Mina Baites - Der weiße Ahorn (Breitenbach-Saga 1)

    • Taschenbuch: 314 Seiten
    • Verlag: Tinte & Feder (26. Februar 2019)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 2919806270
    • ISBN-13: 978-2919806270

    Über die Autorin:

    Mina Baites alias Iris Klockmann ist eine Geschichtenerzählerin. Als kleines Mädchen unterhielt sie ihre Familie mit kindlichen Abenteuern und konnte es kaum erwarten, endlich selbst lesen und schreiben zu können. Mit sieben verschlang sie so viele Bücher, dass sie ihre Eltern schier zur Verzweiflung brachte. Doch erst viel später, sie hatte längst selbst Kinder, fand sie Raum und Zeit, um ihre unzähligen Ideen aufzuschreiben. Seit gut zehn Jahren veröffentlicht die erfolgreiche Schriftstellerin zeitgenössische und historische Romane.



    Meine Meinung:

    Dieses Buch handelt von der Familie Breitenbach, die 1881 in Berlin eine große Schuhfabrik besitzt. Da sie Konkurrenz sehen, wollen sie in die USA expandieren, so dass einer der Söhne und die Tochter sich auf den Weg nach Amerika machen. Der Vater und älteste Sohn hingegen kämpfen gegen die Konkurrenz in Berlin, ...


    Mina Baites widmet den verschiedenen Familienmitgliedern der Reihe nach immer mal wieder Kapitel, so dass der Erzählstil immer wechselt. Dadurch dass das Buch in unterschiedlichen Regionen - ja gar Kontinenten spielt - und jedem Kapitel der Charakter, Ort und die Zeit vorangestellt ist, findet man sich als Leser von Anfang an gut zurecht. Doch kommt die Darstellung der Figuren über eine Einführung nicht hinaus. Noch finden keine Entwicklungen oder ähnliches statt und die Paare, die sich finden, sind ziemlich vorhersehbar. Aber da es sich hier um den ersten Teil einer Trilogie handelt, kann ich das verzeihen.


    Ähnliches fiel mir auch bei der Story auf. Es wird die Reise nach Amerika beschrieben und die Zeit, in der die Kinder es schaffen, dort sesshaft zu werden. Hier und da gibt es ein paar kleine Hindernisse, aber nichts Weltbewegendes oder besonders Spannendes. Dennoch ist das alles ganz nett zu lesen, auch wenn ich immer darauf gewartet habe, dass es nun mal anfängt, aber was nicht ist, kann ja noch im nächsten Teil kommen. Ähnlich ist es auch bei dem Strang in der Berlin. Hier gab es zwar ein paar gute Ideen, die etwas Tempo in die Geschichte hätten bringen können, aber die wurden dann doch zu oberflächlich behandelt.


    Wenn ich also das Buch als Einführung in die Trilogie betrachte, ist es gelungen, aber als alleinstehender Roman wäre die Story ein wenig zu flach für meinen Geschmack. Doch das Buch liest sich flüssig und auch vom Umfang her ist es sehr überschaubar, so dass ich dennoch gut unterhaltend wurde.

  • 1881 Berlin. Seit vielen Jahren ist die Schuhfabrik mit ihrem Eigentümer Hermann Breitenbach eine feste Unternehmensgröße in Berlin. Hermann, bereits verwitwet, leitet mit seinem ältesten Sohn Theodor die Fabrik, und auch der jüngste Sohn Georg ist ins Unternehmen eingebunden und kümmert sich um die Buchhaltung. Doch dann bekommt Hermann Breitenbach durch einen Konkurrenten schwerwiegende Probleme, die ihn dazu veranlassen, seinen Sohn Georg mit dem Aufbau einer Schuhfabrik im amerikanischen Colorado aufzubauen, damit die Familie noch ein zusätzliches Standbein hat. Zudem lebt dort Tante Fanny, die vor Jahren ausgewandert und sich dort als Geschäftsfrau bereits einen Namen gemacht hat. Breitenbach-Nesthäkchen Rosa nutzt die Gunst der Stunde und bekommt die Erlaubnis, ihren Bruder per Schiff nach Amerika zu begleiten. So entgeht sie nicht nur einer unerwünschten Eheschließung, sondern ist auch dem Zugriff ihres Vaters erst einmal entzogen, um in Amerika ihre eigenen Träume von einer eigenen Schule zu verwirklichen. Die abenteuerliche und beschwerliche Überfahrt sowie die Anfangsphase in Amerika sind für Georg und Rosa nicht leicht. Aber auch in Berlin haben Hermann und Theodor alle Hände voll zu tun, die Fabrik am Laufen zu halten. Wird das Familienwappen – der weiße Ahorn – Bestand haben?


    Mina Baites legt mit „Der weiße Ahorn“ den Auftakt ihrer Saga über die Familie Breitenbach vor und begeistert wieder einmal mit einem sehr eingängigen, flüssigen und bildhaften Schreibstil, der den Leser von der ersten Seite an mit in die Geschichte zieht und mitreißt. Von Beginn an ist er Teil der Familie und darf sich innerhalb dieser bewegen, um die einzelnen Mitglieder gut kennenzulernen, sie bei ihren Unternehmungen und Entscheidungen zu beobachten und ihre Gefühlswelt zu ergründen. Gleichzeitig wartet die Autorin mit einer sehr guten historischen Recherche auf, die sie mit ihrer Handlung kunstvoll verwebt hat und den Leser so einige belegte Persönlichkeiten begegnen lässt, was der fiktiven Familiengeschichte auch einen realen Anstrich gibt und alles umso glaubhafter wirkt. Durch die perspektivisch wechselnden Handlungsorte Berlin und Colorado entwickelt sich eine abwechslungsreiche Geschichte, die von interessant eingestreuten Themen wie z.B. die Urbanisierung des Wilden Westens, die Amish-People, die Indianerkonflikte sowie die Rolle der Frau damals lebt. Sprachgewaltig jongliert die Autorin mit Worten und lässt so im Kopf ihres Lesers wunderbare Bilder entstehen und ihn an Orte Reisen lassen, die ein ursprüngliches Bild der damaligen Natur aufzeigen.


