Kurzbeschreibung:
Die Zwillinge Patrice und Patricia werden überraschend aus Paris bzw. Chile nach Hause gerufen, da ihr Vater verhaftet worden ist. Ihm wird vorgeworfen, bei einer Opernaufführung auf offener Bühne den Tenor erschossen zu haben. Hat der besonnene, ruhige Mann, der ganz in seinem Beruf als Klavierstimmer aufging, und dem die Musik die Welt bedeutet, tatsächlich diese Tat begangen?
Die Zwillinge wollen die ganze Wahrheit herausfinden und so beschließen sie, daß jeder seine Eindrücke in einem eigenen Tagebuch aufschreiben soll, das sie am Ende austauschen wollen.
Für den Leser entwickelt sich in diesen Aufzeichnungen jeweils aus weiblicher und männlicher Sicht eine unglaubliche Spannung. Die verschiedenen Blickwinkel, die enge Beziehung der Zwillinge untereinander sowie zu ihren Eltern, geben Einblicke in ein grausames Familiendrama, das sich stückweise in seiner ganzen Dramatik enthüllt.
Meine Meinung:
Ein sehr vielschichtiges Buch mit mehreren Handlungssträngen. Das Thema Nähe und Abgrenzung habe ich noch nirgends so intensiv behandelt gefunden und an der tragischen Familiengeschichte hätte Hellinger seine Freude gehabt. Auch die Musik kommt nicht zu kurz, es wäre allerdings gut, wenn man ein bißchen Interesse und/oder Wissen mitbringt beim Lesen.
Mein Lesefluss war sehr unterschiedlich, manche Seiten habe ich verschlungen, auf anderen musste ich wieder viele Sätze einzeln überdenken - man merkt, dass der Autor Philosophieprofessor ist.
Alles in allem ein sehr spannendes Buch mit Tiefgang, das stellenweise ein wenig Geduld erfordert.
(Außerdem war diese meine erste Buchrezension hier *schwitz*)