'Der Untertan' - Seiten 001 - 101

  • Die Buddenbrocks habe ich mir einmal vor Jahrzehnten angetan, konnte aber den Hype darum nicht verstehen. Mich hat es eher gelangweilt. Beim Zauberberg kam ich nicht voran. Ich habe von Klaus Mann noch "Der Vulkan" hier stehen, aber ungelesen. Die Doku zur Familie kenne ich auch.

    Klaus Manns Romane fand ich großartig. Ich habe hier sechs Romane von ihm. Der Vulkan lohnt sich, Mephisto natürlich, und ich mochte Symphonie Pathetique sehr.

  • Aber mal etwas anderes.

    Was ich nie begriffen hab ist, wieso man Heinrich Mann immer nur geringschätzig "den Brude" genannt hat. Dabei war er der bessere Schriftsteller als der Vater aller Blender Thomas Mann. Thomas Mann wurde immer total überschätzt, ein Egomane der allersten Güte, der zwar hübsch formulieren konnte, dessen Bücher aber kaum Tiefgang hatten, vielleicht vom "Zauberberg" einmal abgesehen. Ich kann in diesem Zusammenhang nur die Lektüre der Tagebücher von Thomas Mann empfehlen. Da schreibt jemand, der nur um sich selbst kreist - der seine homoerotischen Neigungen aber stets verleugnet hat. Und es ist schon beschämend, dass man für einen durchschnittlichen Unterhaltungsroman wie die "Buddenbrooks" den Literatur-Nobelpreis bekommt.

    Heinrich Mann war politisch, stand zu seinen Überzeugungen und war kein Verlogener Opportunist wie Thomas Mann. Und die politische Überzeugung von Heinrich Mann findet sich eben auch im "Untertan".

    Ich kann das auch nicht verstehen. Heinrich Mann ist so viel mehr ein Schriftsteller, der etwas zu sagen hat und die Welt um sich intensiv und mit wachen Blick zeichnet, als es Thomas Mann für mein Empfinden je war.

    Wenn man vom Zauberberg vielleicht mal absieht, hat Thomas Mann eher Unterhaltungsliteratur geschrieben, und seine eigenen inneren Zwänge spiegeln sich in jeder Zeile.

  • Voltaire : vielen Dank für Deine ganz private Geschichte zur Einstimmung auf die Leserunde. Ich finde Deine Erinnerungen auch richtig spannend.


    Ich war erstaunt, wie leicht lesbar das Buch ist

    Das empfinde ich leider gerade gar nicht so.:( Ich habe jetzt die ersten 30 Seiten gelesen und tue mich unglaublich schwer mit der Sprache. Ich habe das Gefühl jeden zweiten Satz zweimal lesen zu müssen um zu verstehen, was gerade gemeint ist. Keine Ahnung warum, aber mir fällt es im Moment echt schwer hier weiterzulesen. Heute habe ich sowieso keine Zeit mehr zum Lesen, ich werde es dann morgen noch mal damit probieren und hoffen, dass ich dann besser ins Buch rein komme. Durchquälen möchte ich mich dann auch nicht.


    Ansonsten kann ich nur zustimmen, dass Thomas Mann und insbesondere die "Buddenbrooks" meiner Meinung echt überschätzt werden. Ich musste das Buch in der Schule lesen und habe es dann danach noch einmal freiwillig gelesen . Und ich habe mich jedesmal gefragt, was mir der Autor damit sagen möchte, außer das es einfach eine recht langweilige Geschichte ist? Ich habe auch noch andere Werke von Thomas Mann gelesen ( "Der Tod in Venedig", "Doktor Faustus", "Der Zauberberg" ) und keins davon hat mich überzeugen können.

  • Ich mache gerade Hausaufgaben mit der Enkelin, komme heute eher nicht mehr zum lesen. Schreibt nicht so viel ;)

    Dafür, dass ich eigentlich erst am Anfang bin, ist die Runde schon sehr "lebendig". Das gefällt mir. Ich habe auch keine Zeit durch das Buch zu rasen und möchte es auch gar nicht.

    Eine schöne Zeit mit deiner Enkeltochter! :knuddel1


    Ich bin jetzt gerade bei Diederichs Anfangszeit in Berlin angekommen. Der Herr (oder das Bürschchen) studiert nun Chemie.

  • Ich bin jetzt gerade bei Diederichs Anfangszeit in Berlin angekommen. Der Herr (oder das Bürschchen) studiert nun Chemie.

    Er versucht sich so, wie ich mir einen typischen jungen Mann dieser Zeit vorstelle, obwohl ich denke, dass er von sich ein ganz anderes Bild hatte, ein Bild von Aufbruch und dem ausbrechen aus den Engen des Elternhauses. Für mich war sein Weg immer eigenartig vorbestimmt, auch wenn ich das nicht konkret festmachen kann.

