'Gildenhaus Thendara' - Teil 3, Kapitel 1 - Kapitel 3

  • Ich habe inzwischen etwa die Hälfte dieses Abschnitts durch, und die "Oberterraner" entsprechen so ganz dem, was ich von ihen erwarten würde. Der Zusammenstoß auf dem Mittsommerfest hat mit Sicherheit noch Folgen. Wenigstens hat Margali mal "mit der Faust auf den Tisch" geschlagen. Wurde auch Zeit; jetzt fehlt nur noch Jaelle.


    Mehr hier, wenn ich durch bin (lesemäßig vermutlich heute Abend, schreibmäßig dann morgen).




    Edit bzw. Ergänzung statt eines weiteres Posts (Schließlich will ich keine Beiträge sammeln; ich habe schon genug. ;-) )



    Irgendwie verschmilzt das ganze Buch im Kopf zu einer Einheit, zumal ich einige Stellen schon vorab diagonal gelesen habe. Also da stecken erst Mal Zettel drin:


    Indirekt wird auf Seite 347 eine Frage angesprochen, die ich mir auch schon wieder und wieder gestellt habe: weshalb kann eine Frau ein Kleid nur ein Mal anziehen? Ich ziehe meine Anzüge so lange an, wie sie mir passen bzw. es der Stoff mitmacht. Das können dann durchaus zehn oder zwanzig Jahre sein. Für festliche Gelegenheiten habe ich nur ein, ggf. zwei „Ausstattungen“ und kein Problem damit, dann eben immer das gleiche anzuziehen. Warum Frauen vor einem vollen Schrank stehen und sagen können „ich habe nichts zum Anziehen“ bzw. ein Kleid vermutlich nach ein Mal Tragen wegwerfen würden, werde ich wohl nie verstehen. (Jetzt aber lieber :schnellweg :grin )



    Seite 361 zeigt dann Montray (und in ihm mMn das Imperium) sein wahres Gesicht: Die ganze verdammte planetare Verwaltung ist seit vierzig Jahren schlecht geleitet worden.. Wir haben die Eingeborenen mit Glacéhandschuhen angefaßt, und dabei sollten wir ihnen endlich klarmachen, daß sie sich dem Terranischen Imperium nicht auf diese Weise in den Weg stellen dürfen. Hier wird bald ein anderer Wind wehen. Ich vermute, daß das auch die Einstellung Allessandro Lis ist, nur daß der das diplomatisch gut verpackt und ausreichend Geduld hat, seine Ziele zu verfolgen. Ein typischer Politiker / Diplomat.



    Gleich zu Beginn des Abschnitts ein alter Bekannter, Dom Ann’dra. :-]


    Magda ist immer mehr zerrissen. An ihrem freien Tag kommt sie mit Monty näher zusammen als ihr eigentlich lieb ist. Doch das war letztlich wohl das auslösende Ereignis zu weiterer/tieferer Selbsterkenntnis.


    Seite 334ff, das Gespräch mit Aleki. Da kommt nochmals schön die imperiale/terranische Einstellung durch - und der Gegensatz etwa zu Magda. Auch wie Li über Dom Ann’dra spricht. Ich will mich nicht (schon wieder) wiederholen, doch ich kenne diese Einstellung. Man muß nur mal die Geschichte der Eroberung Amerikas durch die Weißen und die Behandlung der Native Americans lesen - alles schon mal dagewesen. Und auch in unserer Zeit, auf unserer Welt findet sich solches Denken mehr als genug.


    Dann die „Explosion“ während des Balles auf der Comyn-Burg. Irgendwie mußte das ja so kommen. Ich habe eine Weile überlegt, weshalb Jaelle wieder mit zurück in HQ ging; doch ich denke, es paßt zu ihr. Zumindest derzeit noch, wo sie sich noch nicht genügend von Peter abgenabelt hat. Ich denke, die Verletzungen sitzen zu tief, als daß sie zu diesem Zeitpunkt schon wieder rational klar denken und handeln kann.


    Im dritten Kapitel verdichten sich die Ereignisse immer weiter. Margali/Magda muß sich entscheiden, zu welcher Welt sie gehören will, so scheint es mir, denn sie wird immer mehr in die Enge getrieben.


