Gibt es den legendären Country Club? Ja den gibt es zumindest 80 % des Buches, dort wird schnörkellos und ziemlich kalt von der Bestie Mensch berichtet. Was deren Abgründe angeht und die Sucht immer neue Kicks zu erleben. Distanziert berichtet Tim Miller von Folterungen und anderen grausigen Dingen. Irgendwie bekommt er da meiner Meinung nach nicht den richtigen Ton hin. Auf der einen Seite klingt es nach Gerichtsreporter und auf der anderen Seite hin will er die Gefühlsregungen der mordenden Protagonisten näher beschreiben. Dies gelingt ihm spärlich finde ich. Wer jetzt meint dass ich dieses Buch zerreiße der irrt sich. Mit Absicht fange ich mit einer Schwäche des Buches an, denn wo Tim meiner Meinung nach nicht den richtigen Ton trifft so trifft er ihn ganz genau bei den Opfern und Geschädigten in dieser Geschichte. Dort tut der Abstand wirklich gut, dort kann man die Reaktionen und Gefühle sehr gut nachvollziehen. Ein leicht zu lesendes Buch. Ein Buch das einem den Kopf schütteln lässt und wenn man es näher überlegt gar nicht so weit weg ist. Für Geld bekommt man heute alles sag nicht dem sei nicht so nur weil dir noch keiner einen Preis genannt hat. Immer dann wenn Tim Miller die Opferseite beleuchtet dann blitzt ein unheimliches Talent hervor, kalt fast unnahbar berichtet er was in den Akteuren vorgeht.
Aufgrund dieser Kälte bilden sich vom Leser her bestimmte Empfindungen ohne dass sie vom Autor beeinflusst werden und das ist gut so. Gut weil dieses Buch mehrere Meinungen zulässt. Ich hab mich gut unterhalten gefühlt und es war mir nie wirklich langweilig, wenn auch der Schluss meiner Meinung nach ein wenig zu bombastisch und übertrieben war.
Fazit: Der Country Club eignet sich vor allem wer in dieses Genre gerne schnuppern möchte. Es zeigt wie vielfältig diese Art der Lektüre sein kann. Es zeigt aber auch welche Dinge in der Standardliteratur nicht vorkommen und wie man mit Ängsten von Lesern spielen kann (bei mir war es der Zahnarzt). Wie gesagt als Einstieg gibt es kaum ein besseres Buch und macht dem einen wirklich Lust sich näher mit diesen Themen und Abgründen der menschlichen Seele zu beschäftigen und der andere wird erkennen das dieser Zweig der Literatur doch nicht der richtige für ihn ist. Wer Etzold oder Slaughter schon sehr hart findet sollte die Finger von Tim Miller lassen, besser noch der sollte ganz die Finger von dieser Lektüre lassen. Festa bietet hier auch genug Ausweichmöglichkeiten. Trotz der genannten Schwächen, wie immer subjektiv meiner Meinung nach, ist dieses Buch ein lesenswertes. Nicht zu kurz nicht zu lang. Dosiert und doch sehr intensiv. Dafür gibt es von mir 4 von 5 Mauersteinen.
(Ohne ISBN, das Festa Extrem)