Blutige Asche
Marion Pauw
Aus dem niederländischen: Christiane Burkhardt
Wilhelm Heyne Verlag München
ISBN:9783453407374
383 Seiten, 8,95 Euro
Über die Autorin: Marion Pauw, 1973 in Tasmanien/Australien geboren, wuchs in den Niederlanden auf. Sie ist Schriftstellerin und Kolumnistin und arbeitete als Schlussredakteurin und Konzeptentwicklerin für verschiedene Werbeagenturen, bevor sie für einige Jahre in der Karibik lebte. Marion Pauw wohnt nun in Amsterdam, wo sie an ihrem nächsten Roman arbeitet. „Blutige Asche“ wurde mit dem renommierten Gouden Strop-Preis als bester Kriminalroman de Jahres ausgezeichnet.
Handlung: Iris Kastelein ist schockiert: Ihr Bruder Ray soll zwei Menschen brutal ermordet haben. Dabei kann er in ihren Augen keiner Fliege etwas zuleide tun. Doch nachdem ihr die eigene Mutter die Existenz des Bruders ihr Leben lang verschwiegen hat, wem soll sie da überhaupt noch vertrauen? Die junge Frau bekommt zu spüren, dass Familiengeheimnisse tödlich sein können. Auch für sie.
Meine Meinung: Ich habe mir das Buch im Original im letzten Jahr in den Niederlanden gekauft und gelesen, und war jetzt neugierig auf die Übersetzung, die, wie ich finde, sehr gelungen ist. (Das Cover war allerdings bei der Originalausgabe meiner Meinung nach wesentlich schöner)
Die Rechtsanwältin Iris ist völlig entsetzt, als sie herausfindet, dass ihre Mutter ihr einen Bruder verschwiegen hat. Dieser Bruder sitzt wegen Mordes an seiner Nachbarin und deren kleiner Tochter in der geschlossenen Psychiatrie. Als sie ihn kennen lernt, kann sie sich nicht vorstellen, dass dieser Mann ein brutaler Mörder sein soll. Ihre Mutter hilft ihr nicht und schweigt, doch Iris ermittelt auf eigene Faust und stößt dabei auf immer mehr Ungereimtheiten.
Zwei Erzählstränge ziehen sich durch das Buch. Iris, die allein erziehende Mutter eines schwierigen Kleinkindes, ist völlig fassungslos, als sie entdeckt, wie fremd ihre Mutter ihr all die Jahre war und möchte unbedingt mehr über die Vergangenheit der Familie erfahren. Sie erzählt die gegenwärtige Handlung.
Mit der Person des Ray hat Marion Pauw eine interessante Persönlichkeit geschaffen. Er berichtet von seinem gegenwärtigen Alltag in der geschlossenen Psychiatrie und nähert sich in Rückblenden langsam dem Tag, an dem der Mord begangen wurde. Durch seine Art zu erzählen, seine Sicht auf seine Umwelt damals, wie heute, merkt man, dass er unter einer autistischen Behinderung leidet.
Einfühlsam und mit viel Gespür geht die Autorin hier vor und macht damit aus diesem Buch mehr als einen bloßen Thriller - Sie zeigt den Weg eines Menschen, der an der Ignoranz und Kälte seines Umfeldes scheitert, der immer wieder flüchtet und doch nicht entrinnen kann - vor sich selbst und vor denen, die ihm schaden wollen. Bis zuletzt bleibt man im Unklaren, zweifelt immer wieder, ob Ray ein eiskalter Mörder ist, der sich geschickt verstellt, oder ob er, der in seiner Kindheit schon einmal eine grausame Tat begangen hat, in diesem Fall unschuldig ist.
Dieser Zweifel hält über die gesamte Länge des Buches die Spannung aufrecht, führt dazu, dass man jeden Satz den Ray erzählt, genauer betrachtet und auf Hinweise nach seiner Schuld hinterfragt.
Diese beiden Erzählperspektiven haben mir sehr gut gefallen. Man bekommt ein Bild von beiden Protagonisten und kann so das Geschehen aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und beurteilen. Nicht besonders gut gelungen fand ich die teilweise abrupten Wechsel der beiden Erzähler. Zwar beginnt fast jedes Kapitel mit einem Wechsel, doch der ist nirgendwo angekündigt und da beide in der Ich-Perspektive berichten, muss man sich immer wieder neu überlegen, ob nun gerade Ray oder seine Schwester an der Reihe ist.
Mein Fazit: Obwohl sich mir beim Lesen keine Gänsehaut einstellte, so hat mich dieser gut gemachte und spannende Thriller prima unterhalten und ich würde 7 von 10 Eulenpünktchen vergeben.