    Auch das Verhältnis zu Camilla klärt sich (zu dem Thema in einem Extrapost mehr, ich drücke mich nicht) - und es wird ihr bewußt, was sie mit Jaelle verbindet. Allerdings hatte ich erwartet, daß sie Camilla vor ihrer Abreise sagt, wer sie wirklich ist.


    Wenn man bisher noch nicht über den Charakter Peters Bescheid wußte - spätestens nach seinem betrunkenen „Auftritt“ beim Mittsommerfest sollte der offen zutage treten.


    Der Abschnitt endet für meine Begriffe mit einem der Kernsätze (bzw. den Kernsätzen) des Buches (Seite 405):


    Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Ich weiß nur, daß ich tue, was ich tun muß, nicht mehr und nicht weniger.
    Sie ritt aus dem Stadttor hinaus, ohne zurückzublicken.


    Alea iacta est*, wie es bei den zu Darkovers Zeiten vergessenen Römern geheißen hätte.





    (* = dt. „Die Würfel sind gefallen“. lat. Einzahl wird es m. W. auf Deutsch dennoch in der Mehrzahl wiedergegeben. Zumindest kenne ich es nur so. Siehe u. a. diverse „Asterix“, wo die Aussprüche eines gewissen Gaius Iulius gewissenhaft und wörtlich protokolliert sind. :grin)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Das aber jetzt bewußt in ein neues Post.



    Zitat

    Original von Grisel, nämlich von >hier<
    Entsetzt hat mich die Aussage, daß Liebe unter Frauen - und vermutlich auch Männern? - bei den Terranern verpönt ist. So stellt sich MZB die Zukunft vor?


    Das Thema ist in der Tat erhalten geblieben, und wird es wohl auch noch. Das ist ein sehr vermintes Gebiet, weil leicht mißverständlich. Und es gehört zu denen, in welchen es bisweilen darauf angelegt wird, daß man mißverstanden wird (das bezieht sich jetzt ausdrücklich nicht auf die Darkover-Leserunden!). Für mich gibt es, vereinfacht ausgedrückt, quasi zwei Säulen: a) die Menschen b) die Sache.


    Die Menschen, die das betrifft (männlich wie weiblich) sollten ihr Leben leben dürfen, wie sie selbst es wollen. Ohne diskriminiert, eingeschränkt oder sonstwie ausgegrenzt zu werden. Denn es ist letztlich eine private Angelegenheit jedes/jeder einzelnen.


    Etwas anderes ist es für mich, wenn mit aller Gewalt alles gleich gemacht wird, wie das in fast schon hysterischer Form inzwischen geschieht. Bisweilen habe ich das Gefühl, daß man Außenseiter ist, nur weil man ganz normal hetero veranlagt ist. (Ohne jetzt in eine Diskussion über den Begriff „normal“ eintreten zu wollen.) Die Natur hat es nun mal so angelegt, daß zur Erzeugung von Nachkommen ein männliches und ein weibliches Wesen vonnöten sind. (Zwitter oder auch Dracs lasse ich mal außen vor.) Ich kann mich weder für die Homo- / Lesbenehe noch etwa für Adoption von Kindern durch solche Paare erwärmen. Wenn solche Menschen zusammenleben wollen, sollte man es ihnen nicht verwehren (s. o.). Es sollte dann auch eine wie auch immer geartete Art der „öffentlich bekannt gemachten Verbundenheit“ geben, alleine schon um Erb- und Unterhaltsfragen leichter regeln zu können. Aber bei einer der Ehe zwischen Mann und Frau gleichgestellten Institution hört mein Verständnis auf.


    Mich beschleicht bisweilen das Gefühl, daß heute die Begriffe „Gleichberechtigung“ und „Gleichmacherei“ verwechselt werden und dadurch auf lange Sicht mehr Schaden als Nutzen entsteht. Das bezieht sich durchaus auch auf noch einige andere Gebiete.


    Das erst mal als erstes zu diesem Thema. Ich gehe schon mal meinen Schild suchen, um die Schläge abzufangen. Mal sehen, ob in der Waffenkammer auch noch ein Schwert zu finden ist. :grin



    Übrigens fand ich, daß MZB mit großer Behutsamkeit an das Thema herangegangen ist; ich fand es zu keiner Zeit etwa unanständig oder abstoßend zu lesen. Auch die Figuren wurden überhaupt nicht negativ belastet, unabhängig von meiner Meinung. Auch wenn sie vielleicht nicht, wie früher festgestellt, zur ersten Schriftstellerliga gehört: das ist wirklich gut geschrieben. Respekt.
    .

