Originaltitel: The Screaming of the Innocent
Klappentext:
Botswana, im Süden des afrikanischen Kontinents: Die junge Amantle muss ihr soziales Jahr absolvieren, und dafür hat sie sich ein kleines Krankenhaus in einem abgelegenen Dorf ausgesucht, denn sie möchte später gerne Medizin studieren. Dort angekommen, muss sie erkennen, dass ihr Idealismus nicht unbedingt gerne gesehen ist. Die Klinik wird von zwei Krankenschwestern geleitet, die es hassen, in dieser Einsamkeit leben zu müssen, und die ihre Patienten dementsprechend behandeln. Auch Amantle geht es in dieser Hinsicht nicht besser. Eines Tages muss sie eine Rumpelkammer aufräumen, in der sie eine Kiste mit blutverschmierten Kleidern findet, auf der "Neo Kakang" steht, der Name eines kleinen Mädchens, das vor fünf Jahren spurlos verschwand. Der Mutter hatte man damals eingeredet, ihr Kind sei von wilden Tieren gefressen worden. Nun stellt sich die Situation auf einmal vollkommen anders dar. Ist das Mädchen etwa einem Ritualmord zum Opfer gefallen? Mit Hilfe einer befreundeten Anwältin beginnt Amantle die schwierige Suche nach dem wahren Täter ...
Über die Autorin:
Unity Dow ist Botswanas erste und einzige Bundesrichterin. Sie hat einen großen Ruf als Menschenrechtsanwältin und war maßgeblich an verschiedenen Gesetzen für die Besserstellung von Frauen im Lande beteiligt. "Die Beichte" ist ihr erstes Buch, das auf Deutsch erscheint, und das zweite aus ihrer Feder. Zuvor hat sie bereits einen viel beachteten Roman über die Aidsproblematik des Landes geschrieben. Unity Dow lebt mit ihrer Familie in Lobatse, Botswana.
Meine Meinung:
Neo, ein 12jähriges Mädchen ist 1994 einem Ritualmord zum Opfer gefallen. Am Anfang der Geschichte werden die Haupttäter und, so weit es geht, deren Beweggründe für die Tat vorgestellt. Fünf Jahre später findet die Sozialarbeiterin Amantle die Kleidungsstücke des Kindes im Lagerraum der Krankenstation von Neos Heimatdorf. Die Dorfbewohner sind aufgebracht: Die Kleider waren damals spurlos aus dem Polizeiarchiv verschwunden. Die Aufklärung des Mordes scheint nach so langer Zeit ausgeschlossen, doch Amantle will den Dorfbewohnern und vor allem Neos Mutter die Genugtuung verschaffen, dass die Polizei die Vertuschung zumindest zugibt. Amantle bittet ihre Freundin, eine Anwältin, um Hilfe. Am Ende steht die Beichte eines bis dato unerkannten Mittäters und die Frage: "Wenn wir nicht wagen, dem Bösen entgegenzutreten, wer beachtet dann die Schreie der Unschuldigen?"
Das Buch ist kein literarisches Kunstwerk und auch kein Krimi, sondern die Autorin hat ein Anliegen: Ritualmord zu thematisieren. Sie verpackt das Thema in eine Geschichte, erzählt in einer einfachen Sprache, illustriert mit vielen - nebensächlichen - Episoden über gesellschaftliche Strukturen und das Alltagsleben im ländlichen Botswana, macht rangniedere Polizeibeamte lächerlich, hebt den Mut und die Entschlossenheit einiger Frauen vielleicht ein wenig zu sehr hervor und stellt am Ende sehr plakative Fragen.
Ich habe mich trotz des ernsten Themas beim Lesen amüsiert und einiges über Botswana erfahren. Die eigentliche Beichte hat mich schockiert - das Kind wurde bei lebendigem Leibe zerstückelt, und solche Dinge passieren wirklich, auch in der realen Welt …
Wer mehr über Unity Dows Anliegen lesen möchte, findet hier (ab S. 10 des pdf-Dokuments) ein Interview: