Ivo Andric - Die Brücke über die Drina

  • Ivo Andric - Die Brücke über die Drina (SZ Band69)


    Über den Autor (Klappentext):
    Ivo Andric wurde am 9. Oktober 1892 im bosnischen Dolac bei Travnik geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Sarajewo studierte er ab 1912 Philosophie, Slawistik und Geschichte in Zagreb, Wien und Krakau. 1914 wurde er Mitglied der national-revolutionären Organisation „Junges Bosnien“. Nach dem Studium 1923 trat er in den diplomatischen Dienst und seit 1939 Gesandter des Königreichs von Serbien, Kroatien und Slowenien in Berlin. 1941 ging er wieder zurück nach Belgrad und schrieb dort unter anderem „Die Brücke über die Drina“ die 1945 erschien. Seine Werke wurden in über 40 Sprachen übersetzt. 1961 bekam er den Nobelpreis für Literatur. Er starb am 13.März 1975 in Belgrad


    Über das Buch (Klappentext):
    Die Brücke in Wischegrad über die grünen Fluten der Drina verbindet nicht nur das West- mit dem Ostufer an der Grenze zwischen Bosnien und Serbien, sondern Orient mit Okzident. Auf ihr und um sie herum lagern sich Geschichten und Legenden, Schicksale und Lebensentwürfe an. Es beginnt mit jenem Plan Mehmet Pascha Sokolis eine Brücke zwischen dem Abendland und dem Orient, zwischen Christen und Muslimen zu schlagen. Kinder spielen dort, junge Leute haben ihre ersten Rendezvous, Händler überqueren sie und verkaufen ihre Waren. Man trifft sich an und auf ihr durch die Jahrhunderte und das jeweilige Geschehen zu begreifen.


    Meine Meinung
    Wenn ich mal wieder ein Buch der SZ-Bibliothek in Angriff nehme und diesen Stapel während der ABC Challenge versuche nun zu verkleinern so gehe ich immer mit gemischten Gefühlen dran weil das ein oder andere Buch nicht so leicht zu lesen war bisher.
    Dieses Buch ließ sich aber erstaunlich leicht lesen. Es Beginnt im Grunde mit dem Bau der Brücke um ca. 1520. Es war eine Arbeit die sich einige Jahre hinzog und eine bauliche Meisterleistung an die Verwirklichung keiner zu beiden Seiten der Drina geglaubt hat. Die Geschichte und das Leben der Leute hauptsächlich in Wischegrad wird bis ca. ins Jahr 1915 in größeren Zeitsprüngen erzählt. Man passt sich an oder nicht jenachdem wer gerade meint das Sagen haben zu müssen. Ob Türken, Serben oder Bosnier. Die größten Schwierigkeiten oder Problem traten, wenn auch schleichend, ein als zum Ende des 19.Jh. die Österreicher den Ort mit Beschlag belegten. Es gibt immer Leute die schon weiter denken und das Unglück sehen und andere die sich einwickeln lassen. Ich habe die Entwicklung der Gesellschaft zu den jeweiligen Zeiten als interessant empfunden und die Befürchtung ,das es zu langatmig werde diese Geschichte über 400 Jahre zu erleben hat sich als falsch heraus gestellt. Für mich ein tolles Buch.

  • Danke für die Rezi! Dieser Titel lief mir nämlich grad gestern über den Weg, als ich etwas googlete, weil ich gerade Sasa Stanisics "Wie der Soldat das Grammophon repariert" gelesen hatte. Auch das Buch spielt in Višegrad, diesmal vor allem in der Zeit des Bosnischen Krieges (um 1992). Die Brücke über die Drina überlebte den Krieg unbeschädigt - stand aber auch im Zentrum einiger schrecklicher Szenen.


    Ich koennte mir vorstellen, dass Ivo Andrics hier mit seinem Buch etwas gesellschaftsgeschlichtlichen Hintergrund zu spaeteren Konflikten geliefert hat, ganz ohne es damals wissen zu koennen.


    Dazu hier auch ein interessanter Artikel ueber den Genozid an den bosnischen Muslimen, der mit einem Zitat aus Ivo Andrics "Die Brücke über die Drina" beginnt.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Beatrix ()

  • Das Buch "Wie der Soldat das Grammophon repariert" steht auch noch auf meiner Wunschliste habe es sogar vor einigen Jahren mal verschenkt weil ich die Inhaltangabe gut fand. Werde es mir nun mal besorgen und bin gespannt. Diese Brücke muss ja wirklich ein Meisterstück früherer BAukunst sein das sie schon so viel geschichtsträtige Augenblicke überlebt hat. Danke für deinen Tip Beatrix

  • Die Brücke über die Drina habe ich vor sehr langer Zeit gelesen, erinnere mich aber noch an einige harte Szenen.
    Diese Gewalt ist jedoch nicht dem Buch anzulasten, sondern der Geschichte.
    Sollte ich es in einer meiner Bücherkisten mal wieder finden, werde ich sicher wieder reinlesen.

  • Zitat

    Original von Herrn Palomar: Diese Gewalt ist jedoch nicht dem Buch anzulasten, sondern der Geschichte.


    Herr Palomar, Du bringst diesen Aspekt (mutmaßlich, da ich das Buch nicht gelesen habe) auf den Punkt.
    Ich meine mich zu erinnern, dass SteffiB damals in einem Gespräch über diesen Roman es ähnlich formuliert hat.

  • Hallo Salonlöwin,


    es stimmt schon das es gerade am Anfang einige doch sehr gewalttätige Sachen zu lesen gibt wo sich einem der Magen um,drehen kann (Beschreibung des Pfählens) allerdings denke ich darf man das nicht aus dem Zusammenhang reißen. Ich bin der Meinung man sollte es immer dabei bedenken zu welcher Zeit man gerade in der Geschichte ist. Zudem Zeitpunkt spielt die Geschichte um 1580 meine ich, wenn ich es richtig im Hinterkopf habe.
    In Geschichten die im Mittelalter spielen geht es auch manchmal schon blutrünstig zu.