'Bella Ciao' - Seiten 317 - 381

  • Dieser Abschnitt ist mehr ein Zwischenstück, entstanden, denk ich, damit der letzte Abschnitt, der das Dritte Buch umfasst, nicht so lang ist.


    Eigentlich passiert hier etwas sehr Bezeichnendes für Giulia: Sie steht vor den Trümmern des verbrannten Hofes der Leones, der einzigen Familie, in der sie sich in ihrer Kindheit wirklich gesehen, wahrgenommen, geliebt gefühlt hat, und es ist für sie wie das scheinbare Ende des Weges. Giulia ist krank, vermutlich hat sie Krebs, was wir aber nicht genau erfahren, und es ist auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass sie sich nochmal auf den Weg gemacht hat, um lose Fäden zu Ende zu spinnen, die Heimat wiederzusehen und für sich abzuschließen, Anita und Pietro vielleicht zu finden. Ich denke, ganz genau weiß sie selber nicht, was sie will und erwartet. Und dieses dringende Bedürfnis, dass sie wohl hat, kommt bei mir leider nicht an.

    Michael hat Anita gefunden. Ich war mir lange nicht sicher, ob nicht auch sie in der Zwischenzeit gestorben ist wie all die Anderen.


    Mir hat Adelmo, der Sohn von Risso gefallen, auch wie er mit Adelaide umgeht nach ihrer Heirat oder wie er sie einfach nur in Ruhe lässt, leben lässt, damit sie sich entfaltet.

    Und sie entfaltet sich vom verwöhnen Marchesetöchterlein zur bodenständigen, schlauen Frau, die verwaltet, hilft, sich menschlich verhält.

  • Adelmo gefällt mir auch sehr gut.

    Und Adelaide, die ihrem Schwiegervater die Stirn bietet und ihn auf's Altenteil schickt, sowieso. Ich befürchte allerdings, dass er sich das nicht so einfach Gefallen lassen wird.


    Dass Anita noch lebt, hat mich doch etwas überrascht. Jetzt bin ich auf die Begegnung der beiden gespannt.

  • Adelmo gefällt mir auch sehr gut.

    Ich mochte auch die Vorstellung von seiner Vogelarche, wo schließlich die Kinder und Alten des Dorfes Abenteuer oder Ruhe suchten.

    Und Adelaide, die ihrem Schwiegervater die Stirn bietet und ihn auf's Altenteil schickt, sowieso. Ich befürchte allerdings, dass er sich das nicht so einfach Gefallen lassen wird.

    Die Art und Weise, wie sie Vater Risso diplomatisch und untadelig, schmeichelnd abserviert, war schon schlau. Sie ist eine der Figuren im Roman mit der größten Entwicklung, finde ich. Risso empfand ich die ganze Zeit über als Gefahr. Er ist gierig, skrupellos und egozentrisch, keine gute Kombination.


    Klein wird Risso erst während es Unwetters, der Überschwemmung, als Anita ihn in der Höhe am Geländer trifft und nicht in die Tiefe schubst. Sie will gar keine Rache mehr. Der Rachdurst und der Hass verlässt sie, als sie Risso elend und wortlos um Gnade winseln sieht.

  • Dass Anita noch lebt, hat mich doch etwas überrascht. Jetzt bin ich auf die Begegnung der beiden gespannt.

    Hat dich das wirklich überrascht? Mich nicht, ich hatte im letzten Abschnitt schon das Gefühl, einen Roman zu lesen, der sich ans Sonntagabendprogramm des ZDF anlehnt. Mein Mann nennt das immer "Pichelsteiner Eintopf". :grin


    Ich werde dann mal weiter- und das Buch hoffentlich heute noch zu Ende lesen. Ich erwarte ein großes Wiedersehen der beiden Frauen. Ich hoffe nicht, dass die Autorin so weit geht, Giulia in Anitas Armen sterben zu lassen. :rolleyes

    Ich bin enttäuscht und lese das Buch nur zu Ende, weil ich wissen möchte, was sie sich für die Figuren von Anitas Erzählstrang überlegt hat und wie Anita selbst die Jahre nach der Überschwemmung und des zweiten Weltkrieges überstanden hat.

