Was sich wie eine weitere Coming of age Geschichte aus den 80ern anhört, ist eine hochdramatische Familiengeschichte aus dem modernen Israel:
Jotum ist dick, ungeschickt und etwas träge, ein Junge der nicht gerade vor Tatendrang strotzt, dafür aber die Geschehnisse in seiner Umgebung buchstäblich aufsaugt. Und so konnte ihm kein schöneres Geschenk gemacht werden als ein Aufnahmegerät, eben jener namengebende Sony. Mit diesem Sony nimmt Jotum alles auf, Familienfeiern, die Gespräche seines großen Bruders und die Zankereien seiner Eltern. Deren Ehe ist nämlich am Ende: Der Vater, Autor erfolgloser Bühnenstücke, versucht, das Familiengehalt als Ghostwriter für die Erinnerungen Holocaustüberlender aufzubessern. Doch Depressionen und Schreibblockaden suchen ihn immer wieder heim, und so flüchtet er sich ständig in Affairen. Neben diesen permanenten Reibereien seiner Eltern sorgt auch der Rest der Familien häufig für Disharmonien. Dominiert wird die Familie vom Großvater väterlicherseits, Zwi, einem Kämpfer der ersten Stunde, politisch weit rechts der Mitte, leidenschaftlicher Atheist, stur, cholerisch, aber doch irgendwie liebenswert. Ärger ist vorprogrammiert, als Onkel Nimrod, nun Onkel Abram, zum Ultraorthoxen wird, oder sich Jotums Mutter gegen die israelische Besatzungspolitik und für die Rechte der Palästinenser engagiert.
Jotum füllt also Kassette um Kassette, und so erzählt er dann auch seine Geschichte: lange Sätze, etwas atemlos, so, wie die Bänder es ihm diktieren. Heraus kommt eine Familiengeschichte, die die Zerrissenheit der israelischen Gesellschaft im Kleinen darstellt: Die Gegensätze zwischen frommen und säkularen Juden, zwischen Tauben und Falken, zwischen „Alteingessenen“ und erst vor Kurzem Zugewanderten aus allen Herren Ländern, finden sich in dieser Familie wieder. Trotzdem ist dieser Roman kein überfrachteter Problemwälzer, bei dem der Leser den Eindruck hat, der Autor habe sämtliche Konflikte dieser Welt in seinem Buch unterbringen wollen. Im Gegenteil, diese Familie ist ein stimmiges Spiegelbild der israelischen Gesellschaft. Und obwohl die so allerhand Tragöden in sich birgt, ist der Roman über weite Strecken durchaus vergnüglich, was an der kindlichen Perspektive Jotums liegt. Denn diese Tragödien sind aus der Sicht eines Kindes oft einfach nur rätselhaft und geheimnisvoll, chaotisch und eigentlich ziemlich unterhaltsam. Auch wenn es dann, wie im Buch immer wieder angedeutet, tatsächlich ein schlimmes Ende nimmt, macht der trotz allem immer liebevoll-sachliche Blick des Kindes auf seine Familie die Geschichte irgendwie tröstlich.