Treibsand - Mouloud Mammeri

  • Verlag: Donata Kinzelbach, Mainz
    KURZGESCHICHTEN aus dem Französischen von Andreas J. Guth
    140 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Mammeri streut einmal mehr Salz in die Wunden einer kranken Gesellschaft, kämpft für Gerechtigkeit, identifiziert sich mit den Verlierern, die uns unweigerlich ans Herz wachsen.


    Über den Autor:
    Mouloud Mammeri, geboren 1917 in der Großen Kabylei. Als Dozent in Algier setzt er sich für die Anerkennung der Berberischen Minderheit ein und ist Vorreiter der Berberunruhen. 1989 kommt er bei einem Verkehrsunfall ums Leben.


    Mein Eindruck:
    Das Buch besitze ich schon lange, aber an Details konnte ich mich nicht mehr erinnern.
    Ein guter Grund, dieses Buch mit Kurzgeschichten noch einmal zu lesen.


    Mammeris Geschichten haben alle einen sozialkritischen Ansatz, seine Helden haben es schwer im Leben, dass sie als Ausenseiter führen.Ihr Scheitern ist unvermeidbar.
    Mammeri ist ganz auf ihrer Seite, ohne sie zu glorifizieren, aber er verurteilt hart die Umstände, die dazu führen und die Gleichgültigkeit der Gesellschaft.
    Er war ein Autor, der noch ganz im positiven Sinne "moralisch" schrieb.


    In der ersten Geschichte mit seinem sympathischen Helden "Namenslos" wird über einen verwaisten Jungen in Algerien erzählt.
    seine Bauernschläue und sein Einfallsreichtum sind amüsant zu lesen, aber bald wird man als Leser gewahr, dass er alles nur aus dem Grund tut, als Waise in Algerien zu überleben, ohne Bettler zu werden. Und das ist nicht leicht. Immer wieder wird Namenslos von Zorn übermannt, führt sogar eine Gruppe von Kindern an und widersetzt sich den Regeln der Ordnung, wie die Obrigkeit sie sich vorstellt. Aus dem verwahrlosten Kind wird ein hungernder Jugendlicher. Als der Erzähler der Geschichte Namenslos am Ende begegnet, erfährt man auch noch die Hintergründe von Namenslos seiner Familiengeschichte.
    Mouloud Mammeri schafft es, die Menschen in ihren durch Rollen vorgegebenen Verhalten, zu zeigen. so zum Beispiel Madame Pillot, die Frau des Bürgermeisters, die ergebnislos versucht "Das Elend der Armen zu erleichtern".


    "Wanderer zwischen Welten" überzeugt ebenfalls durch die Erzählweise über einen muslimischen Priester, der außer dem Koran auch profanere Literatur, etwa die Geschichte des Maghreb, liest.Als er im Militärdienst gegen die Truppen Rommels kämpfen soll, beschließt er den Weg durch die Wüste zu wagen.Stest treibt ihn die Suche nach dem Sinn des Lebens, aber für die Franzosen gilt er aals Deserteur, für die Ägypter als Spion und in Tripolis als unnütz.
    Hunger, Sinnlosigkeit und Gefängnis bestimmen jetzt sein Leben.


    "Die Meute" zeigt wandelnde Bewusstseinszustände eines Kollektivs. Ganz interessant gemacht, jedoch aufgrund einer fehlenden einzelnen Hauptfigur, weniger zugänglich.


    Erinnerungen an Vorfahren: zeigt die Wüste Saharas aus der Sicht eines Mannes aus dem Norden Algeriens.


    Hibiskus: Rätselhaft, aber sprachlich kunstvoll.


    Landeplätze: Die letzte Geschichte wird wieder durch einen emotionalen Ich-Erzähler getragen .Er ist Algerier und fliegt von Paris nach Kairo und gerät hier wie dort in kontroverser Diskussion über das Thema Krieg


    Mouloud Mammeri war ein Autor, der wirklich gelungene, stimmungsvolle Kurzgeschichten schreiben konnte und einen Einklang zwischen Sprache und Handlung fand, aus dem eine dichte Atmosphäre entstand.

  • Hört sich interessant an. Herzlichen Dank für diese Buchvorstellung. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.