Der letzte Badegast – Hugo Ramnek

  • Wieser-Verlag
    141 Seiten, gebunden


    Kurzbeschreibung:
    Nach dem Rekordsommer der erste Regentag. Der ausgebrannte Bademeister endlich allein in seinem Seebad. Da taucht ein geheimnisvoller Badegast auf und bringt die festgefügte Badeordnung ins Wanken. Der Besucher verwickelt den Bademeister in seine Lebensgeschichte, und der findet nicht mehr heraus aus der Geschichte des anderen – oder findet er gerade dadurch zu seiner eigenen Geschichte? Der Fremde mit dem seltsamen Namen erzählt von einer Mutter, die selig im Unglück ist, von einem Vater, der in Seezungen spricht, von Eltern, die ein Vokal entzweit, von einem Badewart, der ein Seeräuber wird, von Voodookindern, die einen VW-Käfer in eine Lustkröte verwandeln, von einer schönen Irin, die Klangkurven in die Luft zeichnet, von Nacktschnecken, die ihr Haus finden, von einem Kranich, der auf dem Sprungturm lacht, von der Nabelwanne, die das Gewicht der Welt beherbergt. Und immer wieder vom Wasser, das trägt. Vom Wasser, das trügt. Und vielleicht auch von einem ganz normalen Bademeister. Und seinem Geheimnis. Der letzte Badegast erzählt von der Macht der Geschichten, die das Leben befestigen und gleichzeitig verflüssigen und bisweilen unterspülen. Er erzählt vom ersten Kuss und vom letzten Blick, von geteilter Lust, verfehlter Liebe und verborgener Scham, vom Blick in die Augen der Geliebten und vom Blick in das Schmutzwasser des Putzkübels, von der Sehnsucht nach dem Anderen und der Angst davor. Und immer wieder vom Wasser.


    Über den Autor:
    Hugo Ramnek, geb. 1960 in Klagenfurt, aufgewachsen in Bleiburg/Pliberk (Unterkärnten), studierte Germanistik und Anglistik in Wien und Dublin und absolvierte die Schauspiel Schule Zürich. Er lebt seit vielen Jahren als Schriftsteller, Gymnasiallehrer, Schauspieler und Theaterpädagoge in Zürich. Er unterrichtet Deutsch am zweisprachigen Liceo Artistico in Zürich und ist Dozent für Theaterpädagogik an der Universität Modena und beim Masterstudium ideum in Judenburg. 2008 erhielt seine satirische Fabel Das Letzte von Leopold den Preis des Kärntner Schriftstellerverbandes. 2009 gewann er in Salzburg den erostepost-Literaturpreis für die beste erotische Erzählung.


    Mein Eindruck:
    Ein leicht skurriler Plot: Ein junger Bademeister trifft, kurz nachdem der Jahrhundertsommer endet, im Schwimmbad einen Mann im Bademantel. Der letzte Badegast, mitten im Regen. In einem Kübel trägt er einen Fisch bei sich. Eine unwirkliche Szene. Dieser Mann beginnt ihm seine Lebensgeschichte zu erzählen. Von seiner Jugend, seinem Vater, der Schwimmmeister war, von seiner Mutter, die im Kassahäuschen des Schwimmbads saß, und später von seinem Stiefbruder und erster Liebe.
    Immer wieder taucht der Mann in den nächsten Tagen auf und setzt seine Erzählungen fort.
    Fast widerwillig, aber bald mehr und mehr fasziniert hört der Bademeister ihm zu, die Geschichten lösen auch bei ihm Reflexionen über sich selbst aus.


    Im Mittelpunkt des Textes steht das Wasser. Feuchtigkeit in jeglicher Form wird immer wieder thematisiert. Das hat die Intensität von Karen Duves Regenroman.
    Die Sprache ist oft überborden, manchmal verspielt. Nicht jede Passage ist daher vollends geglückt, aber viele schon.


    Es ist ein atmosphärischer, kunstfertiger Erzählstil, bei dem der Badegast streckenweise geschwätzig wirkt, einen aber dann doch, ähnlich wie den Bademeister, in den Bann zieht.


    Einfallsreichtum und Ausdrucksstärke zeichnen den Autor aus, der im Juli 2012 beim Bachmannpreis in Klagenfurt lesen wird. Es würde mich nicht überraschen, wenn er mit einem adäquaten Text durchaus Preischancen hätte.

  • Das hört sich wirklich interessant an. Herzlichen Dank für diese Rezi. Den Titel habe ich mir gleich mal notiert. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.