    Die Charaktere werden liebevoll und detailliert eingeführt und wachsen dem Leser mit ihren individuellen Eigenheiten schnell ans Herz, was ein Mitfiebern und –fühlen leicht macht. Theodor ist geschäftstüchtig und erfolgreich, privat aber fühlt er sich wie im Gefängnis, aus dem er nicht ausbrechen kann. Georg ist der Zahlenjongleur des Unternehmens, liebt Klaviermusik und steht seit jeher im Schatten seines Bruders. Er ist von sensibler Natur und eher zurückhaltend, weshalb er leicht unterschätzt werden kann. Rose ist gewitzt, besitzt Charme und eine gewisse Hartnäckigkeit, die ihr so manche Tür öffnen wird, die sie aber auch zu ihren Vorteil zu nutzen weiß. Funny ist eine gestandene Frau, die sich ihren Erfolg hart erarbeitet hat und sich in der Welt behauptet. Ebenso können die Nebendarsteller mit ihrem Auftritt überzeugen und gestalten die Handlung rundum bunt und interessant.


    „Der weiße Ahorn“ ist ein sehr gelungener Auftakt eines Familienepos, der großen Appetit auf den Folgeband macht. Mina Baites weiß, wie sie ihre Leser ködert. Absolute Leseempfehlung für eine Geschichte, die ein unvergessliches Kopfkino beim Leser veranstaltet und der nun leider auf die nächste Folge einige Monate warten muss!


    Verdiente 5 Sterne!

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)

  • Worum es geht

    In den 1880-er Jahren schickt der Berliner Schuhfabrikant Hermann Breitenbach seinen jüngeren Sohn Georg nach Colorado. Dort soll er das in Schwierigkeiten geratene deutsche Unternehmen durch die Gründung einer Tochterfirma absichern. Georgs Schwester Rosa nutzt diese Gelegenheit um sich ihren Traum von einem selbstbestimmten Leben zu erfüllen. Sie will in der Fremde eigenes Land bewirtschaften und für die Kinder der Einwanderer eine Schule aufbauen. Auf dem Weg ins Ungewisse werden die Geschwister vom treuen Hausangestellten Wendelin begleitet, der vor allem Rosa im harten Existenzkampf unterstützen soll.
    In der Heimat kämpfen der Fabrikbesitzer und sein älterer Sohn Theodor unterdessen nicht nur gegen die skrupellosen Machenschaften eines erpresserischen Konkurrenten, auch das Privatleben des jungen Breitenbach ist heftigen Turbulenzen ausgesetzt.


    Meine Meinung

    Der vorliegende Roman, der eine spannende Familiengeschichte verhieß, hat mir am Anfang recht gut gefallen. Im weiteren Verlauf der Handlung musste ich zu meinem Bedauern jedoch feststellen, dass es dem Buch am gewissen Etwas fehlt.
    Die Ereignisse um die Schuhfabrik Breitenbach in Berlin konnten mich nicht recht begeistern, am interessantesten fand ich noch Theodors Ehe- und Liebesleben. Umso mehr habe ich mir von Georgs und Rosas Auswanderung erhofft, wurde aber auch bei diesem Szenario von meinen Erwartungen enttäuscht. Den Handlungsstrang um Tante Funnys Erbe hätte ich überhaupt nicht vermisst, wenn die anfänglichen Schwierigkeiten, mit denen die Geschwister zu kämpfen hatten, intensiver beschrieben worden wären. Vom Aufbau der Tochterfirma erfährt man im Detail so gut wie gar nichts, und auch Rosas abenteuerliches Unterfangen wäre noch ausbaufähig gewesen. Nach meinem Geschmack ist alles irgendwie zu glatt verlaufen, mir fehlte Dramatik und Spannung an allen Ecken und Enden.
    Zwischen den Protagonisten und meiner Wenigkeit bestand ebenfalls eine unüberwindliche Distanz. Deren charakterliche Ausarbeitung fand ich nicht überwältigend, mitleiden und mitfiebern war deshalb nur bedingt möglich. Vor allem Georg Breitenbach ist eine sehr blasse Erscheinung geblieben.
    Einzig und allein die auf einem realen Vorbild basierende Figur der Kutschen-Mary (wie das Nachwort verrät) wird als sehr originelle Person dargestellt, die uns ruhig noch länger hätte begleiten oder öfter begegnen dürfen. Gut beschrieben fand ich auch die Strapazen der Überfahrt, die Beschreibung der unwirtlichen Gegend, in der sich Rosa und Wendelin niederlassen, aber auch Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft der Siedler, ohne die kein Überleben möglich wäre.
    Stilistisch hat mir der Roman vor allem am Anfang nicht so gut gefallen, im weiteren Verlauf hat sich die Schreibweise jedoch verbessert. Besonders stören mich Wortwiederholungen in aufeinanderfolgenden Sätzen, und auch an einigen Formulierungen hätte noch gefeilt werden können.
    Dennoch möchte ich wissen, wie sich das weitere Schicksal der Familie Breitenbach gestaltet, weshalb ich auch den Folgeband lesen werde.


    <3<3<3 von 5 möchte ich gerade noch vergeben.


    ASIN/ISBN: 2919806270