„Er ist ein großer, wunderbarer Gott,“ sagte Gösta Berling. „Er hat meiner gespottet und mich verworfen, aber er will mich nicht sterben lassen. Sein Wille geschehe!“ (Seite 32)
544 Seiten, kartoniert
Originaltitel: Gösta Berlings saga
Aus dem Schwedischen von Pauline Klaiber-Gottschau
Verlag: DTV Verlag, München 2007
ISBN-10: 3-423-19114-7
ISBN-13: 978-3-423-19114-2
Ich selbst besitze eine alte Ausgabe aus dem Hesse & Becker Verlag, Leipzig oJ (ca. 1930) in Frakturschrift, auf die sich meine Angaben beziehen.
Kurzinhalt (Quelle: eigene Angabe)
In teilweise lose verknüpften Einzelgeschichten, die sich kunstvoll verknüpft zu einem grandiosen Ganzen fügen, erzählt Selma Lagerlöf die Geschichte des abgesetzten Pfarrers Gösta Berling. Wie er von der Majorin vor dem Tod gerettet und der Anführer der Kavaliere auf Ekeby wird, nachdem die Majorin von dort vertrieben wurde. Wir lesen von Höhen und Tiefen bis hin zu seiner Läuterung. Von einem Don Juan, der mit seinen Kumpanen sorglos in den Tag hineinlebt, dessen Weg Not, Leid und Tod begleiten, bis hin zu dem Zeitpunkt, da ihm seine Schuld bewußt wird. Und wer weiß, vielleicht hat das sogar Auswirkungen auf die verstorbene Magareta Celsing. Oder ist sie gar nicht tot? Und wer ist Margareta Celsing überhaupt? Das, das jedoch muß man schon selbst nachlesen.
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Über die Autorin (Quellen: Verlagsangabe, Wikipedia)
Selma Lagerlöf wurde am 20. Nov. 1858 auf dem Familiengut Mårbacka im schwedischen Värmland geboren. Gegen den Wunsch des Vaters ging sie 1881 nach Stockholm und absolvierte eine Ausbildung zur Grundschullehrerin. Diesen Beruf übte sie nach dem Tod des Vaters ab 1885 für zehn Jahre aus. In dieser Zeit schrieb sie ihren ersten Roman „Gösta Berling“, der 1891 erschien. Er wurde zunächst schlecht, auch was die Verkaufszahlen angeht, aufgenommen und begann erst ab 1893 seinen Aufstieg zu einem der meistgelesenen schwedischen Romane. Seit 1895 war sie als freie Schriftstellerin tätig.
Im Jahre 1909 erhielt Selma Lagerlöf als erste Frau den Literaturnobelpreis, 1914 wurde sie das erste weibliche Mitglied der Schwedischen Akademie, 1928 schließlich erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald, nachdem sie bereits 1907 dieselbe von der Universität Uppsala (Philosophie) erhalten hatte.
Als Folge des erhaltenen Nobelpreises konnte sie das elterliche Gut Mårbacka, das wegen Schulden im Jahre 1890 verkauft worden war, zurückkaufen. Am 16. März 1940 starb die Autorin in ihrem Haus an einem Schlaganfall.
Weitere und ausführlichere Informationen im Internet:
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- < Klick > - eine Biographie auf dichterinnen.de
- < Klick > - das sagt Wikipedia
- < Klick > - das steht im englischen Wikipedia
- < Klick > - hier auch die Seite im schwedischen Wikipedia
- < Klick > - hier noch die Website der schwedischen Selma-Lagerlöf-Gesellschaft (in schwedischer Sprache)
Informationen zum Värmland
- < Klick > - die offizielle Seite des Värmlandes (in schwedischer und englischer Sprache)
- < Klick > - die Seite Visit-Sweden (in deutscher Sprache), auf Unterseiten Informationen über Schweden und das Värmland abrufbar
- < Klick > - die Wikipedia Seite zum Fryken-See, dem Vorbild für den „Löven“.
- < Klick > - hier noch die Wikipedia-Seite übers Värmland selbst
Meine Meinung
In der Kirche von Svartjö führt eine Treppe zur Orgelempore, unter welcher eine Abstellkammer zu finden ist. Dort stand seit Menschengedenken eine alte, vom Staub bedeckte Truhe. Was konnte wohl in einer Truhe mit der Aufschrift „Labor vincit omnia“* enthalten sein? Warum stand sie eigentlich dort - oder steht sie noch immer? Warum um alles in der Welt würde eine andere Aufschrift eigentlich viel besser passen? Und wie beginnt man eigentlich eine Buchvorstellung, der man sich nicht gewachsen fühlt?
