Was ist ein schlechtes Buch?

  • Hallo Ihr,


    angeregt durch 2 Threads, die sich darum drehen, was Euer schlechtestes Buch war, und ob schlechte Bücher gleich aussortiert werden sollen, geht mir folgende Frage durch den Kopf, mit der ich nicht die anderen beiden Threads aufblasen möchte:


    Wonach entscheidet Ihr, was ein schlechtes Buch ist.


    Für mich gibt es zwei Formen von schlechten Büchern:
    1. Bücher, durch die man sich hindurchquält (warum auch immer), und bei deren Lektüre man sich unwohl fühlt. Allerdings erinnert man sich auch nach Monaten und Jahren noch an das Buch, Inhalt, Charaktere. (Meine diesbezüglichen Hass-Bücher: Bölls "Verlorene Ehre der Katarina Blum" und Defoes "Robinson Crusoe")


    2. Bücher, die man vergisst. Ich habe in meiner Jugend etliche Bücher gelesen, weiß heute aber nicht mehr, welche. Es waren historische Romane, Krimis, Bestseller, an die ich Null Erinnerung habe. Eventuell erinnere ich mich wieder an so ein Buch, wenn ich den Titel höre, aber bekomme kaum noch etwas vom Inhalt zusammen.


    Meine These ist nun folgende: Ein Buch, dass wirklich Abwehr auslöst, Unwohlsein, hat zumindest eine Wirkung auf mich, ich setze mich damit auseinander, komme meist nicht drum herum, mich zu fragen, warum es diese Abwehr auslöst. Ist so ein Buch nicht besser, als eins, an das ich mich einige Monate später nicht mehr erinnere, das spurlos aus meinem Leben verschwindet, obwohl ich mehrere Stunden mit ihm verbracht habe?
    Ist nicht Vergessen das schlimmste Urteil, dass man über ein Buch fällen kann?


    Ich bin auf Eure Meinungen gespannt!

  • Ein schlechtes Buch ist auf jeden Fall subjektiv zu betiteln, soviel ist klar. Allerdings geht mir zum Beispiel nicht so, dass das Vergessen gegen das Buch sprechen muss. Manchmal vergesse ich die Handlung auch nur, weil ich es zu schnell gelesen hab (das heißt mich nicht lang genug damit beschäftigt hab) oder es für mich einfach nicht so einprägsam war. Dennoch habe ich an manche solcher Bücher noch gute Erinnerungen, weiß, dass es mir gefallen hat.


    Ein schlechtes Buch ist für mich ein Buch, bei dem ich mich leicht ablenken lasse (mit den Gedanken abschweife), denn dann hat es mich nicht gefesselt. Andere Indikatoren für ein schlechtes Buch kann ich nicht benennen, weil manche Stile oder Handlungsstränge, die mir in einem Buch nicht gefallen würden, in einem anderen vielleicht genau passen. Was sonst den Inhalt angeht, ist das eh eine Geschmackssache. :gruebel

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50

  • Wie meine Vorrednerin schon sagt, was ein schlechtes Buch ausmacht, wird in erster Linie subjektiv sein.


    Grundsätzlich kann ein Buch entweder als inhaltlich oder formal schlecht eingestuft werden.
    Formal geht dabei eher in die objektive Richtung, soll heißen, das Buch ist schlecht, wenn es grammatikalisch oder orthografisch dürftig ist oder sogar der Einband aus dem Leim geht ;-).


    Inhaltlich schlecht ist es meiner Meinung nach, wenn die Handlung oder Teile davon langweilen, verärgern oder schlichtweg die Lust am Weiterlesen nehmen. Auch die Verwendung eines bestimmten Erzählstils oder eine mangelhafte Recherche von Hintergründen können ein Buch schlecht machen, selbst wenn es im Übrigen in Ordnung ist.
    Schlecht hat viele Gesichter. Und das alles ist - wie gesagt - ganz vom Geschmack des Einzelnen abhängig.


    Böses Fazit: Hätten wir ein allgemein gültiges Raster für "schlecht", würden uns vielleicht eine Menge Bücher erspart bleiben...

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Bei Plotlöchern und Logikfehlern stimme ich voll und ganz zu.


    Aber in Sachen Uninspiriertheit bewegen wir uns vermutlich wieder im Graubereich, weil es anspruchsvolle und weniger anspruchsvolle Leser gibt, die sich gern auch zum x-ten Mal durch ein Thema quälen (objektiv betrachtet), nur weil es ihnen so gut gefällt. :wave

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



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    (Danny Kaye) :flowers

  • Wenn Du es so meintest, dann ja, dann gebe ich Dir recht.