  • Dass Anita noch lebt, hat mich doch etwas überrascht. Jetzt bin ich auf die Begegnung der beiden gespannt.

    Dass sie wenigstens noch lebt, mitten in all dem Sterben, war ich mir sicher, läuft doch alles auf das große Wiedersehen der Beiden hinaus.


    Ich hoffe nicht, dass die Autorin so weit geht, Giulia in Anitas Armen sterben zu lassen.

    Krasse Vorstellung, aber wenn ich es mir recht überlege, kann das durchaus passieren...


    Ich bin enttäuscht und lese das Buch nur zu Ende, weil ich wissen möchte, was sie sich für die Figuren von Anitas Erzählstrang überlegt hat und wie Anita selbst die Jahre nach der Überschwemmung und des zweiten Weltkrieges überstanden hat.

    Das war auch mein Beweggrund, weil mich der Italienstrang interessiert hat und die Figuren wie Anita und Adelaide, also die, die überlebt haben;)

  • Dass Anita noch am Leben ist wußte ich nicht sicher zu vermuten. Schön aber dass es so ist. Mir ist auch jetzt noch nicht klar, was Giulia sich genau von ihrer Rückkehr verspricht oder erhofft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einfach „nur“ in der Heimat sterben wollte.


    @Sayia du hast Recht, mit dem Pilcher Vergleich, irgendwie fügt sich alles so passend.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einfach „nur“ in der Heimat sterben wollte.

    Das glaube ich auch nicht. Sie wollte auch eigentlich gar nicht fahren. Ich glaube ihr tatsächlich, dass sie Pietro und Anita suchen will, etwas für sich abschließen.


    Mal ein ganz ketzerischer Gedanke: Vielleicht will sie auch nur, dass Anita und Pietro wissen, wie sie sich damals verhalten hat, dass sie von den Beiden wusste und ihnen eine Chance geben wollte. Ich glaube das zwar nicht, aber das wäre auch ein Grund.:grin

  • Mal ein ganz ketzerischer Gedanke: Vielleicht will sie auch nur, dass Anita und Pietro wissen, wie sie sich damals verhalten hat, dass sie von den Beiden wusste und ihnen eine Chance geben wollte. Ich glaube das zwar nicht, aber das wäre auch ein Grund.:grin

    Dann sollten die beiden vielleicht eher wissen, dass Giulia es besser als sie getroffen hat, obwohl sie zuerst wie die "Verliererin" aussah, oder? :gruebel

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ein Abschnitt mit einigen Ungereimtheiten, wie ich finde. Einerseits lese ich gern weiter, weil mir die Sprache und das Thema wirklich sehr gefallen, andererseits ärgere ich mich über manches, wobei sich mein Hauptkritikpunkt kaum verändert hat: Unaufhörlich presst die Autorin auf Kosten der Substanz mehr Inhalt in das Buch. Was hätte man aus dieser Episode mit dem geborstenen Damm herausholen können! Stattdessen wird sie äußerst zügig und psychologisch flach abgearbeitet, damit es schnell weitergeht. Der Leser wird zu sehr durch die Geschichte getrieben, Wichtiges, Anregendes kommt zu kurz, dafür werden immer neue Fässer aufgemacht, wie hier der Nebenschauplatz der Ehe von Adelaide und Adelmo. Braucht die Story das? Hilft das Giulia und Anita weiter? Ich denke nicht. Interessant dagegen fand ich die Hinweise auf das Verhältnis von Giulia zu ihrer Mutter und die Erinnerungen an den Vater, die Sehnsucht nach Familie, Geborgenheit.