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das Thema halte ich hier, da es nicht unbedingt zum Inhalt des Buches paßt - es geht um Liebe, nicht um Ehe - vielleicht doch für etwas fehl am Platz.
    Also nur kurz. Ich sehe das tatsächlich komplett anders. Solange Du Ehe nicht mit Kinderzeugungsteam und Sex nur zu dem Zweck gleichsetzt, wo ist das Problem, wenn gleichgeschlechtliche Paare heiraten? Oder Kinder großziehen? Gerade in unseren Zeiten der unterschiedlichsten Familienmodelle.


    Schild brauchst Du bei mir keinen. Obwohl das ein massiv haariges Thema ist, bei dem man sehr leicht Menschen auf die Füße treten kann.


    Daher plädiere ich dafür, das Thema in der Form hier nicht zu diskutieren, sondern, wenn, dann lieber offstage, solange es nicht in direktem Bezug zum Buch steht.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Obwohl das ein massiv haariges Thema ist, bei dem man sehr leicht Menschen auf die Füße treten kann.


    Weiß ich, drum habe ich auch versucht, vorsichtig zu formulieren. Es stimmt allerdings, daß das - zumindest in diesem Buch - nicht in letzter Konsequenz auftaucht, wenngleich gegen Ende hin ...


    Ansonsten weiß ich, daß das eines der Themen ist, wo ich diametral entgegen der herrschenden Meinung stehe. Da das bei ein paar grundlegenden Dingen inzwischen so ist, habe ich für mich die Konsequenz gezogen, und ziehe mich immer mehr aus der Gesellschaft zurück.


    Im Übrigen habe ich mit der Behandlung des Themas hier im Buch keine Probleme. MZB hat das, wie ich schon erwähnt habe, außerordentlich gut hinbekommen. :anbet



    Zum Schlußteil schreibe ich morgen etwas. Jetzt mache ich mich erst mal an die Rezi, damit ich ruhig schlafen kann. Die wird vermutlich ziemlich gut ausfallen. Das kritisieren überlasse ich dann euch. :grin ;-)



    Edit meint, daß ich die Rezi gerade gepostet habe. Das Kritisieren überlasse ich wie gesagt dann euch, ich bin außerordentlich zufrieden mit dem Buch. :-]

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Die Terraner haben mich nicht besonders überrascht. Als terranischer delegationsleiter, hätte ich jedoch eine der damen hingeschickt, sie solle sich ihm nähern und diskret mitteilen: 'Andrew Carr? Folgen sie mir unauffällig auf die Terasse, dort wartet mein Chef auf sie, der verlangt ein Vieraugengespräch ohne Aufsehen.'


    Wenn er es nicht tut, das gespräch verweigert, muss ich als leiter annehmen, dass er irgendwas vorhat, ich muss rücksprache mit meinem Geheimdienstchef halten, ob er vielleicht von einer anderen Behörde zur spionage geschickt wurde, von der ich nichts weiss, wenn das negativ ist, schick ich eine schriftliche vorladung, kommt er dann noch immer nicht, kann ich mir denken, dass er dreck am stecken hat, und es bleibt mir keine wahl, als ihn mit nachdruck einzuladen. Muss ich doch nicht so uncharmant und provokativ auf einem Ball machen, ohne alles abzuklären. :rolleyes


    Mir hat die Vergnügungsmeile und das verruchteste Lokal von allen gefallen. Peter hat für die Nacht dann doch noch einen Seelenfreund gefunden... :chen


    Dass Magda 404 seiten im buch gebraucht hat, um etwas zu begreifen, das für mich von vornherein selbstverständlich war, und das mich im vorband schon ziemlich genervt hat, hat mich dann trotzdem etwas zum seufzen gebracht... für die ganz einfache erkenntnis, dass jeder mensch verschiedene tätigkeitsfelder gleichzeitig ausüben und dazu die jeweiligen 'perufspersönlichkeiten' nebeneinander bedienen kann, ohne sich gleich einen riesigen stress draus machen zu müssen, welche der berufs&privatpersönlichkeiten wichtiger ist.