    Wie alt muss Diederich gewesen sein, als er als Student nach Berlin ging? Jünger als die heutigen Studenten, oder? Man war damals doch früher mit der Schule fertig, meine ich.

  • Ich habe zwar noch nicht weit gelesen, aber bisher finde ich das Buch deutlich besser, als ich es in Erinnerung hatte, ich bin gespannt ...


    "Die Buddenbrooks" habe ich gerne gelesen, allerdings habe ich mich auch immer gefragt, wieso gerade dieses Buch einen Nobelpreis bekommen hat. :gruebel

  • Er versucht sich so, wie ich mir einen typischen jungen Mann dieser Zeit vorstelle, obwohl ich denke, dass er von sich ein ganz anderes Bild hatte, ein Bild von Aufbruch und dem ausbrechen aus den Engen des Elternhauses. Für mich war sein Weg immer eigenartig vorbestimmt, auch wenn ich das nicht konkret festmachen kann.

    Wie alt muss Diederich gewesen sein, als er als Student nach Berlin ging? Jünger als die heutigen Studenten, oder? Man war damals doch früher mit der Schule fertig, meine ich.

    Wenn ich mich richtig erinnere, wurden auch damals die Kinder mit 6 Jahren eingeschult und mussten bis zum Abitur 13 Schuljahre absolvieren.

    Allerdings waren die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen damals ganz anders erzogen als heute und wirken auf uns sicher reifer (oder unreifer je nach Charakter).

    Nach seinem Verhalten in der Schule bin ich ihm gegenüber schon negativ eingestellt. Um sich wichtig zu machen quält und erniedrigt er einen jüdischen Mitschüler und bekommt dafür Applaus. Er verrät und denunziert seine Mitschüler, legt sie rein, um bei den Lehrern gut dazustehen. Daran hat er sichtlich Spaß.


    Als Student hält er sich für etwas besseres. Interessant finde ich, dass er immer droht die Kontrolle zu verlieren, sobald Gefühle ins Spiel kommen. Gegen seine verrückt spielenden Hormone (Agnes) kommt er nicht an. Damit kann er nicht umgehen, was er mit Arroganz zu überspielen versucht.

  • Ihr Lieben,


    es fasziniert mich, was ihr hier alles so schreibt. Ich bekam Lust, das Buch mal wieder zu lesen und hier in der Runde dabei zu sein. Wie Voltaire, habe ich also in meinem Fundus gegraben und - wie er auch - nicht gefunden. Muss es irgendwann mal jemandem geliehen haben. Nicht das erste Werk, das auf diese Weise meine Regale auf Nimmerwiedersehen verlassen hat ... :rolleyes


    Habe es also gerade bestellt. Kann es Anfang d. Woche abholen und steige dann ein, wenn ihr mich noch dazu nehmt. :wave

  • Klaus Mann hat durchaus beeindruckende Bücher geschrieben - die in meinen Augen aber auch das Ergebnis der gestörten Vater-Sohn-Beziehung sind. Er hat von seinem Vater Thomas Mann nie die Anerkennung gefunden, die er ohne Frage verdient gehabt hätte. Thomas Mann war nicht der "Zauberer" als der immer in erster Linie von Erika Mann hingestellt wurde.



    Interessant in diesem Zusammenhang übrigens auch die Entscheidung des BVerfG zum damaligen Verbot des Romans "Mephisto" von Klaus Mann. Ein Roman um die Charakterlosigkeit Gustav Gründgens.



    Sicher hatte Heinrich Mann einige private Skandale - aber er hat nicht den Wölfen geheult. Man nehme da nur einem als Gegenpol die "Betrachtungen eines Unpolitischen" von Thomas Mann. Teils versteckter aber teils auch offener Opportunismus. Ein "Kriegs-Hurra-Schreier" wird fast dann zum "Vorzeigepazifisten".



    Ich staune gerade ein wenig, wo einem die Diskussion in einer solchen Leserunde hinführen kann. Macht doch Sinn, das Gespräch einfach so laufen zu lassen. Mal schauen wo wir letztendlich landen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Interessant in diesem Zusammenhang übrigens auch die Entscheidung des BVerfG zum damaligen Verbot des Romans "Mephisto" von Klaus Mann. Ein Roman um die Charakterlosigkeit Gustav Gründgens.

    In welchem Jahr war das? Hast Du da einen Link parat?


    Ich staune gerade ein wenig, wo einem die Diskussion in einer solchen Leserunde hinführen kann. Macht doch Sinn, das Gespräch einfach so laufen zu lassen. Mal schauen wo wir letztendlich landen.

