In diesem Krieg war nichts, wie er es sich vorgestellt hatte. Gar nichts. (Seite 187)
„Wieso sollte das nicht passieren können? Wenn selbst der Zar stürzt, dann kann auch die Welt untergehen.“ (S. 294)
555 Seiten, 3 Karten, kartoniert
Verlag: Knaur Taschenbuch Verlag, München 2018
ISBN-10: 3-426-52151-2
ISBN-13: 978-3-426-52151-9
Die Greifenau-Trilogie:
1) Gut Greifenau - Abendglanz
2) Gut Greifenau - Nachtfeuer
3) Gut Greifenau - Morgenröte
Zum Inhalt (eigene Angabe)
Wenige Wochen nach Ende des Vorgängerbandes „Abendglanz“ setzt die Handlung dieser Fortsetzung ein. Wir begegnen den schon bekannten Figuren und einigen neuen. Der Erste Weltkrieg hat begonnen, und am Ende der Erzählung wird so gut wie nichts mehr so sein wie zu Beginn. Weder bei den Herrschaften noch bei den Bediensteten.
Die Fäden werden weitergesponnen, aber ob Konstantin und Rebecca zusammen kommen, ob Katharina den Prinzen von Preußen wirklich heiratet, ob der Kutscher Albert seine Familie findet - es bleibt abzuwarten, was davon alles in diesem Roman auserzählt wird.
Über die Autorin (Verlagsangabe)
Hanna Caspian ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften, Sprachen und Politikwissenschaft in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Zuletzt war sie Anzeigenleiterin und Projektmanagerin in einem Fachverlag. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.
Meine Meinung
Die Handlung setzt etwa drei Wochen nach Ende des Vorgängerbandes ein und es empfiehlt sich dringend, diesen zuvor gelesen zu haben, sonst bleibt vieles unverständlich. Der Erste Weltkrieg ist rund vier Wochen alt und hat noch keine allzu großen Auswirkungen auf das Leben der Bewohner von Gut Greifenau. Doch das wird sich im Verlauf des Buches drastisch ändern.
Der Mittelteil einer Trilogie ist immer schwierig. Langatmig oder gar langweilig soll es nicht sein, der Spannungsbogen muß aufrecht erhalten werden und zum dritten Band überleiten, dennoch ist so ein zweiter Band ein eigenständiger Roman (wenngleich ohne den vorherigen nicht verständlich). Nicht ganz leicht, und manchmal vielleicht sogar etwas wie die Quadratur des Kreises. So gut mir „Abendglanz“ gefallen hatte, fällt im Vergleich dazu „Nachtfeuer“ für mich ab: ich hatte an etlichen Stellen schlicht das Gefühl, daß der Bogen überspannt wurde. Für meine Begriffe wäre weniger mehr gewesen.
Wie schon „Abendglanz“, liest sich der Roman flott und flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Zum bekannten Personal kommt nur wenig neues, die Geschehnisse aus dem ersten Band werden nahtlos fortgeführt. Wie schon dort, so hatte ich hier immer wieder das Gefühl eines szenenartigen Aufbaus: es wird ein Szenario entworfen - und dann erfolgt ein mehr oder weniger großer Zeitsprung und die Auflösung bleibt offen, wenn man die Auswirkungen nicht mitbekommt. Das erscheint mir manchmal wie eine nur zur Hälfte erzählte Geschichte. Es betrifft in der Regel nur Nebenhandlungen, dennoch hat es mir immer wieder den Lesefluß gestört.
Weshalb für mich der Roman gegenüber dem ersten allerdings abfiel ist, daß er - vor allem gegen Ende hin - fast schon überladen wirkt. Es wollte mir scheinen, als ob möglichst viel hineingepackt werden sollte, fast schon nach dem Motto „geht es nicht noch ein bißchen dramatischer“. Bis hin zu einem der übelsten Cliffhanger, der mir je in einem Buch begegnet ist.
Wieder werden die Standesunterschiede mehr als deutlich, mehr und mehr wird nachvollziehbar, weshalb es auch in Deutschland eine Revolution gab und die Monarchie abgeschafft wurde. Auch wenn es eher nebenbei geschieht, ist gerade dieser Aspekt für mich so wesentlich, daß er das Buch auf jeden Fall lesenswert macht. Denn zumindest mir hat das ein besseres Verständnis für die Ereignisse jener Tage verschafft.
Manches mag negativer klingen, als es gemeint ist. Auf jeden Fall wird mich all das nicht davon abhalten, den dritten und abschließenden Band sehr bald nach Erscheinen zu lesen. Denn einige der Figuren sind mir durchaus ans Herz gewachsen und ich möchte dringend wissen, wie es ihnen weiter ergeht.
Mein Fazit
Herrschaft wie Bedienstete des Gutes Greifenau zwischen 1914 und Ende 1917. Die Welt, wie sie die Menschen bis dahin kannten, zerbricht unter der Wucht des Krieges und läßt niemanden unberührt. Der Mittelteil der Trilogie ist zwar etwas überladen, weckt aber Interesse, wie es den Figuren letztlich ergehen wird.