    Mal ist man in der rolle tochter, dann in der rolle geliebte, freundin, mutter, mal ist man im beruf unterwegs, dann als privatperson, daheim als putzfrau und köchin, dann geht man in die oper, oder auf eine wilde party... stimmt sich auf verschiedene gesprächspartner mit verschiedenen erwartungshaltungen ein, immer zeigt man dabei ganz andere persönlichkeiten.
    Vor allem, wenn man den beruf einer agentin hat, die darauf trainiert ist, einmal als apfelfrau oder blumenhändlerin am markt zu stehen, und dann wieder als bürgersfrau selbst zum einkaufen durch die strassen zu gehen, um andere zu beobachten und zu belauschen, müsste doch das alltagsrollenverständnis und die einstellung zu sich selbst und den diversen eigenen identitäten ganz anders ausgeprägt sein, spielerischer, in die richtung: ich habe dank meiner herkunft viele facetten und kann immer sein, was ich grad sein will.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Da ich weder Krimis noch Thriller lese (der letzte Thriller war Dan Browns "Sakrileg", davor, also viiieeele Jahre davor das "Rußland-Haus". Die Bourne-Trilogie wollte ich nach den Filmen zwar lesen, doch die Bücher subben fröhlich vor sich hin), also wenig Erfahrung habe, nehme ich denen das auf dem Ball einfach mal so ab ohne groß an Alternativen zu denken. :grin



    Das mit dem "habe ich schon immer gewußt" oder "Mensch, da muß man das machen" ist so eine Sache. (Das Folgende gilt auch für Filme.) Etwas in Ruhe lesen und sich seine Gedanken machen, Ratschläge für das vermeintlich Offensichtliche erteilen ist eines. Das richtige Leben etwas ganz anderes.


    Ich kenne Dich nicht; vielleicht klappt das bei Dir auch im "richtigen" Leben. Bei mir jedenfalls nicht. Ich bin seit einigen Jahren in einer Situation in Bezug auf einen Menschen, wo ich einem Filmprotagonisten zurufen würde "Mensch, mach das so und so, du mußt an Dich und deine eigene Familie denken". Doch im realen Leben, wo eine Entscheidung, die für einen selbst richtig ist, für einen anderen möglicherweise jedoch schlimme Folgen haben könnte, sieht das ganz anders aus. Konsequenzen sind/wären real, nicht auf dem Papier oder Bildschirm. Und dann stellt sich unweigerlich die Frage der Verantwortung. Da kann kein Psychologe und kein Seelsorger helfen.


    Seit ich diese Erfahrung gemacht habe, bin ich mir sehr bewußt, daß solche Ratschläge an Film- oder Buchprotagonisten lediglich einer Art "Seelenhygiene" dienen mögen, quasi eine Art "Druckablaßventil" sind. Jedoch im Buch wie in der Realität ins Leere laufen (müssen). Vielleicht habe ich auch deshalb unseren Protas gegenüber mehr Toleranz.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich bin mitten in Kapitel 2, wo der arme Andrew gerade gestalkt wird. Hätte er sich wohl auch nicht träumen lassen, daß ihn seine Vergangenheit noch mal einholt. Wobei es aber schön zu sehen ist, daß er bereits so integriert, daß nur sein ausgesprochener oder gedachter terranischer Fluch ihn Magda gegenüber entlarvt hat. Aber, er scheint bei den Comyn akzeptiert und, wie wir bei der Brandbekämpfung sahen, wird auch der Verbotene Turm geduldet.


    Traurig ist, daß wir durch Ferrika erfahren, daß Ellemir immer noch nicht mehr Glück beim Kinder kriegen hat. Offenbar hat sie nur den einen Sohn, Dominic, dessen Vater Andrew ist.