    Ich hatte es so verstanden, dass ein bestimmtes Thema immer wieder verhackstückt wird. Und wenn der Trendvorreiter nichts mehr nachschiebt, greifen viele gerne nach den Trittbrettfahrern.

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  • - Klischeebeladen möchte ich noch hinzufügen. Wer je *die Liebenden von Leningrad* hat weiß was ich meine -.- : Lauter tolle Menschen in einer garstigen Umwelt.

  • Zitat

    Original von Nomadenseelchen


    - Klischeebeladen möchte ich noch hinzufügen.


    Unbedingt. Und es kommt bestimmt nicht an den Schluß der Liste, eher ziemlich weit oben. Plotlöcher kann man ja noch verzeihen, wenn andere Stärken im Buch vorliegen.

  • Ich würde es auch so sehen, daß Bücher die einem Unbehagen verursachen, an die man sich nicht gern zurück erinnert, deswegen alles andere als schlecht zu bezeichnen sind. Mir geht es so zB mit Kafka, ich habe zwei Bücher von ihm gelesen und war noch selten deprimierter als damals. (Schule: Die Verwandlung, Freiwillig: Der Prozeß).
    Aber, das macht Kafka in meinen Augen sicher nicht zum schlechten Autor, ganz im Gegenteil, eher zu einem für mich zu guten Autor, weil es ihm zu gut gelungen ist, mir unter die Haut zu gehen.


    Was schlecht ist, ist, wie gesagt wurde, sehr subjektiv. Stilistisch so primitiv, daß es einem wehtut. Platte Figuren. Sinnlose Handlung. Unterirdische Dialoge. Etc. Eines davon kann man schon vergeben, wenn der Rest gut ist. Aber, wenn sich das häuft oder einer dieser Aspekte zu stark ausgeprägt ist, kann man schon die Finger für einen hübschen Verriss einölen. Oder man macht schon mal das Fenster auf und macht das schlechte Buch zum Flugbuch. Im übertragenen Sinn natürlich.

  • Manche Bücher die mich früher verwirrt zurückgelassen hatten, habe ich mich viel später noch einmal intensiv gewidmet. In ein paar Fällen, konnte ich die großen Qualitäten dann entdecken und habe dann oft das Gesamtwerk dieses Autors gelesen, in anderen Fällen blieb es mir auf immer ein Rätsel, warum so ein Buch so bekannt und angeblich bedeutend sein soll.

  • Also als schlechtes Buch empfinde ich all die Bücher, die Autoren in einer Art Modewellenpedant geschrieben haben. Wobei das nicht mal das schlimmste ist, es kann da durchaus gute Bücher geben, aber wenn die Dialoge dann so platt und abgestumpft sind, und man merkt das der Autor oder die Autorin sich nicht unbedingt GEdanken darüber gemacht hat, sondern so ein Huschhusch veranstaltet, finde ich, das Buch ist schlecht.

  • Hallo zusammen :wave
    Für mich ist ein schlechtes Buch, wenn es absolut unspannend und gar nicht mitreißen bzw, mich in seinen Bann ziehen kann.
    Dieser Eindruck wird noch verstärkt, wenn die Geschichte so vor sich hin plätschert und kein bisschen lustig, blutig, brutal, spannend ist.
    Kommen noch die typischen Charaktere hinzu, ein schwaches Weibchen und ein weicher möchtergern Macho, dann ist alles vorbei.
    Ich kann es auch nicht haben, wenn die Charaktere dauernd an sich zweifeln und keine Ahnung haben was sie tun sollen.
    Ne, mit solchen Büchern brauch man mir nicht kommen. :nono

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Schwierig zu beantworten Deine Frage :gruebel.Gibt es überhaupt schlechte Bücher? Ein Buch, das der eine als"schlecht" empfindet und es abbricht spricht vielleicht einen anderen an, der es toll findet.Ich habe Bücher abgebrochen, aber meistens deshalb, weil sie mich nicht interessiert haben, nicht weil es schlechte Bücher sind.Bei Kafka geht es mir wie Grisel, seine Bücher deprimieren mich, hinterlassen einfach ein schlechtes Gefühl nach dem Lesen, daher lese ich nichts mehr von ihm.Ähnlich ist es bei Poe.Andere finden genau das toll.
    Es gibt natürlich Bücher, die ich gelesen habe und die keinen großen Eindruck auf mich gemacht haben.I.d.R. sind das Thriller.Das geht schon soweit, dass ich mir einen Thriller gekauft habe, und erst nach vielleicht 30 Seiten gemerkt habe, dass mir der Plot bekannt vorkommt und ich das Buch doch schon gelesen hatte.Das finde ich aber nicht schlimm,Thriller lese ich zum momentanen Entspannen und nicht um tagelang darüber nachzugrübeln.Da passiert das schon einmal.
    Alles in allem ist das so wie mit anderen Sachen auch, jedem das Seine.

