Klappentext
Für alle, die sich noch daran erinnern, wie wir selbst einmal die Welt verändern wollten - damals, gestern oder erst heute Morgen.
"Die Dinge sind, wie sie sind." Wenn uns zum Leben irgendwann nur noch diese Antwort einfällt - sind wir dann erwachsen? Lou ist dreizehn, hochbegabt und eine Einzelgängerin: Am liebsten beobachtet sie die anderen, macht eigenwillige Experimente und stellt gewagte Theorien auf, um die Welt zu verstehen. Bis sie eines Tages auf die achtzehnjährige No trifft, die mitten in Paris auf der Straße lebt. No mit ihren dreckigen Klamotten und ihrem müden Gesicht, No, deren Einsamkeit die Welt in Frage stellt. Und so stürzt sich Lou in ihr neues Projekt:
Sie will No retten - und sich und der Welt beweisen, dass alles sich ändern lässt ...
Über die Autorin:
Delphine de Vigan wurde 1966 in Paris geboren, wo sie heute mit ihren zwei Kindern lebt. Sie arbeitet tagsüber für ein soziologisches Forschungsinstitut und schreibt abends, wenn alle schlafen, ihre Romane.
No & ich wurde in elf Sprachen übersetzt und 2008 mit dem Prix des libraires sowie dem Prix Rotary International ausgezeichnet. (Quelle: Droemer)
Meine Meinung:
Seit langem habe ich keinen Roman gelesen, der mich so tief berührt und überwältigt hat wie No & ich.
Die kleine Lou, die Wörter aus Zeitungen ausschneidet und in Alben katalogisiert, die Länge von Klopapierrollen verschiedener Marken miteinander vergleicht oder die Reaktion unterschiedlicher Brotsorten auf die Stufe 8 des Toasters testet, die pausenlos experimentiert, analysiert, sammelt und reflektiert, ist so feinfühlig gezeichnet, dass sie mir unwillkürlich ans Herz gewachsen ist.
Auch die anderen Figuren sind differenziert und liebevoll entworfen. Selbst Monsieur Marin, scheinbar Inbegriff des strengen, herzlosen Lehrers, wird man am Ende gewisse Sympathien entgegen bringen können.
Für mich hat die Autorin ein besonderes Talent darin bewiesen, ihre Figuren mit Respekt und Wärme zu konzipieren, ohne dabei den Weichzeichner anzusetzen.
Auch die Sprache hat es mir angetan, denn sie ist schlicht und ungekünstelt und dennoch bezaubernd poetisch.
Lous Sichtweise auf die eigene Person und auf die Welt hat mir des Öfteren ein Lächeln entlockt, aber bei aller Leichthändigkeit, mit der Delphine de Vigan die Geschichte von Lou und No erzählt, geht es doch um ein ernstes Thema. Für Lou (und auch für den Leser) stellt sich die Frage, ob die Dinge wirklich so sind, wie sie sind, ob der idealistische Wunsch, etwas bewegen zu können am Ende zwangsläufig mit zerstörten Illusionen enden muss und ob diese Erfahrung dann eine ganz natürliche Begleiterscheinung des Erwachsenwerdens ist ...
No & ich hat mich berührt, bezaubert und sehr nachdenklich zurückgelassen. In klarer, anmutiger Prosa erzählt Delphine de Vigan die Geschichte eines außergewöhnlichen kleinen Mädchens, an dessen besonderer innerer Größe sich manch ein Erwachsener ein Beispiel nehmen sollte.