    Zu den Ungereimtheiten: Warum hat Risso verdammt noch mal eine Erektion, als er nach der Flkutwelle durchs Gelände torkelt????? Das ist doch Blödsinn! Und warum hat er solche Angst vor Anita? Der Saukerl ist ein mit allen Wassern gewaschenes Subjekt, das das Leben schätzt und nicht plötzlich vor einer Frau mit einem Stecken in Panik ausbricht. Selbst für den Fall, dass die Katastrophe ihn so mitgenommen hat (was ich bezweifle, da er heil davongekommen ist und sich um andere eigentlich nicht schert), würde sein Überlebenswillen dafür sorgen, dass er sich auf sie stürzt und zu überwältigen versucht. Die Autorin konstruiert eine Situation, die Anita Mitleid erlaubt, aber das nehme ich ihr in 1000 Jahren nicht ab, ebenso wenig wie die vollgemachten Hosen. :nono


    Dann steht da auf Seite 376 "Michael will verstehen, woher seine Mutter kommt". Ziemlich plötzlich, wie mir scheint. Eigentlich setzt er sie nur auf dem Weg nach Mailand ab und will sie noch am selben Abend wieder einsammeln, ohne zu bleiben. Er spricht die Sprache seiner Eltern nicht, weiß nichts von seiner Mutter, und eigentlich ist ihm ihre Vergangenheit auch Wumpe. Aber mit einem Mal, als es der Geschichte weiterhilft, befällt ihn die Neugier. Und just in dem Moment läuft er rein zufällig Anita über den Weg, die natürlich sofort ahnt, wen sie vor sich hat. Hallelujah! Und dann murmelt sie ganz passend noch laut genug Pietros Namen, damit Michael seiner Mutter auch sicher die richtigen Fragen stellt. Anita mag ja inzwischen eine wunderliche Olle sein, aber so blöd, dass sie Giulia ein weiteres Mal an den Haken nimmt und ihrem Sohn verrät, was er keinesfalls wissen soll, kann sie gar nicht sein. Das ist mir einfach zu viel, mal wieder. :thumbdown:

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

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  • Was hätte man aus dieser Episode mit dem geborstenen Damm herausholen können!

    Ich fand diese Szene interessant und so wichtig, aber deren Potential wurde überhaupt nicht ausgeschöpft. Am Ende des zentralen Zusammentreffens zwischen Anita und Risso, dem Hinkenden, war ich erschüttert, dass da nur so drübergegangen wurde und nichts mehr kam. Anita tritt hier für mein Empfinden aus Verbitterung und Hass heraus, was für eine zentrale Aussage des ganzen Buches halte. Die Autorin lässt hier den Leser allein und unzufrieden zurück.

    ...immer neue Fässer aufgemacht, wie hier der Nebenschauplatz der Ehe von Adelaide und Adelmo. Braucht die Story das? Hilft das Giulia und Anita weiter?

    Gebraucht hätte die Geschichte das vielleicht nicht, aber mir gefiel dieser Strang, weil da endlich mal wieder etwas greifbar war und zum Festhalten einlud.

    Zu den Ungereimtheiten: Warum hat Risso verdammt noch mal eine Erektion, als er nach der Flkutwelle durchs Gelände torkelt????? Das ist doch Blödsinn!

    Machtfantasien? Hochgefühl angesichts der Zerstörung? Dachte ich so, aber ich bin weder ein Mann noch ein Psychopath;)


    Der Saukerl ist ein mit allen Wassern gewaschenes Subjekt, das das Leben schätzt und nicht plötzlich vor einer Frau mit einem Stecken in Panik ausbricht. Selbst für den Fall, dass die Katastrophe ihn so mitgenommen hat (was ich bezweifle, da er heil davongekommen ist und sich um andere eigentlich nicht schert), würde sein Überlebenswillen dafür sorgen, dass er sich auf sie stürzt und zu überwältigen versucht.

    Vielleicht Entsetzen darüber, dass er ertappt worden ist?

    Auf sie stürzen konnte er sich nicht,

    Und just in dem Moment läuft er rein zufällig Anita über den Weg, die natürlich sofort ahnt, wen sie vor sich hat. Hallelujah! Und dann murmelt sie ganz passend noch laut genug Pietros Namen, damit Michael seiner Mutter auch sicher die richtigen Fragen stellt. Anita mag ja inzwischen eine wunderliche Olle sein, aber so blöd, dass sie Giulia ein weiteres Mal an den Haken nimmt und ihrem Sohn verrät, was er keinesfalls wissen soll, kann sie gar nicht sein. Das ist mir einfach zu viel, mal wieder.

