Wie Federn im Wind - Cindy Woodsmall

  • „Niemand ist frei, Cara. Und die, die glauben, sie wären frei, haben nur nicht lang genug darüber nachgedacht.“ (Seite 312)


    352 Seiten, kartoniert
    Originaltitel: The Hope of Refuge
    Aus dem Amerikanischen von Silvia Lutz
    Verlag: Verlag der Francke Buchhandlung GmbH, Marburg 2011
    ISBN-10: 386827216X
    ISBN-13: 978-3-86827-216-1


    Serie Adas House (Bisher zwei Bände)
    - Wie Federn im Wind (Original 2009)
    - The Bridge of Peace (Original 2010)
    - The Harvest of Grace (Original Sept. 2011)


    Zum Inhalt (Quelle: Buchrücken)


    Das Leben hat Cara Moore nichts geschenkt. Schon früh verliert sie ihre Mutter durch einen Unfall. Ihre Kindheit und Jugend verbringt sie in Pflegefamilien. Cara heiratet jung, doch nach dem frühen Tod ihres Mannes ist sie gezwungen, mit ihrer Tochter Lori ein Vagabundenleben zu führen. Immer auf der Flucht vor einem Mann, der sie verfolgt, kann sie an keinem Ort lange bleiben.
    Eine geheimnisvolle Adresse im Tagebuch ihrer Muter schenkt Cara und Lori neue Hoffnung. Ihre Suche führt sie direkt ins Herz des Amischlandes, nach Pennsylvania. Aber was hatte Caras Muter mit den Amisch zu schaffen? Und warum begegnen ihr die Bewohner von Dry Lake mit Angst und Mißtrauen?
    Nur Ephraim Mast, ein junger Schreiner, bietet Cara und Lori seine Hilfe an. Zwei Welten prallen aufeinander. Für Cara beginnt eine Reise zu den Geheimnisses ihrer Vergangenheit und ein Heilungsprozeß für die Wunden der Gegenwart.



    Über die Autorin (Quelle: Francke Verlag)


    Cindy Woodsmall lebt mit ihrem Mann in Georgia. Als ihre 3 Kinder flügge wurden, begann sie zu schreiben. Bereits ihr erster Roman wurde für einen Christian Book Awards nominiert. Ihre Freundschaften zu Mennoniten (seit ihren Kindergagen) und Amisch bereichern ihre lebendigen und authentischen Romane.


    Informationen im Internet
    - < Klick > - die Homepage der Autorin (in englischer Sprache)
    - < Klick > - Informationsseite des Francke Verlages
    - < Klick > - die Seite bei Randomhouse, dem amerikanischen Originalverlag



    Vorbemerkung


    Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein christliches Buch. Wenn ich Formulierungen wie „wir“ verwende, beziehen sich diese meist nicht auf die Gesamtgesellschaft, sondern auf den christlich geprägten Teil, dem ich mich zugehörig fühle. Ferner ist Denken und Handeln eines großen Teils der Protagonisten stark von ihrem aktiv gelebten Glauben geprägt. Handlungsweisen wie Beten oder Hinwendung zu Gott werden als normal und notwendig angesehen.



    Meine Meinung


    Es war Zeit für die Rückkehr ins Amischland. Dieses Buch stach mir im Buchregal ins Auge, und erwies sich als Glücksfall. Gestern begonnen, heute durch; ich konnte es nicht mehr zur Seite legen.


    Geschichten, in denen zwei Welten aufeinanderprallen, faszinieren mich immer, vor allem wenn es um die Englischen und um Amish geht. Die grundlegende Ausgangssituation ist ähnlich wie in Shelley Shepard Greys „Hidden“: eine englische junge Frau muß vor einem gewalttätigen Mann fliehen und landet im Amischland. Damit sind die Ähnlichkeiten aber schon erschöpft, denn die Art, wie Cara zu den Amish kommt, als auch der Fortgang der Geschichte sind ganz anders.


    Das Buch ist mit 350 Seiten etwas dicker als viele dieses Genres und so hatte ich das Gefühl, eine „rundum auserzählte“ Geschichte zu lesen. Am Ende ging manches etwas schnell, aber die verstrichene Zeit wurde deutlich erwähnt und wenn man sich diese vergegenwärtigt, paßt es denn doch wieder. Es dauert eine Weile, bis man weiß, weshalb Cara vor Mike auf der Flucht ist; die Erklärung ist so einfach wie auch erschreckend. Die Umstände, unter denen Cara und Lori im Land der Amisch eintreffen, sind dementsprechend ungünstig, und man fragt sich lange, wie das Ganze zu einem guten Ende kommen soll.


