Inhalt:
Am liebsten versteckt sie sich hinter ihrer dicken Brille und einem Schal, der ihr bis zu den Füßen reicht. Dabei ist Ophelia eine ganz besondere junge Frau: Sie kann Gegenstände lesen und durch Spiegel reisen. Auf der Arche Anima lebt sie inmitten ihrer riesigen Familie und kümmert sich hingebungsvoll um das Erbe der Ahnen. Bis ihr eines Tages Unheilvolles verkündet wird: Ophelia soll auf die eisige Arche des Pols ziehen und einen Adligen namens Thorn heiraten. Was hat es mit der Verlobung auf sich? Wer ist der Mann, dem sie von nun an folgen soll? Und warum wurde ausgerechnet sie, das zurückhaltende Mädchen mit der leisen Stimme, auserkoren? Ophelia ahnt nicht, welche tödlichen Intrigen sie auf ihrer Reise erwarten, und macht sich auf den Weg in ihr neues, blitzgefährliches Zuhause.
Rezension:
Bisher konnte Ophelia einer möglichen Verlobung erfolgreich aus dem Weg gehen.
Doch eine von den Doyennen arrangierten Ehe kann Ophelia unmöglich ablehnen, ohne sich selbst und ihre Familie zu entehren.
Unwillig reist sie mit ihrem Verlobten Thorn zu seiner Heimatarche und findet sich in einer Welt voller Intrigen wieder. Wem kann Ophelia am Pol vertrauen?
"Die Verlobten des Winters" von Christelle Dabos ist der Auftakt der Spiegelreisenden-Saga, der aus der personalen Erzählperspektive von Ophelia erzählt wird.
Ophelia ist eine sehr tollpatschige und zurückhaltende Protagonistin, die die Fähigkeit besitzt, Gegenstände zu lesen und durch Spiegel zu reisen. Am wohlsten fühlt sie sich in ihrem Museum, wo sie als Leserin die Geschichten ihrer Ausstellungsstücke herausfindet und sich sorgsam um die Exponate kümmert.
Als sie erfährt, dass die Doyennen eine Ehe aus politischem Interesse für sie arrangiert haben und Ophelias Verlobter Thorn noch nicht einmal von der Arche Anima, sondern vom Pol stammt, ist Ophelia wenig begeistert, zumal sie ihre Heimat verlassen muss.
Doch am Pol ist nichts, wie es scheint und Ophelia muss klug vorgehen, wenn sie den gefährlichen Intrigen entkommen möchte.
Als Protagonistin mochte ich Ophelia echt gerne, auch weil mir ihre Entwicklung richtig gut gefallen hat! Sie ist sehr still und hält sich eher im Hintergrund, wo sie lieber beobachtet und abwartet, aber im Verlauf der Handlung wird sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und muss sich am kalten Pol in einer Gesellschaft zurechtfinden, wo sie nicht weiß, wem sie vertrauen kann. Ich finde, dass sie im Laufe der Geschichte über sich hinausgewachsen ist und gelernt hat, für sich einzustehen, was mir richtig gut gefallen hat!
Sie trägt immer einen lebendigen Schal und eine Brille, die die Farbe wechselt, je nach Stimmung ihrer Trägerin, zwei sehr schöne Details, die ich ebenfalls sehr mochte! Ich fand sowieso, dass es viele liebevolle Kleinigkeiten zu entdecken gab, durch die die Geschichte und die Charaktere wunderbar abgerundet worden!
Thorn ist ein nicht besonders gesprächiger Mann, der selten ohne seine Taschenuhr in der Hand zu sehen ist. Er ist fast schon ungehobelt und begegnet seiner Verlobten nicht gerade mit Freundlichkeit. Und doch ist er mir irgendwo ans Herz gewachsen, ebenso wie seine Tante Berenilde.
Die Bewohner des Pols sind in viele Intrigen verstrickt, man weiß wirklich nicht, wem man vertrauen kann und welche Ziele die vielfältigen und interessanten Charaktere verfolgen, aber das hat es besonders spannend gemacht!
Am Anfang konnte mich die Geschichte noch nicht komplett fesseln und ich fand, dass da auch noch nicht viel Spannendes passiert ist, aber die Handlung hat immer mehr an Fahrt aufgenommen, ließ sich stets richtig gut lesen und irgendwann konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen!
Die Verlobung mit Thorn, einem Mann, den sie nicht kennt, führt Ophelia an den düsteren Pol, wo es selbst im Frühling nicht wärmer als minus fünfzehn Grad wird und der sich auch sonst stark von Ophelias Heimatarche Anima unterscheidet. Der Riss hat dafür gesorgt, dass die alte Welt zerbrach und aus ihren Stücken gingen einundzwanzig große Archen hervor.
Ophelia ist eine äußerst begabte Animistin, denn sie kann die Geschichte von Gegenständen bis zu deren Entstehung lesen. Am Pol begegnet sie vielen verschiedenen Klans, die ihre ganz eigenen Fähigkeiten haben. Die Drachen beispielsweise können mit ihren Klauen Personen über eine kleine Entfernung verletzten, während sich die Miragen geschickt auf das Illusionsweben verstehen. Dann gibt es noch das Gespinst, deren Mitglieder so miteinander verbunden sind, dass wenn einer etwas sieht, es alle sehen.
Die Welt, in die Christelle Dabos den Leser entführt, fand ich ebenfalls echt spannend!
Die verschiedenen Archen, die vielen Fähigkeiten ihrer Bewohner, aber auch den Riss an sich, der zu dieser neuen Welt geführt hat, haben mir sehr gut gefallen und ich freue mich schon darauf, noch mehr über die Welt zu erfahren!
Fazit:
"Die Verlobten des Winters" von Christelle Dabos ist ein gelungener Auftakt ihrer Spiegelreisenden-Saga!
Die Geschichte hat ein wenig gebraucht, um mich komplett fesseln zu können, aber mir haben sowohl die spannende Welt als auch die vielseitigen Charaktere total gut gefallen und mit der Zeit konnte mich auch die Handlung so stark packen, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte!
Ich vergebe sehr gute vier Kleeblätter und freue mich schon sehr auf den zweiten Band!