  • :gruebel Wenn du zig Mal in den Urlaub fährst und die Zeit am Urlaubsort ohne besondere Vorkommnisse genießt und bei einer Reise dann einen Unfall mit Blechschaden hast - dann wirst du dich auch genau an diesen Urlaub erinnern, aber macht es ihn deshalb gut? Nein, es ist nur etwas, dass aus dem Rahmen fällt. Ich denke, dass alles, was aus dem üblichen Rahmen fällt - sei es negativ oder positiv, besser im Gedächtnis bleibt, einfach nur, weil es sich von der Masse abhebt.


    Für mich ist ein Buch schlecht, wenn es nicht meine Sprache spricht, wenn es negative Emotionen auslöst, schlicht, wenn es mich wütend macht und dieses Gefühl kommt zum Beispiel auf, wenn die Story geklaut ist, oder die Sprache so verschwurbelt, dass sie einfach nur nervt, wenn der Autor Ideen nicht konsequent bis zum Schluss verfolgt und wenn das Handlungskonstrukt unlogisch, langweilig oder schlecht recherchiert ist. Noch wütender werde ich, wenn dann solch ein Werk von sogenannten Literaturkritikern als "der große Roman" gelobt wird, während ich keinen Zugang dazu gefunden habe und fragen möchte: "Sieht denn hier keiner dass der Kaiser keine Kleider anhat?" wie es mir gerade beim "Großen Schweiz-Roman" passiert ist...

  • Als schlechtes Buch bezeichne ich für mich Bücher, deren Handlung ich nicht folgen kann bzw. in deren Handlung ich mich nicht hinein versetzen kann. Bücher, welche mich in keinster Weise ansprechen (auch nach 100 Seiten noch nicht) und welche ich am liebsten wieder aus der Hand legen würde (auch wenn ich das nur selten mache). Kurzum Bücher, welche fertig zu lesen für mich zur Qual wird und bei welchen ich mich nicht auf den Abend freue, damit ich weiter lesen kann. Weiterhin, wenn ich mir die handelnden Person einfach nicht vorstellen kann, oder auch, wenn ich merkte, dass die Handlung irgendwo "abgekupfert" wurde.

  • Ich würde ein Buch als schlecht bezeichnen, wenn es mich nicht gut unterhält, langatmig und langweilig ist oder ich einfach keinen Zugang zu der Geschichte finde.


    Jeder hat seinen eigenen Geschmack und es schmeckt eben nicht jedem alles :-)

  • Zitat

    Schwierig zu beantworten Deine Frage .Gibt es überhaupt schlechte Bücher? Ein Buch, das der eine als"schlecht" empfindet und es abbricht spricht vielleicht einen anderen an, der es toll findet.Ich habe Bücher abgebrochen, aber meistens deshalb, weil sie mich nicht interessiert haben, nicht weil es schlechte Bücher sind


    :write
    Für mich gibt es keine schlechten Bücher - nur solche, die mir nicht gefallen, die mich langweilen, die mich abstoßen, die ich zu platt geschrieben finde, die mich thematisch nicht interessieren uws.usw.usw.


    Beispiel: Feuchtgebiete - noch immer unter den Top-Ten der Bestseller und selten so extreme Meinungen darüber gehört. Ein Großteil legt es schon nach dem ersten Kapitel zur Seite! Ist es deswegen schlecht? Oder nur grenzwertig, wegen seiner Sprache?


    Zitat

    - Klischeebeladen möchte ich noch hinzufügen. Wer je *die Liebenden von Leningrad* hat weiß was ich meine -.- : Lauter tolle Menschen in einer garstigen Umwelt.


    Also ich kenne viele Fans dieses Buches, die finden es rein gar nicht schlecht sondern im Gegenteil supertoll - Kitsch und Klischee hin oder her.


    Vielleicht sollte die Frage umgekehrt lauten: Was ist ein gutes Buch?
    Das geht, finde ich, einfacher auf einen Nenner zu bringen.


    Ein Buch welches man gerne liest, welches einen die Zeit vergessen und den Alltag leichter ertragen lässt, bei dem man sich in eine andere Welt hineingezogen fühlt. Ein Buch, welches man gerne weiterschenken würde um die Leseerfahrung mit jemandem zu teilen. Ein Buch auf dass man sich am Abend so richtig freut. Dass ist ein gutes Buch für mich - egal welchen Genres, ob Schnulz oder Punk.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)