    Die Personen haben für mich glaubwürdig gehandelt, ich konnte mir alles gut vorstellen und nachvollziehen. Die Konflikte, in denen sowohl Cara als auch Ephraim gefangen sind, kamen deutlich herüber. Von der Lebens- und Denkweise der Amish habe ich Vorkenntnisse; nicht ganz im Klaren bin ich mir, wie manches ohne diese Vorkenntnisse auf mich wirken würde. Ich weiß etwa, was ein Bann bedeutet und wie das dann gehandhabt wird. Das wurde mit wenigen Worten im Buch an passender Stelle auch erklärt, inwieweit diese Erklärungen für solche, die von den Amish keine Ahnung haben, ausreichend sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Deutlich wurde jedoch an mehr als einer Stelle, daß das Leben bei den Amish nicht eitel Sonnenschein ist, sondern auch seine harten und seine Schattenseiten hat. Manche Stellen, eigentlich durch die ganze Handlung hindurch, kann man als leise Kritik an manchen Denk- und Handlungsweisen der Amish auffassen, die zwar gut gemeint sind, aber im Grunde als eher unchristlich und kontraproduktiv angesehen werden können.


    Sei so zu ihr, daß sie mich an deinem Handeln erkennt. Diesen Satz findet man an mehreren Stellen als „Aufforderung aus dem Off“ an Ephraim, und unter diesem Gesichtspunkt handelt er über weite Strecken, bisweilen ohne Rücksicht auf die Folgen für ihn selbst. Ich fand diese Grundidee gut umgesetzt. Wie immer, wenn die beiden Welten aufeinanderprallen, bleibt es nicht aus, daß man beginnt, sich Gedanken über diesen so ganz anderen Lebensentwurf der Amish zu machen. Gerade vor dem Hintergrund der derzeitigen Katastrophen in der Welt der Englischen, frage ich mich durchaus, ob nicht wir Englischen mehr von den Amish lernen könnten als diese von uns.


    Das war mein erstes, mit Sicherheit aber nicht mein letztes Buch dieser Autorin. Die Sisters of The Quilt-Trilogie habe ich schon hier und werde sie gewißlich bald zum Lesen einplanen. :-)


    Manchmal muß man das Richtige tun, auch wenn es überhaupt nicht so aussieht, als wäre es das Richtige. (Seite 163)



    Kurzfassung:


    Cara und ihre Tochter Lori landen auf ihrer Flucht vor einem gewalttätigen Mann bei einem Amish und sind unversehens auf der Suche nach den Wurzeln und dem richtigen Platz im Leben.



    Edit. Bibliographische Angaben ergänzt, Tippfehler berichtigt.


    ASIN/ISBN: 386827216X

    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Mir hat es wirklich gut gefallen, auch mit einem Tag Abstand bin ich noch innerlich ganz zufrieden über das Buch. :-)


    Was ich in der Rezi vergessen hatte zu erwähnen ist, daß mir auffällt, daß die jüngste Geschichte immer mehr Eingang in die amerikanische Unterhaltung findet (zumindest in den Teil davon, den ich mir zu Gemüte führe). Das trifft sowohl auf Weihnachtsfilme, wie etwa "The Christmas Card, Weihnachtsbücher wie Debbie Macombers "Call Me Mrs Miracle" (in beiden Fällen Afghanistankrieg) oder hier (9/11), mit dessen traumatischen Folgen einer der Protagonisten zu kämpfen hat, zu.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das Buch ist wirklich überaus interessant zu lesen.
    Es wird deutlich, dass das Leben bei den Amish mit einer Menge Regeln unterlegt wird.


    "Hier gibt es mehr Regeln als Mücken im Stall" wird an einer Stelle im Roman gesagt.
    Ich stelle mir vor, dass das nicht für jeden immer einfach ist.
    Exkommunizierung oder Belegung mit einem Bann sind harte Maßnahmen, um die strengen Regeln durchzusetzen.


    Der Protagonist Ephraim ist ein ziemlich gefestigter Mann, der es schafft mit dem Bann fertig zu werden, aber ich kann mir vorstellen, dass empfindlichere Menschen daran verzeweifeln können.


    Dieser Bann erinnerte mich an eine Episode in Twilight Zone "To see the invisble man", basierend auf eine Story von Robert Silverberg.
    Eine ziemlich drastische Maßnahme.


    Grundsätzlich verurteile ich das nicht, dass die Amsh ihre Lebensweise mit so radikalen Mitteln verteidigen, in anderen Lebensweisen und Religionen gibt es vergleichbare Mittel. Dennoch empfinde ich die Maßnahmen und die Vorbehalte gegen Fremde auch jetzt nicht gerade als Zeichen für große Toleranz.


    Cindy Woodsmalls Verdienst ist es, die Situation angemessen und fair und gleichzeitig auch informativ zu thematisieren.

    Wie Cara mit ihrer Tochter bei den Amsih in ihrer schwierigen Notlage Zuflucht sucht, wird ebenso nachvollziehbar beschrieben wie die Passagen, wie sie auf die Leute wirkt.
    Ich war letztlich froh, dass der Stalker keine große Rolle spielt und der Roman keine unangemessene Dramatik verwendet.
    Die Autorin konzentriert sich darauf, die unterschiedlichen Lebenssituationen zu beschreiben. Werten kann dann der Leser.