähnlichen, da sie in ihnen sich selbst suchen und immer nur enttäuscht werden.
Weitere Gedanken, die mich sehr lange beschäftigt haben, waren folgende: „Die Sehnsucht nach dem Paradies ist das Verlangen des Menschen, nicht Mensch zu sein.“ und "Die wahre menschliche Güte kann sich in ihrer absoluten Reinheit und Freiheit nur denen gegenüber äußern, die keine Kraft darstellen. Die wahre moralische Prüfung der Menschheit, die elementarste Prüfung (die so tief im Inneren verankert ist, daß sie sich unserem Blick entzieht) äußert sich in der Beziehung der Menschen zu denen, die ihnen ausgeliefert sind: zu den Tieren. Und gerade hier ist es zum grundlegenden Versagen des Menschen gekommen, zu einem so grundlegenden Versagen, daß sich alle anderen aus ihm ableiten lassen.“ Aber ich will jetzt darauf gar nicht näher eingehen, denn ich fürchte, das würde hier den Rahmen sprengen.
"Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" ist für mich ein wundervolles Buch, eines, das sehr zum Nachdenken anregt und gleichzeitig so spannend und unterhaltsam ist, dass man es kaum aus der Hand legen mag, wo man doch eigentlich sollte, um sich ein wenig Gedanken zu machen über das, was man da gerade liest. Es ist auf jeden Falle in Buch, das ich noch mal lesen werde, das ich nochmal lesen muss, um es in seiner Gesamtheit zu verstehen. -
Ich fand das Buch gut, obwohl ich anfangs nicht richtig hineingezogen wurde. Es ist kein Roman, den man schnell lesen kann. Eigentlich muss man ihn langsam lesen, teilweise wiederholend lesen und sich die Gedanken von Kundera durch den Kopf gehen lassen. Kundera hat viele philosophische Ansätze mit eingewoben und zum Teil auch explizit genannt.
Wer hier jedoch eine reine Unterhaltungslektüre erwartet, sollte von dem Buch lassen. Es gibt zwar auch zwei Geschichten von unterschiedlichen Liebesgeschichten, wobei mich eine Beschreibung gegen Ende des Buches ein wenig an Grenouille aus "Das Parfum" erinnert hat, aber auch in diesen Geschichten ist sehr viel Philosophie verpackt.Ein Roman, den man mehrmals Lesen muss, um alles zu verstehen und immer wieder neue Interpretationen zu entdecken.