Eine Liebe in Afrika – Sarah Stone

  • Verlag: Rowohlt, 2004
    Taschenbuch: 380 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Inmitten der grünen Hügel Afrikas liegt Bujumbura. Hier arbeitet die Amerikanerin Anne seit zwei Jahren für eine Menschenrechtsorganisation. Als sie Jean-Pierre trifft, den burundischen Prinzen und Regierungsbeamten, fegt die Liebe alle Unterschiede zwischen ihnen hinweg. Doch dann bricht in Burundi ein Bürgerkrieg aus, und Annes Mutter erkrankt. Von zwei Kontinenten aus kämpfen die Liebenden verzweifelt um eine gemeinsame Zukunft. Werden ihre Gefühle diese Probe überstehen?


    Über die Autorin
    Sarah Stone wurde 1961 in San Francisco geboren, studierte Kreatives Schreiben an der University of Michigan und unterrichtet an der University of California. Nach dem Studium verbrachte sie 3 Jahre in Bujumbura in Burundi, wo sie am Jane Goodall Institute Englisch lehrte und als Berichtserstatterin für Menschenrechtsfragen tätig war. Heute lebt sie mit ihrem Mann in der Nähe von San Francisco.


    Meine Meinung:
    Burundi in Ostafrika erlangte 1962 Unabhängigkeit von der Kolonisation durch Belgien. In Burundi herrschten schon 1972 blutige Auseinandersetzungen zwischen Hutu und Tutsi, 1993 kam es nach der Ermordung des amtierenden Präsidenten Melchior Ndadaye durch Tutsis zum blutigen Bürgerkrieg, der viele Tote und unglaubliche Grausamkeiten bedeutete. Ca. 250.000 Tote und mehr als eine Million Vertriebene. Im Nachbarstaat Ruanda kam es 1994 ebenfalls zum Völkermord.
    Nach dem 13 Jahre währenden Bürgerkriegs in Burundi stürzte das Land in völlige Armut, die Hungersnöte ungekannten Ausmaßes auslösten.


    Sarah Stone behandelt diese Ereignisse, angesiedelt ist die Handlung nur in Burundi vor und während der Auseinandersetzungen.
    Das muss man der Autorin zugute halten, dass sie über dieses schlimme, unbequeme Thema schreibt. Viele andere Autoren bevorzugten die schöneren afrikanischen Länder um dort harmlose Liebesgeschichten vor malerischer Kulisse stattfinden zu lassen.


    Allerdings bin ich mit Sarah Stones Romanführung auch nicht zufrieden, denn auch sie stellt eine Liebesgeschichte zu sehr in den Mittelpunkt.


    Anne stammt aus San Francisco und arbeitet in Burundis Hauptstadt Bujumbura für eine Menschenrechtsbewegung „free africa“, nachdem sie vorher für die Aidsaufklärung tätig war. Sie gibt selbst schnell zu, von der politischen Situation in Burundi nicht viel zu wissen, die Gründe für die Todfeindschaft zwischen Hutu und Tutsi sind allerdings auch wirklich kompliziert und stammen teilweise auch von der Kolonialzeit her.
    Am eindrucksvollsten sind die Abschnitte, die zeigen, wie sich Anne als Fremde im Lande nur mühsam zurechtfindet. Das ist glaubhaft geschildert.


    Anne ist verliebt in den Tutsi Jean-Pierre, ein Regierungsbeamter und hat eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit ihm. So ganz kannte sie ihn aber doch nicht wirklich, denn bei Ausbruch des Krieges stellt sich heraus, dass er früher Hauptmann beim Militär war. Wahrscheinlich ist daher, dass auch er in Gräueltaten verstrickt war.
    Sarah Stones Roman zeigt daher vielleicht besser, dass westliche Unverständnis oder Nichtwissen, als das wirklich eine Geschichte des Landes Burundi erzählt wird.


    Das hat mich schon gestört, dass es nach Ausbruch der Kämpfe erst einmal nur Szenen in Kalifornien gibt. Anna war logischerweise aus Sicherheitsgründen dorthin zurückgekehrt. Es ist erst einmal die familiäre Situation inklusive Annes krebskranker Mutter, die mehr beleuchtet wird als die Geschehnisse in Burundi, die mich als Leser an dieser Stelle aber mehr interessiert hätten.
    Jean-Pierre besucht sie dann dort, doch er will zurückkehren nach Burundi.


    Sarah Stone macht zu wenig aus dem Stoff, doch immerhin scheut sie sich auch nicht davor, drastische Szenen zu zeigen. Doch im letzten Viertel des Romans gibt sie das Thema praktisch vollständig auf.
    Um das Schicksal Burundis tiefer zu verstehen, gilt es wohl, andere Autoren zu finden.


    Eine Liebe in Afrika ist in erster Linie eine Geschichte einer Frau, die für eine Menschenrechtsorganisation arbeitete und die auf dem Weg zu sich selbst ist. Wer das lesen möchte wird gut bedient, wenn auch die Sprache etwas zu harmonisch und an der Oberfläche gehalten wird.