Raymond Benson - Black Stiletto

  • Superhelden in Romanform habe ich bisher immer recht kritisch beäugt. Zum einen sind die gewohnten Helden (Marvel, DC & Co.) nicht interessant genug um auch einen Roman - ohne die gewohnten Bilder - meines Erachtens nach tragen zu können, zum anderen sind die Pulp-Abenteuer der Helden der Vierzigerjahre aus den USA nicht in deutscher Sprache erschienen, oder besser: man bekommt die Romane nicht mehr.

    Warum also nicht eine eigene Heldin erfinden und sie vollkommen unkonventionell zum Leben erwecken? Das scheint sich Autor Raymond Benson gedacht zu haben und so erschuf er seine eigene Superheldin: Black Stiletto.

    Black Stiletto erinnert in vielen Dingen an eine Mischung aus Daredevil und Catwoman. Daredevil, da sie die Kampfkunst, mit der sie ihre Gegner auf die Bretter schickt von der Pike auf lernen muss. Catwoman, weil sie viele Eigenschaften einer Selina Kyle in sich vereint, hätte Selina sich für die Seite des Guten entschieden.

    Die ganze Story beginnt in der relativen Jetztzeit und man fragt sich, was nun kommen wird: Geht es im kompletten Buch nur um die Tagebücher von Judy Talbot – der Black Stiletto, oder driftet man ab und schafft auf Grundlage der Urversion eine Jetztzeitheldin?

    Erfreulicherweise beschränken sich die Abenteuer und das Origin der Black Stiletto auf die Tagebucheinträge, welche Martin Talbot – der Sohn von Judy „Black Stiletto“ Talbot – liest und für sich selbst visualisiert.

    So hat man stets das Gefühl in die Zeit von The Shadow oder Doc Savage zurückversetzt zu werden, nur das sich diesmal die Leading Lady der Geschichte nicht wie die übliche „Damsel in Distress“ verhält, sondern dem organisierten Verbrechen eigenhändig den Kampf ansagt. Dabei geht sie nicht zimperlich zu Werke, den ihre Gegner gehen auch nicht gerade wie Gentlemen mit ihr um.

    Benson schafft den Spagat zwischen Coming-of-Age-Story, Liebesgeschichte, knallharter Heroaction und einem sehr augenzwinkernden Final im Jetzt mit Leichtigkeit. Die Heldin wächst einem sehr schnall ans Herz und die ganze Story ist definitiv nicht als eine Art „Female Fantasy“ gedacht, sondern geht in den großen Fußstapfen ihrer Vorbilder (Shadow, Savage, Miss Fury) ihren eigenen eindrucksvollen Weg.

    Der erste Band ist ein Pageturner. In den USA sind mittlerweile fünf Bände um die Lady mit den hochhackigen Schuhen erschienen. Der Luzifer Verlag hat davon bisher „The Black Stiletto“ und „The Black Stiletto: Black & White“ ins Deutsche übersetzt.

    Ich würde mir wünschen, dass man sich bei Luzifer ein Herz nimmt und auch „The Black Stiletto: Stars & Stripes“, „The Black Stiletto: Secrest & Lies“ sowie „The Black Stiletto: Endings & Beginnings“ („Black Stilettos Autograph“ dabei bitte nicht vergessen) ebenfalls dem deutschsprachigen Publikum zugänglich macht.