Christine Brand, geboren und aufgewachsen im schweizerischen Emmental, ist Schriftstellerin und freie Journalistin, sie schreibt unter anderem für die «Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag». Zuvor war sie als TV-Reporterin und als Gerichtsberichterstatterin tätig. Nebst zahlreichen Kurzgeschichten in Krimi-Anthologien hat sie mit «Schattentaten - wahre Verbrechen ans Licht gebracht» einen Sammelband mit authentischen Kriminalfällen veröffentlicht. Anschliessend folgten vier Kriminalromane, in denen die umtriebige TV-Reporterin Milla Nova ihre Nase immer zuvorderst hat und nicht selten die Ermittlungen der Polizei durchkreuzt: «Todes-Strich», «Das Geheimnis der Söhne», «Kalte Seelen» und Christine Brands jüngster Krimi «Stiller Hass». 2016 erschien ihr Buch «Mond – Geschichten aus aller Welt»: Ein Sammelband mit 30 alten Sagen über den Mond, gesammelt in 25 Ländern und in moderner Sprache neu erzählt. Anfang März 2019 wird im Blanvalet-Verlag ihr neuer Kriminalroman «Blind» erscheinen. Christine Brand lebt heute die Hälfte des Jahres in Zürich, im Winterhalbjahr schreibt sie von unterwegs. http://www.christinebrand.ch
- Broschiert: 448 Seiten
- Verlag: Blanvalet Verlag; Auflage: Originalausgabe (4. März 2019)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3764506458
- ISBN-13: 978-3764506452
Hilfsbereitschaft ist das wichtigste, wenn man Hilfe braucht
"Gewöhnlich haben die Menschen den guten Willen zu helfen nur bis zu dem Augenblick, da sie es könnten." (Luc de Clapiers)
Nach einer Familientragödie vor vielen Jahren hat Nathaniel Brenner sein Augenlicht verloren. Sein Blindenhund Alisha begleitet ihn deshalb immer durchs Leben. Doch seit einiger Zeit hat er zusätzlich die APP "Be my eyes" installiert, bei der Sehende blinde Menschen per Chat unterstützen. So lernt er eines Tages Carole Stein bei einem Gespräch kennen. Als er jedoch mitten in der Verbindung einen Schrei hört und Carole nicht mehr reagiert, macht sich Nathaniel große Sorgen, das ihr etwas passiert sein könnte. Was, wenn man ihr etwas angetan hatte? Blöd nur das ihm keiner richtig glauben möchte, den wem soll er diese unwirkliche Story glaubhaft erzählen? Er weiß ja nicht mal ihren vollständigen Namen, geschweige den ihre Adresse. In seiner Not wendet er sich an Milla Nova die Journalistin, die damals mit ihm eine Reportage gemacht hatte. Doch Milla weiß anfänglich auch nur ihren Freund dem Polizisten Sandro Bandini zu kontaktieren. Jedoch als die Spuren nicht weiterführen entschließt sich Nathaniel selbst auf die Suche nach der Wahrheit zu gehen. Er ahnt nicht das Caroles Leben in seinen Händen hält oder ist er gar ihr Untergang?
Meine Meinung:
Das einfache, dunkle Cover mit einem Mann im Titel und ein informativer Klappentext hatten meine Neugier geweckt. Zumal ich schon zwei Bücher über eine blinde Ermittlerin gelesen hatte. Der Schreibstil war einfach, sehr gut. Eingeteilt in recht kurzen Kapiteln und mehreren Handlungssträngen machte das Lesen richtig Spaß. Zumal die Autorin mit zwei Fällen ein riesiges Verwirrspiel und die nötige Spannung in diese Geschichte brachte. Deshalb ging es im Plot nicht nur um das Verschwinden von Carole, sondern zusätzlich um einen sehr verworrenen Fall um HIV Infizierte. Die drei Hauptcharaktere in diesem Buch konnten mich überzeugen, allen voran Nathaniel. Gerade er der eigentlich Hilfe bräuchte wegen seiner Blindheit, kann nicht aufhören nach Carole zu suchen, da er der Überzeugung ist, dass sie Hilfe braucht. Dass er dadurch selbst in den Fokus der Polizei kommt und unter Verdacht gerät, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Trotzdem denke ich, dass es stimmig ist, das er aufgrund seiner eigenen Hilfsbedürftigkeit noch mehr an Caroles Suche festhält. Milla hingegen ist definitiv eine Kämpferin, was auch zu ihr als Journalistin passt. Wenn sie sich in eine Geschichte verbissen hat, lässt sie so schnell nicht mehr locker. Das hatte sie vielleicht wirklich etwas mit Lisbeth Salander gemein, ansonsten sah ich wenig Ähnlichkeiten. Wie gesagt das passt zu ihr als Journalistin, den ich denke, da muss man einfach an einer Story dranbleiben. Sie nimmt da auch nur recht wenig Rücksicht auf Sandro ihren Freund und auf ihr eigenes Leben. Für die Autorin, die selbst als Gerichtsreporterin arbeitet, dürfte Millas Part keine große Herausforderung gewesen sein. Carole dagegen tat mir oft leid, entführt zu werden und im Dunkeln auf Hilfe auszuharren, wo man keine vermutet ist sicher nicht einfach. Beide Handlungsstränge waren so surreal das sie manchmal schon wieder real waren und ich Gänsehaut hatte allein von der Vorstellung. Dass es diese App "Be my eyes" wirklich gibt, wusste ich bis dahin noch nicht. Zwei Kritikpunkte hatte ich allerdings, das man am Ende nicht vom Motiv des Musiklehrer Rudelli aufklärt wurde und das man wenig über das Lokalkolorit Bern bzw. Schweiz erfuhr. Der Krimi hätte genauso gut in jeder anderen Stadt oder Land spielen können. Ansonsten war es ein stimmiger, unterhaltsamer und spannender Kriminalfall dem ich 9 Eulen gebe.