Erling Jepsen - Kopfloser Sommer

  • Titel: Kopfloser Sommer
    OT: Hovedlos sommer
    Autor: Erling Jepsen
    Übersetzt aus dem Dänischen von: Ulrich Sonnenberg
    Verlag: Suhrkamp
    Erschienen: Oktober 2012
    Seitenzahl: 286
    ISBN-10: 3518464140
    ISBN-13: 978-3518464144
    Preis: 13.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Emilies Eltern haben sich getrennt. Sie ist mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Jacob aufs Land gezogen. Nun wohnen die drei in einem alten Haus, aus dessen Keller eigenartige Geräusche dringen. Eines Abends taucht ein junger Mann auf, der anbietet, sich um den Garten zu kümmern. Aber wer ist dieser Mann, der im Gästezimmer nächtigt und erzählt, er habe mit seinen Eltern hier gelebt, bevor diese bei einem Schiffsunglück ums Leben kamen? Der den kleinen Bruder mit Schauergeschichten über geköpfte Menschen ängstigt und ihm beibringt, wie man eine Kettensäge bedient? Der nicht nur die Mutter, sondern auch die Tochter verführt, sodass die beiden eifersüchtig aufeinander losgehen? Allerdings ist Emilie erst vierzehn Jahre alt, und als ihr Vater von dem Gärtner hört, mischt er sich ein.


    Der Autor:
    Erling Jepsen wurde 1956 in der Kleinstadt Gram in Südjütland geboren. Sein Vater war der Milchmann des Ortes (der letzte Milchmann Südjütlands), die Mutter bediente im Kaufmannsladen der Familie. Erling Jepsen studierte in Aarhus und debütierte als Schriftsteller 1977 mit einem Hörspiel, er lebt als Dramatiker und Romanautor in Kopenhagen. Auf deutsch erschien 2006 der Roman Dreck am Stecken.


    Meine Meinung:
    Der Verlag bezeichnete dieses Buch als "intelligenten Familien- und Schauerroman" und trifft es damit eigentlich gar nicht schlecht. Die Handlung ist geprägt von einer unterschwelligen Bedrohungsatmosphäre und strebt langsam aber stetig auf den Höhepunkt der Geschichte zu. Die Geschichte nimmt den Leser auf eine ganz eigene und nicht unbedingt alltägliche Art und Weise gefangen. Alles wirkt auf den ersten Blick harmlos und normal, erst beim zweiten Blick tun sich "Spannungsabgründe" auf. Ein lesenswertes Buch, ein Buch das auf eine ganz eigenwillige Art einen Spannungsbogen baut.Die Geschichte verzichtet auf Überflüssiges, dümmliche Actionszene werden nicht gebraucht um diesen Roman aufzupeppen. Vielmehr füttert der Autor seine Geschichte mit einigen leicht surrealen Szenen, die einen ganz besonderen Spannungsmix ergeben.
    Fazit: Lesenswert, nicht plump, sondern eher leicht unterkühlt. Der Spannungsbogen entwickelt sich stetig und verliert nicht an Spannkraft. Ein Buch das vielleicht ein klein wenig anders ist. Misteriös mit einer Prise "Thrillerpulver".
    7 Eulenpunkte

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Emilie und Jacob sind sehr dünnhäutig, seit sich ihre Eltern getrennt haben. Die beiden Kinder und ihre Mutter zogen nach der Trennung aus Kopenhagen in ein verwunschenes Haus mitten in einem wild wuchernden Garten. Eines Tages steht ein junger Mann im Garten und gleichzeitig ist unheimliches Weinen zu hören. Anders behauptet, hier früher gewohnt zu haben und bietet sich an, der wuchernden Wildnis mit der Heckenschere zu Leibe zu rücken. Anders betört Mutter und Tochter und sorgt mit seltsamen Geschichten dafür, dass Jacob Alpträume bekommt. Der überraschende Gast ist mitten aus der Collage gestiegen, an der Emilie gerade arbeitet, behauptet Jacob. Der Schauplatz der Handlung mit knarrenden Fußbodendielen, zugewachsenen Kellern und Brunnenschächten, sowie der seltsamen alten Nachbarin wirkt äußerst unheimlich. Wie gruselig allein die Vorstellung vom Aufeinandertreffen eines vermutlich psychisch kranken Mannes, eines kleinen Kindes und den vorhandenen Brunnenschächten sein kann, hätte ich nicht erwartet. Mit dem Wettkampf der beiden Frauen um die Gunst ihres aufdringlichen Besuchers fesselt Erling Jepsen seine Leser hinterhältig und weckt widerstreitende Gefühle zwischen Faszination und Abscheu. Wer missbraucht hier wen? Emilies Mutter den jungen Anders für ihre Zeitungskolumnen, Emilie ihre Eltern, der erwachsene Mann die Kinder? Anders, der angebliche Psychoexperte, bringt als Meister der Manipulation allein durch seine Anwesenheit die Konflikte der Familie zum Ausbruch. Im entscheidenden Moment habe ich gekniffen ... und das Buch abgebrochen.


    6 von 10 Punkten