Die Promenade – Véronique Olmi

  • Antje Kunstmann Verlag, 2009, 240 Seiten
    Originaltitel: La Promenade des Russes
    Aus dem Französischen von Claudia Steinitz.


    Kurzbeschreibung:
    Mitten im Nizza der 1970er Jahre wächst die dreizehnjährige Sonja bei ihrer alten Babuschka auf. Babuschka ist keine gewöhnliche Großmutter, mit ihr taucht man in eine andere Welt ein: in die Welt Russlands zur Zarenzeit, aus der die Revolution sie wie viele Exilrussen an die Cote d'Azur vertrieben hat. Tschechow und Stalin, Rasputin und die Romanows geistern seitdem durch Babuschkas Erzählungen. Auf den Spaziergängen mit ihr muss man sich in Acht nehmen, denn der russische Geheimdienst ist überall. Doch das Schlimmste sind die Briefe: Warum nur hat die Großmutter sich in den Kopf gesetzt, täglich in holprigem Französisch an den französischen Staatspräsidenten und den Herausgeber der Zeitschrift "Historia" zu schreiben, denen sie die Wahrheit über die Ermordung der Zarenfamilie verkünden will? Anastasia ist in Babuschkas Erzählungen präsenter als Sonjas Mutter, die sich auch schon länger nicht mehr hat blicken lassen ...



    Über die Autorin:
    Veronique Olmi, 1962 in Nizza geboren, zählt in Frankreich zu den bekanntesten jungen Theaterautorinnen. "Meeresrand" ist ihr erster Roman. Olmi lebt heute in Arles.


    Meine Meinung:
    Die Eltern der 13jährigen Sonja sind geschieden, deswegen lebt sie bei ihrer alten Großmutter in Nizza. Die Babucshka stammte aus Russland ist einst nach dem Sturz des Zaren nach Frankreich geflohen.
    Jetzt ist sie alt und krank, und allmählich kehren sich die Verhältnisse zwischen Sonja und ihrer Großmutter um. Sonja ist es schließlich, die sich um die Babuschka kümmert und auf sie aufpasst. Der Roman ist reich an Details. Die Gefühle der eigentlich zurückhaltenden, verschlossenen Sonja werden dem Leser gut übertragen. Auf ihre Eltern kann Sonja nicht bauen. Die Mutter jagt ihren Träumen nach und reist ohne Sonja nach Paris, der distanzierte Vater leidet unter Versagensängsten und badet in Selbstmitleid, um Sonja kann und will er sich nicht kümmern. Nach einem Sturz muss die Großmutter ins Krankenhaus.
    Noch einmal beweist sie in einem Kraftakt ihre Willensstärke, als es gilt sich gegen Vorurteile aufzulehnen und durchzusetzen.


    Der Roman behandelt einerseits Sonja, die Ich-Erzählerin, und das Ende ihre Kindheit, andererseits aber gleichrangig die Geschichte des Ende eines Lebens, in dem viel geschehen ist und das nicht ohne Geheimnisse war. Das Portrait der beiden ist realistisch und imponierend.


    Veronique Olmi verfügt dabei über eine klare, genaue Sprache. Das unspektakuläre ihres Stils ist beeindruckend. Sie enthält sich jeden Pathos!
    „Die Promenade“ ist der beste Roman von Veronique Olmi, den ich bisher gelesen habe.

  • Danke für die Rezi. :wave Das Buch subbt bei mir und rutscht nun auch (gedanklich) ein bisschen höher.


    Der Klappentext hatte mich angesprochen, ich kenne sonst noch nichts von Véronique Olmi. Irgendwann lief auf ARTE mal ein Themenabend über die Côte d'Azur, dabei beschäftigte sich eine ganze Sendung, oder zumindest ein Teil einer Sendung mit den russischen Emigranten nach der Revolution, die sich dort niedergelassen hatten. Ein paar Eindrücke von Häusern und alten Fotos sind mir noch im Gedächtnis geblieben, sozusagen als optischer Hintergrund für diese Geschichte. ;-)


    Ähm, ... aus Platzmangel habe ich sogar schon ein paar Bücher mit dem Cover nach vorne vor die anderen ins Regal gestellt, die sind aber bewusst ausgesucht, dazu gehört auch "Die Promenade", da ich das Cover sehr schön, schlicht und atmosphärisch finde.



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