    Ja, ich finde das auch interessant, obwohl die ganze Familie Mann so viel Gesprächsstoff liefern würde, dass es leicht ausufern könnte. :gruebel


    Klaus Mann hat durchaus beeindruckende Bücher geschrieben - die in meinen Augen aber auch das Ergebnis der gestörten Vater-Sohn-Beziehung sind. Er hat von seinem Vater Thomas Mann nie die Anerkennung gefunden, die er ohne Frage verdient gehabt hätte. Thomas Mann war nicht der "Zauberer" als der immer in erster Linie von Erika Mann hingestellt wurde.

    In seinen Tagebüchern schreibt auch Klaus oft von "dem Zauberer", was teilweise auf die Verkleidungs- und Zauberspielchen mit den Kindern, teils auf die Lesungen von Thomas Mann im Familienkreis zurück geführt wird.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • In welchem Jahr spielt denn unser Buch?

    Zitat

    Der Untertan persifliert die wilhelminische Epoche und analysiert die Situation der damaligen Zeit.

    (aus Wikipedia)

    --> also irgendwann zwischen 1890 und 1914 - ich gehe einfach mal von der Jahrhundertwende aus für die Studentenjahre des Diederich.

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  • Als Student hält er sich für etwas besseres. Interessant finde ich, dass er immer droht die Kontrolle zu verlieren, sobald Gefühle ins Spiel kommen. Gegen seine verrückt spielenden Hormone (Agnes) kommt er nicht an. Damit kann er nicht umgehen, was er mit Arroganz zu überspielen versucht.

    Sein Verhalten Agnes gegenüber ist schon seltsam. Er versucht sie zu ignorieren oder sogar schlecht zu behandeln. Aber dann kauft er teure Konzertkarten für sie, welche er aber anonymisiert zuschickt und sogar leugnet, als er gefragt wird, ob sie von ihm seien.

    Das könnte man als selbstlosen Akt verstehen.


    Bezeichnend sein geringes Selbstwertgefühl, das in dem Gedanken Ausdruck findet: >Eine, die sich in mich verliebt, muß wirklich dumm sein.<

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  • Ich muss zugeben, von denn Mann habe ich kaum etwas gelesen, "Der Zauberberg" steht noch ungelesen im Regal und in der Schule hatte ich "Mephisto" gelesen, dazu gab es in Dresden auch mal eine Inszenierung am Theater, die wir uns anschließend angeschaut hatten.


    Ich habe vom ersten Leserundenabschnitt noch nicht viel gelesen, aber es reicht, dass sich meine Sympathien für den kleinen Heßling in Grenzen halten.

  • Das empfinde ich leider gerade gar nicht so. Ich habe jetzt die ersten 30 Seiten gelesen und tue mich unglaublich schwer mit der Sprache. Ich habe das Gefühl jeden zweiten Satz zweimal lesen zu müssen um zu verstehen, was gerade gemeint ist. Keine Ahnung warum, aber mir fällt es im Moment echt schwer hier weiterzulesen. Heute habe ich sowieso keine Zeit mehr zum Lesen, ich werde es dann morgen noch mal damit probieren und hoffen, dass ich dann besser ins Buch rein komme. Durchquälen möchte ich mich dann auch nicht.

    Mir ergeht es momentan auch so, ich hoffe, es wird im weiteren Verlauf noch besser.

  • Mir ergeht es momentan auch so, ich hoffe, es wird im weiteren Verlauf noch besser.

    Mit manchen Formulierungen habe ich auch meine Schwierigkeiten. Zum Beispiel auf Seite 36: >>Wenn Wiebel ein Bedürfnis verrichtete, hielt Diederich draußen Wache, und er wünschte sich nur, seinen Schläger dazuhaben, um ihn schultern zu können.<<

    Was könnte damit gemeint sein?

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  • Wenn ich mich richtig erinnere, wurden auch damals die Kinder mit 6 Jahren eingeschult und mussten bis zum Abitur 13 Schuljahre absolvieren.

    Allerdings waren die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen damals ganz anders erzogen als heute und wirken auf uns sicher reifer (oder unreifer je nach Charakter).

    Dann habe ich mich wohl geirrt. Ich dachte, die Schule wäre damals früher zu Ende gewesen.

    Nach seinem Verhalten in der Schule bin ich ihm gegenüber schon negativ eingestellt. Um sich wichtig zu machen quält und erniedrigt er einen jüdischen Mitschüler und bekommt dafür Applaus. Er verrät und denunziert seine Mitschüler, legt sie rein, um bei den Lehrern gut dazustehen. Daran hat er sichtlich Spaß.

    Diederich ist einer von denen, die einen (vermeintlich) Schwächeren quälen und sich dann Beifall heischend umschauen. Als Figur ist er mir durch und durch zuwider. Trotzdem kann man nicht umhin, seinen Werdegang mit einer ungläubigen Faszination zu beobachten.