    Da gebe ich dir Recht: da stimmt einfach gar nichts, und damit stimmt die Gesamtaussage des Romans, zumindest so, wie ich sie mutmaße, nicht.

  • Es tut mir leid, mir ist dieser Roman einfach zu platt. Kaum Überraschungen, vorhersehbarer Plot und wenig Tiefe.

    Der Leser wird zu sehr durch die Geschichte getrieben, Wichtiges, Anregendes kommt zu kurz, dafür werden immer neue Fässer aufgemacht, wie hier der Nebenschauplatz der Ehe von Adelaide und Adelmo. Braucht die Story das?

    Adelmo wurde nur gebraucht, damit Adelaide den Besitz bekommt. Dieser Handlungsstrang ist mir zu märchenhaft. Die Gute gewinnt, der Böse verliert und wird dann in der Erektionsszene zum Lachnummer degradiert. Was soll das? Erst dachte ich, er wurde bei einem erotischen Abenteuer von der Flutwelle überrascht.

    Ich finde diese Erektion genauso lachhaft wie die Nummer auf dem Packtisch. Mir scheint, als wollte oder sollte die Autorin unbedingt ein wenig Erotik einbauen.

    Ich denke nicht. Interessant dagegen fand ich die Hinweise auf das Verhältnis von Giulia zu ihrer Mutter und die Erinnerungen an den Vater, die Sehnsucht nach Familie, Geborgenheit.

    Über Guilias Verhältnis zu ihrer Mutter mehr zu erfahren wäre interessant gewesen. Auch die Auswirkungen auf ihr eigenes Muttersein hätte man vertiefen können.

    Und warum hat er solche Angst vor Anita?

    Es macht nur Sinn, wenn Anita ihn bei etwas "Verbotenem" erwischt. Zum Beispiel ein Verhältnis oder eine Straftat. Vor der doch körperlich sehr schwach geschilderten Anita braucht er keine Angst haben.

    Anitas plötzliche Leuterung finde ich auch aus der Luft gegriffen. Auch diese Szenen wirkt total unglaubwürdig. Endlich kommt mal etwas Spannung auf - eine Katastrophe, ein Gelegenheit zur Rache, und schwupp- schon wieder vorbei, Chance vertan. Das ist echt schade.

    Die Autorin konstruiert eine Situation, die Anita Mitleid erlaubt, aber das nehme ich ihr in 1000 Jahren nicht ab, ebenso wenig wie die vollgemachten Hosen.

    :write

    Dann steht da auf Seite 376 "Michael will verstehen, woher seine Mutter kommt". Ziemlich plötzlich, wie mir scheint. Eigentlich setzt er sie nur auf dem Weg nach Mailand ab und will sie noch am selben Abend wieder einsammeln, ohne zu bleiben. Er spricht die Sprache seiner Eltern nicht, weiß nichts von seiner Mutter, und eigentlich ist ihm ihre Vergangenheit auch Wumpe. Aber mit einem Mal, als es der Geschichte weiterhilft, befällt ihn die Neugier. Und just in dem Moment läuft er rein zufällig Anita über den Weg, die natürlich sofort ahnt, wen sie vor sich hat. Hallelujah! Und dann murmelt sie ganz passend noch laut genug Pietros Namen, damit Michael seiner Mutter auch sicher die richtigen Fragen stellt. Anita mag ja inzwischen eine wunderliche Olle sein, aber so blöd, dass sie Giulia ein weiteres Mal an den Haken nimmt und ihrem Sohn verrät, was er keinesfalls wissen soll, kann sie gar nicht sein. Das ist mir einfach zu viel, mal wieder.

    :write

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Bitte nicht! :rofl Wenn das stimmt, kannst du dich als Pichelsteiner-Autorin bewerben. :chen

    Äh... lieber nicht.

    Genau so ein plattes Zeug, möchte ich (und ich spreche hier nur für mich) eigentlich nicht lesen. Ich finde das weder entspannend noch unterhaltsam. Deshalb bin ich auch so enttäuscht von diesem Buch. Ich hatte von Diogenes etwas mehr erwartet.