    Mariselas Gedanken über das Wohl von Medizin zur Erhaltung von schwachem Leben fand ich hart an der Grenze. Aus ihrer Sicht mag es schon richtig sein, aber, da ich es gewohnt bin, in einer Welt zu leben, wo alles getan wird, um "Schwächlingen" das Überleben zu ermöglichen, tue ich mir mit diesen Gedankengängen schwer. Besser, eine Frau mit engen Hüften stirbt, als sich fortzupflanzen. Besser, ihre 8 ersten Kinder sterben, weil das 9. dann stark ist?
    Puh, rauhe Welt, Darkover, wenn eine Hebamme wie Marisela so empfindet.
    Ich kann den Gedanken kalt und klinisch schon nachvollziehen, aber behaglich ist mir dabei nicht.


    Einmal mehr ein Hoch auf das Leben in einer Welt, die es sich leisten kann, "Schwächlinge" am Leben zu lassen!

  • Ja. Marisela hat mich auch mal kurz schlucken lassen, aber diese Sozialdarwinistische idee hat mich auch am anfang schon mal im ersten buch schlucken lassen, weil sie mal davon abgesehen, dass sie undarwinistische ist, dennd er meinte das überleben des passendsten (und as müssten auf langer sicht auf Darkover die waldmenschen und katzenwesen sein) so gar nicht stimmt. Eine mutation, die zuerst ein nachteil zu sein scheint, kann in einigen generationen später bei geänderten unweltbedingungen durchaus ein vorteil sein, und ausgerechnet der eine erbträger, der zuvor gelitten hat und es schwer hatte, wird der supervorfahr der nächsten generationen, während die blutlinien seiner zeitgenossen alle aussterben


    man muss sich nur den menschlichen becken und kreuzbereich ins gedächtnis rufen, der eine absolute evolutionäre fehlkonstruktion ist fast jeder mensch hat kreuzschmerzen, wir gehen trotzdem aufrecht; das kind muss bei der geburt rotieren statt grad rauszukommen - ausgerechnet das zwang menschenartige schon früh zur geburtshilfe, verstärkte sozialen kontakte unter weibchen. Auftretende geburtsschwierigkeiten führen automatisch zu einer sozialen kompensation. Marisela's eigene existenz und ihre exsistenz als hebamme ist bereits das ergebnis einer fehlentwicklung, und sie macht den fehler sich selbst als non plus ultra der zivilisation zu halten, und der ärztin mit dem brutkasten für frühchen, den status als selbstverständlich, den sie jetzt selbst inne hat, zu verweigern.


    unsere ganze so viel geliebte intelligenz ist die folge eines gendefekts. Der unfertige riesenschädel mit dem wir geboren werden, macht uns zu hilflosen säuglingen, die im vergleich zu anderen säugetieren hoffnungslos zurückgeblieben sind, weil sie nicht schon einige stunden nach der geburt von selbst hinter der gruppe her rennen...
    hätten sich alle protomenschen gesagt: 'was schleppt ihr diese dummen fell-losen kretins mit den wasserköpfen so lange herum, aus denen wird nichts, die können noch immer nicht mitlaufen und fallen ständig aus den bäumen, setzt sie aus!' gäbe es keine homo sapiens. Wir verdanken unsere existenz als spezies allein dem mitleid unserer vorfahren, und ihrem sozialen gefüge, das uns das überleben und fortpflanzen sicherte, obwohl wir uns geringfügig von ihnen unterschieden (- wir revanchierten uns, sobald wir die mehrheit hatten wie immer durch die ausrottung der viehischen anderen... aber das ist eine anderer aspekt des menschseins)


    vor allem setzt ein biologischer mangel, der beständig durch technik und mithilfe anderer ausgeglichen werden muss (kleidung, feuer, waffen etc im fall der menschen) technologische, soziale und kulturelle standards, die immer weiterverfeinert werden. Wenn Marisela so denkt, hätte sie auch so denken müssen: Darkover ist ein kalter planet, das baby hat kein warmes dickes, wasserfestes fell, es hat keine chance nackt zu überleben, setzt es aus, es ist ein schwächling, wir können hier nur kinder mit dickem otterfell brauchen, alles andere ist unlebenswertes leben.
    Denn kleidung ist bereits unzulässige technologie, die die zukünftigen nachkommen felloser tiere in den zwang der kleidungsherstellung, der feuerherstellung und dem bau von wetterfesten unterkünften treibt, die alles unnatürliche tätigkeiten sind, und an diesem faktum hapert diese argumentation zu gunsten der technikfeindlichkeit schon im moment der landung: die spinner stellen aus schottlandromantik offene kamine ins steinhaus, ohne daran zu denken, dass getäfelte stuben oder gleich blockhäuser - am besten in natürlichen höhlen eingebaut - mit kachelöfen eine weitaus bessere heizleistung haben.


