Die Sache mit dem Glück – Yael Hedaya

  • Diogenes, 2008
    158 Seiten


    Originaltitel: Matti
    Aus dem Hebräischen von Ruth Melcer


    Kurzbeschreibung
    Matti, Ehemann und Vater zweier kleiner Söhne, ist sein Leben lang nicht über die unglückliche Liebe zu einer Fünfzehnjährigen hinweggekommen. Seine Frau weiß, daß sie für ihn immer nur zweite Wahl war, und doch hofft sie, daß die Gegenwart eines Tages mehr wiegen würde als die Vergangenheit, doch vergebens. Sie beginnt die Phantasiegeliebte ihres Mannes zu hassen bis sie ihr eines Tages gegenübersteht.


    Über den Autor
    Yael Hedaya, geboren 1964 in Jerusalem, dort Studium der Philosophie und Anglistik und New York Kreatives Schreiben. Heute tätig als Journalistin für verschiedene israelische Zeitschriften und wohnt bei Tel Aviv.


    Meine Meinung:
    Ein verheirateter Mann erkrankt unheilbar an einem Gehirntumor, sein Tod ist gewiss. Dennoch ist Liebe das Thema des Buches. Das Scheitern der Liebe allerdings! Vor 10 Jahren hat Matti Rosen ein 15jähriges Mädchen geliebt. Eine Liebe, die er nicht vergessen kann. Nach einem Jahr trennen sie sich. Er heiratet eine andere Frau, bekommt 2 Kinder, eine konventionelle Ehe in einem ganz normalen Alltag.
    Im Angesicht seines Todes, will ihn die inzwischen 25jährige Alona noch einmal besuchen, um Abschied zu nehmen. Und trifft auf Mira, die Ehefrau.


    Die Geschichte wird in 3 Erzählperspektiven erzählt. Der Mann hat keine davon.
    Es sind seine Frau Mira, das Mädchen Alona und als Erzählkollektiv die Ärzte.
    Diese wechselnde Perspektive funktioniert gut, es entsteht eine besondere Erzählhaltung.


    Gegen Ende gehen 2 der Erzählstimmen fast ineinander auf, Satz für Satz wechseln sie sich ab. Das ist trotzdem gut lesbar, da Alonas Text kursiv gehalten ist.


    Die Autorin wird von einer Züricher Zeitung zusammen mit Zeruya Shalev und Judith Kazir als Spezialistin für die Erforschung des Privaten bezeichnet. Das ist tatsächlich ansatzweise zutreffend, findet seine Grenze jedoch im thematisch beschränkten Stoff.


    Der schlimme Krankheitsverlauf mit dem Zerbrechen der Persönlichkeit und den körperlichen Verschlechterungen wird zwar deutlich beschrieben, hat jedoch keine sehr große Wirkung, da der Schwerpunkt auf die Reaktionen der Angehörigen, z.B. den Kindern liegt.
    Eine erweiterte Handlungsebene mit Ergebnis eines deutlich größeren Gesamtumfangs wäre vielleicht wünschenswert gewesen, jedoch wollte die Autorin sicher nur so viel Erzählen, wie sie es getan hat.
    Auch mich wirkt das Buch im Prinzip als Novelle!


    Das Buch spielt in Israel, aber die Handlung könnte überall sein. Nur sprachlich gibt es landesspezifische Einflüsse, wenn Mira mit dem Kosenamen Mirale bezeichnet wird oder das Pessach-Fest erwähnt wird.
    Von mir gibt es 8 Punkte für diese Erzählung!