Und jeden Tag denk ich an dich - Wendy Jean

  • Kurzbeschreibung


    "Das Schrecklichste, was mir in meinem Leben wiederfahren ist, ist die Tatsache, dass ich nicht entführt wurde."


    Bethany Fisher war noch ein Baby, als ihr vierjähriger Bruder Michael entführt wurde. Dennoch vermisst sie ihn schmerzlich. Ihre Mutter ist nie über den Verlust hinweggekommen und widmet all ihre Zeit der Suche nach dem verlorenen Sohn - statt der Erziehung der anwesenden Tochter. Obwohl Bethany als Kind unter der fehlenden Fürsorge litt, wächst sie zu einer jungen Frau heran, die mit beiden Beinen fest im Leben steht. Sie erkennt, wie viel Trost sie der Mutter all die Jahre über spendete, doch da scheint es für eine Versöhnung zu spät.



    Zur Autorin


    Wendy Jean hat lange Jahre in Asien als Journalistin und Englischlehrerin gearbeitet. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann an der Westküste Kanadas. "Und jeden Tag denk ich an dich" war ihr erster Roman.



    Meine Meinung


    "Und jeden Tag denk ich an dich" ist mir als TB und ME bei Weltbild wegen dem schönen Cover gleich ins Auge gefallen. :-)
    Die Geschichte beginnt direkt mit dem Mord an einem Fremden, den die Mutter der Protagonistin aus Effekt begeht. Um den Bewegungsgrund dieser Tat besser zu verstehen, muss man tiefer in ihre Vergangenheit blicken: Im zarten Alter von vier Jahren wurde ihr Sohn (und erstes Kind) Michael auf einer Kirmes entführt. Diese Kindesentführung konnte und wollte die Mutter fast 15 Jahre lang nicht überwinden und akzeptieren. Im Laufe dieser langen Zeit war es regelrecht ein Tabuthema in der Familie gewesen davonzusprechen, dass Michael möglicherweise nie wieder zu ihnen zurückkomen wird, trotz der ausführlichen Suchen nach ihm. Die Ehe ging in die Brüche und die Beziehung zu ihrer Tochter Bethany, die zum Zeitpunkt der Entführung noch ein Baby war und somit nur schwache Erinnerungen an ihren Bruder hatte, hat sich ebenfalls rapide verschlechtert. Bethany kommt sich an der Seite ihrer Mutter unbedeutend vor, da die Mutter ihr wenig Aufmerksamkeit zeigt und sich wenig mit ihr beschäftigt. Stattdessen kauft sie jedes Mal, wenn es an der Zeit ist, dass Bethany etwas Neues braucht, ebenfalls ihrem Sohne etwas - immer für den Fall, dass er jeden Tag gefunden wird und wieder nach Hause kommt. Bethany findet keinen Draht zu ihrer Mutter - besonders zu ihrer Teenagerzeit, wenn sie sie am meisten gebraucht hatte. Schließlich kommt sie zu dem Entschluss, dass ihre Mutter es lieber gehabt hätte, wenn nicht Michael, sondern sie entführt worden wäre. Ihre Mutter zeigt auch keine Freuden darüber, dass Bethany so gut in der Schule ist, dass sie einige Klassenstufen überspringen durfte, sowie nicht als sie eine sehr gute Stelle als Polizeizeichnerin im Rahmen der Opferhilfe mit neunzehn Jahren erhielt. Durch Bethanys Arbeit, fand ihre Mutter die Zeichnung eines Kindesentführers, den sie später im Supermarkt wiederzuerkennen scheint und ihm heimlich bis nach Hause folgt. Dort erschlägt sie ihn auf grausame Art, ruft die Polizei noch von seiner Wohnung aus an und wird verhaftet. Jedoch kann sie sich an diese Tat nicht mehr erinnern und die Polizeibeamten und Bethany möchten versuchen, dass ihre Mutter sich selbstständig an diesen Mord erinnert, da sie der Meinung sind, dass es nur dadurch möglich ist herauszubekommen, warum eine alte Frau so eine grauenhafte Art begangen hat. Auf diesem Wege werden unbewusste Gefühle von Bethany ebenfalls erwacht und ihr erscheinen viele Dinge aus ihrem Leben klarer. Durch ihre Geschichte ringt sie mit sich in vielen und schwierigen Gefühlslagen: Verachtung für den Bruder; Hass, jedoch auch Liebe zu ihrer Mutter.


    Das Buch ist in vier Teile mit insgesamt 42 Kapiteln untergliedert. Allein wegen der vielen und kürzeren Kapiteln macht das Lesen Spaß und ständig wollte ich wissen wie es weitergeht. ("Och! Ein Kapitel geht ja noch...")
    Jedes zweite Kapitel handelt von Kindheitserinnerungen, die Bethany Fisher wieder erwachen lässt und den Leser in die Welt ihrer Familie eintauchen lässt. Diese Kindheitserinnerungen enden mit dem Moment als ihre Mutter soweit die Realität schon verlassen hat und sich in der Garage versteckt um Möbel zu restaurieren und Bethany ihr sagen möchte wie sehr sie sie vermisst und ihr sagt, dass sie schwanger sei. Auf Grund dieser Lebenseinblicke hat das Lesen viel Spaß gemacht und man entdeckt weitere Charakterzüge der Figuren. Ich habe regelrecht mit Bethany mitgelitten als sie um die Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Mutter gekämpft hat.
    Ein schönes Buch. Wunderschön geschrieben, absolut verständnisvoll und angenehm für ein ruhiges Wochenende. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass für Eltern dieses Buch anstrengend sein könnte. Traurig ist das Buch allemal für mich gewesen!
    Den Weg zu sich selber zu finden, lernen loslassen zu können - schön umschrieben worden in der Geschichte einer jungen Frau.

  • danke für die tolle rezi...hört sich echt super an, das buch. ich werd wohl ernsthaft überlegen, ob ich mir das buch gönne (kein geld^^)

    ohne träume ist das leben so langweilig wie 7 koffer voller weißbrot (janosch - oh wie schön ist panama)

  • Zitat

    Original von marie-isabel
    danke für die tolle rezi...hört sich echt super an, das buch. ich werd wohl ernsthaft überlegen, ob ich mir das buch gönne (kein geld^^)


    Danke marie-isabel!


    Habe es als ME bei Weltbild ergattern können! Aber habe mal bei amazon.de geschaut - da gibt es das Buch gebraucht auch schon recht günstig.


    Hier mal ein Bild von der Hardcoverversion. [Jedoch hat mich die TB-Ausgabe total angesprochen mit dem schönen Bild! Aber die HC-Version ist auch sehr schön...]