Nun, zumindest die letzte Frage hat sich, indem ich das schreibe, bereits beantwortet. So werden sich auch die Lösungen der anderen Fragen finden. Im Advent 2009 war die sechsteilige Verfilmung von „Gösta Berling“ bei Mitterauer im Sonderangebot. Angeregt dadurch habe ich nun das Buch gelesen und parallel die ausgezeichnete Verfilmung angesehen. (Zum Film in einem separaten Post mehr.)
Es ist ein weiter Bogen, den die Autorin spannt, obwohl er zeitlich (auf die Haupthandlung bezogen) gerade mal ein Jahr umfaßt.
Und es war, als senke sich eine heilige Ruhe auf die ganze Gegend herab. Es war, als erstrahlten die Höhen, als lächelten die Täler, als färbten die Herbstnebel sich rosig. (Seite 487) Damit wird eigentlich sehr schön die Stimmung beschrieben, in die mich dieses Buch versetzt hat. Wobei es etwas seltsames an sich hat, was ich kaum in Worte zu fassen vermag. Ich empfinde den Stil gleichzeitig als distanziert und dennoch nah am Geschehen, nah an den Personen. Es ist, als ob ein Märchen, eine Sage aus alter Zeit erzählt wird; eine Sage, der ich gespannt lausche, die mich mitnimmt, mich erschüttert, mich zum Lachen und zum Weinen bringt, himmelhochjauchzend - zu Tode betrübt. Und mich dennoch in den schönsten und auch den schlimmsten Momenten nicht den Boden unter den Füßen verlieren läßt. Die Aufbauend, aber niemals deprimierend wirkt. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals solches über ein Buch gesagt zu haben.
„Gösta Berling“ ist wohl im besten Sinne ein etwas altmodischer Roman, der die Hektik und Getriebenheit der heutigen Zeit dankenswerterweise völlig missen läßt. Immer wieder wird die Handlung durch Ruhepole, wie die Beschreibung einer Landschaft, eines Bildes, der Erzählung einer alten Geschichte, unterbrochen. Was manche als wohl als „Längen“ bezeichnen würden, habe ich nie als solche empfunden. Im Gegenteil, ich habe diese Abschweifungen genossen, konnte ich doch länger im Värmland der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verweilen, wurde in allen Sinnen die Welt der großen wie der kleinen Menschen lebendig, als ob ich selbst dabei gewesen wäre.
Immer wieder wendet sich die Autorin dabei direkt an die Leserschaft, was auf mich den Eindruck des „Hineinziehens in Buch und Handlung“ noch verstärkt hat. Über weite Strecken hatte ich wirklich das Gefühl, daß ich nicht ein Buch lese, sondern einer außerordentlich begabten Geschichtenerzählerin lausche, die mich wieder und wieder mit Ihrer Erzählung von tatsächlich stattgefundenen Ereignissen zu fesseln vermag. Ganz gleich, ob es um Schönes oder weniger Schönes geht.
An einer Stelle, kurz vor Ende des Romans,
mußte ich dann unwillkürlich an das Motto des so ganz anderen, aus einer früheren Zeit stammenden Romans von Gustav Freytag, nämlich „Soll und Haben“, denken. Das also lautet: „Der Roman soll das deutsche Volk da suchen, wo es in seiner Tüchtigkeit zu finden ist, nämlich bei seiner Arbeit.“ Aber diese Assoziation mag eine sehr subjektive sein.
Bleibt zum Schluß immer noch die eingangs erwähnte Truhe. Der Eigentümer, Onkel Eberhard Berggren hatte verfügt, daß sie bis zur Jahrhundertwende ungeöffnet stehen bliebe. Inzwischen hat das Jahrhundert zwei Mal gewechselt, sicher ist die Truhe lange geöffnet, so daß bekannt ist, was darinnen war. Die geneigte Leserin, der geneigte Leser jedoch, der wissen möchte, weshalb es denn diese Bestimmung gab und was gar in der Truhe enthalten war, wird wohl nicht umhin kommen, das Buch zu lesen, worin sich die Antwort findet. Nur eines sei an dieser Stelle verraten: die Aufschrift, die um vieles besser gepaßt hätte, die würde lauten
Amor vincit omnia.**
Kurzfassung:
Der Roman um Gösta Berling, welcher tief fällt und in der Folge alle Tiefen und Höhen des Daseins durchschreiten muß. Für mich eines der besten Bücher, das ich je gelesen habe.
Übersetzungen (aus dem Kontext des Buches):
* = Arbeit besiegt alles.
** = Die Liebe besiegt alles.
Edith hat noch ein paar Links ergänzt.
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