    nein, schon im ersten band hat auf Darkover homo insapiens zugeschlagen. mit den pseudofaschistischen regeln, die sie sich schon in den ersten paar jahren aufgestellt haben, sind sie schon 100jahre später ausgestorben: wenn irgendwo so wenige leute sind, muss man jeden scheinbaren kretin mitschleppen: wer weiss, wozu es in ein paar millionen jahren gut sein wird, wenn sich das umfeld ändert, und nur die nachkommen dieser einen genetischen variante überleben werden können.


    An land haben tiere mit defekten und verkümmerten gliedmassen nachteile. Im wasser hingegen macht das gar nichts. In küstenzonen gehen diejenigen, die schlecht zu fuss sind, ins wasser zurück, aus dem die entfernten forfahren, deren erbmechanismen sich in ihnen durchgesetzt haben, einmal gekommen sind und werden wale.
    Etwa ein kind mit stummelbeinchen oder der neigung zu weichen knochen umzubringen und ihm die erlaubnis zur fortpflanzung zu entziehen, wäre idiotie, denn wer kann sagen, ob wir nicht einmal gezwungen werden, uns in unterwasserstädte oder gleich ins all zurückzuziehen? Dort brauchen wir weder lange haxen noch starke knochen, im gegenteil, sie verschwenden energie und substanz, selbst wenn es bedeutet, dass die nächste stufe nach dem menschen ein homo aquaticus ist, der eine biologisch nah verwandte schwesternspezies aus all-kopffüsslern hat, während die ursprüngliche spezies der humanoiden landbewohner längst ausgestorben ist, was eventuell in 4 - 8 millionen jahren nichts macht, denn an land kann ja sowieso keiner mehr leben... und keiner käme auf die idee auf dem land oder - ui bewahre - auf einem planeten leben zu wollen...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


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  • Zitat

    Original von Grisel
    Mariselas Gedanken über das Wohl von Medizin zur Erhaltung von schwachem Leben fand ich hart an der Grenze.


    Ich finde die Stelle jetzt gerade nicht. Doch da stand sinngemäß auch der Satz von Marisela, daß sie um die Weisheit bitte zu wissen, wann es sinnvoll und richtig ist zu helfen, und wann es sinnvoll ist, das nicht zu tun (bzw. nicht die Möglichkeiten dazu zu haben). Den Gedanken finde ich durchaus richtig, denn dieses Unterscheidungsvermögen ist in unserer Kultur durch die Maschinen- und Machbarkeitsgläubigkeit völlig verloren gegangen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Mir hat die Vergnügungsmeile und das verruchteste Lokal von allen gefallen. Peter hat für die Nacht dann doch noch einen Seelenfreund gefunden... :chen


    Eine sehr schöne Szene in diesem Buch - und Peter ist einfach sprachlos! :rofl


    Magda macht in diesem Teil eine große Wandlung durch und weiß endlich was bzw. wen sie will. Und dann geht es hinein in die Berge...und die Kireseth-Pflanze ist mal wieder dran (das hatten wir ja auch schon lange nicht mehr :chen).

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Ich finde die Stelle jetzt gerade nicht. Doch da stand sinngemäß auch der Satz von Marisela, daß sie um die Weisheit bitte zu wissen, wann es sinnvoll und richtig ist zu helfen, und wann es sinnvoll ist, das nicht zu tun (bzw. nicht die Möglichkeiten dazu zu haben). Den Gedanken finde ich durchaus richtig, denn dieses Unterscheidungsvermögen ist in unserer Kultur durch die Maschinen- und Machbarkeitsgläubigkeit völlig verloren gegangen.


    Auf der einen Seite kann ich Marieselas Gedanken nachvollziehen - solange man im Allgemeinen spricht. Denn durch diese "Technik" werden natürlich Krankheiten weitervererbt. Auf der anderen Seite ist die einzelne Person zu sehen, der geholfen werden soll. Aber hier sagt Mariesela ja selbst, daß sie diese auf jeden Fall retten möchte.