Beurteilungsbedingungen
Merkmalsdefinitionen und Fehleransprache
Annahmekriterien
3. Ausgabe 2016.
Kurzbeschreibung:
Präambel Es wird nachdrücklich darauf hingewiesen, dass dieser VDA-Band keine neue Oberflächenspezifikation für anmutungsabhängige Oberflächenteile darstellt. Vielmehr ist dieser VDA-Band als Kommunikationspapier zu verstehen, um den dringend erforderlichen Austausch zwischen Lieferanten und Kunden in den vielfältigen Lieferbeziehungen innerhalb der diversen Automotive-Supply Chains zu unterstützen, hinsichtlich klar zu definierender Merkmalsausprägungen bei allen anmutungsabhängigen Oberflächenmerkmalen. Er dient dazu, beim Fehlen klarer Spezifikationen für die tolerierte Ausprägung oberflächenrelevanter Merkmale jedweglicher Produktgruppen, im oder am Automobil, die Kommunikation zwischen OEM und Lieferant dahingehend anzustoßen, dass für eine 100%-Qualität- bzw. Null-Fehler-Lieferperformance sowie für eine entsprechende Bewertung im Produktaudit oder Produktfreigabeverfahren es unabdingbar notwendig ist, alle relevanten dekorativen Oberflächenmerkmale reproduzierbar und möglichst quantifizierbar zu spezifizieren, um sowohl für die Kunden- als auch für die Lieferantenseite klare Ausgangsbedingungen bzgl. der erwarteten/ zu realisierenden Q-Lage zu schaffen.
Mein Eindruck:
Dieser äußerst informative VDA-Band legt keine Spezifikation fest sondern soll mit Hinweisen als Kommunikationshilfe zwischen Kunde und Lieferant dienen.
Erhebliche Stilblüten müssen erst einmal verstanden werden, z.B. wenn von „physiologisch bedingte Durchschlupfraten häufig nur human-visuell realisierbaren Oberflächenprüfungen“ die Rede ist.
Als Resultat dieser Erkenntnis empfiehlt es sich, Entscheidungskriterien zu definieren, damit menschliche Fehleinschätzungen minimiert werden können. Ein geeignetes Hilfsmittel kann ein Grenzmusterkatalog sein, den der Prüfer bei der Endprüfung in Form von Selbstprüfung nutzen kann.
Zum Beispiel mit Fotos von beeinträchtigten Teilen kann entschieden werden, was aussortiert werden muss bzw. was akzeptabel im Rahmen der Möglichkeiten ist.
Die Oberflächenbeeinträchtigungen können Kratzer, Punkte, Schlieren, verbrannte Stellen etc. sein.
Entscheidend ist dann, ob es einzelne flache Kratzer sind oder tiefe Kratzer. Sind die Schlieren von oben zu sehen oder nur von der Seite, also kaum wahrnehmbar für den Fahrer. etc.
So kommt man zu einem objektiven Entscheidungskriterium über die Abnahmebedingungen der Teile und das soll Ziel des VDA 16 sein.
Das VDA-Band geht freilich viel weiter und gibt Kratzer, Riefen im mm an, z.B. l>= 4 mm, max. 2 Kratzer innerhalb 300 mm Distanz. Das Band enthält eine umfangreiche Beispieltabelle für tolerierbare Merkmale.
Von den außerdem erwähnten Messsystemanalysen will ich an dieser nicht weiter sprechen.
Weitere wichtige Hinweise zur Oberflächenprüfung gibt das VDA-Band über
- Lichteinfallwinkel
- Lichtquelle
- Betrachtungsabstand
- Betrachtungszeit (hier ist Tabelle 10.3 praxisrelevant)
Das kann wiederum dazu dienen, die Gestaltung des Prüfplatzes zu überdenken. Auch den Einsatz von Prüflehren und geeigneten Prüfpersonal. Man sollte sich auch bewusst sein über zulässigen Durchschlupf.
Am Ende stehen dann nicht selten ppm-Vereinbarungen.
Fazit: Das VDA-Band 16 ist nicht so dick, aber doch sehr mächtig und gibt dem Nutzer viel an die Hand.
Das ganze praxisgerecht bei sich umzusetzen ist keine kleine Aufgabe und für die Vereinbarung mit dem Kunden sollten sowohl Kenntnisse über die Hinweise des Bandes als auch über die internen Möglichkeiten vorhanden sein.