- Gebundene Ausgabe: 248 Seiten
- Verlag: Matthes & Seitz Berlin; Auflage: 1 (1. Februar 2019)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3957576946
- ISBN-13: 978-3957576941
Über die Autorinnen:
Anna Gien, geboren 1991 in München, ist freie Autorin und arbeitet in unabhängigen künstlerischen Projekten. Studium der Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte in Berlin und Florenz. Ihr Interesse gilt der Körperpolitik, feministischer Theorie, Sexarbeit und den Zusammenhängen von Kunst, Kapital und Popkultur. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Marlene Stark ist Produzentin, DJ, Künstlerin, Autorin und wohnhaft in Berlin. Sie arbeitet meist kollaborativ und interdisziplinär mit Installation, Sound, Musik und Text.
Marlene Stark hat in Karlsruhe, Berlin und Bogota freie Kunst studiert. 2019 erschien ihr Debütroman „M“ gemeinsam mit Anna Gien.
Inhalt (Quelle Amazon)
Hier scheppert der DJ-Rollkoffer unerbittlich über Berliner Kopfsteinpflaster, schweißnasse Schaumstoffmatratzen treiben in ranzigen, beatdurchwummerten Kellern am Leser vorbei; eine von Erektionen umstellte Fitnessradtour im Kreuzberger Zimmer hilft das Speed abzubauen. Die Wände des Darkrooms kleben, Galeristen gieren nach frischem Fleisch und Plastikschwänzen. M. liefert sich aus und reißt die Macht an sich, sie fickt die Kunstszene, während sie für ihre nächste Ausstellung Gelnageldesignerinnen und Massagestühle auftreibt. M. ist das Protokoll einer Ermächtigung des eigenen Körpers, des eigenen Begehrens, und kalter Bericht über das
Ausbeutungsgefüge im Kunstbetrieb - in einer Sprache, die schonungslos die Entwicklung der Erzählerin von einer zynischen Beobachterin zur strippenziehenden Regisseurin vollzieht.
Meine Meinung:
Eine der beiden Autorinnen habe ich nach dem Lesen dieses Buches mal gegoogelt und habe mir das Instagram- Profil angesehen, welches erschreckend gut zum Plot dieser Story passt. Es stellt sich die Frage, wieviel Authentizität in dieser abgefuckten, dekadenten, obszönen, kalten Geschichte steckt, wahrscheinlich soll sie auch erzeugt werden. Die Hauptprotagonistin, "M", eine Frau mit bisexuellen oder transsexuellen (oder was weiß ich- so ganz schlau geworden bin ich daraus nicht) Neigungen aus der bayerischen Provinz lebt in Berlin und macht dort irgendwas mit Kunst. Und legt in versifften Kellerläden Technomucke auf. Dazwischen gibt es Aneinanderreihungen von Drogen in Alkohol aufgelöst, Nummern auf dem Klo zwischen zwei Songs, mit wem, ist eigentlich egal, Sperma auf der Jacke und im Haar, "M" befriedigt irgendwelche Galeristen mit Plastikumschnalldildos, organisiert Gruppensexorgien, es gibt da eigentlich nix, was es nicht gibt. Da kommen Begriffe über Sexualtechniken vor, die mir absolut nix sagen und meine Phantasie ist stark und mein Gemüt zart genug, es nicht nötig zu befinden, da weiter nachzuforschen. "M" ist eine junge Frau, die so skrupellos verloren ist, dass sie Liebe verwechselt mit Machtausübungen oder aber schlicht kein Interesse danach hat. Gegen Ende wirkt sie sehr verloren, als Leserin lässt mich das allerdings fast kalt. Was auch daran liegen mag, dass die Autorinnen sehr gut mit Sprache umgehen können, was sich besonders am Schluss zeigt, sie aber so offensichtlich brutal in Szene setzen, dass das alles nach Skandalliteratur schreien soll. Es ist teilweise so derbe, dass ich mir alleine vom Lesen erstmal ein Bad in Desinfektionsmitteln gewünscht hätte. Zwar ist das eine Wohltat zwischen diesen ganzen "Vegan- Selbstoptimierungs- Smoothie- Frauen", die da draußen so rumlaufen, aber es wirkt kein bisschen echt, sondern nur auf Krawall gebürstet und sehr oberflächlich gewollt aufgesetzt. Die Protagonisten werden selten mal beim Namen genannt, sie heißen "M", "L", "D", "Z" uswusf, weshalb es mir besonders gegen Ende hin einfach zu wirr wurde und ich überhaupt nicht mehr wusste, um wen es jetzt eigentlich nochmal genau geht. Und warum. Worin der Sinn dieses Verhaltens liegt. Ist es die ewige Suche nach Liebe in der kalten Großstadt? Keine Ahnung. Ich müsste es echt nochmal lesen, um dem vielleicht auf den Grund zu gehen. Ich hab aber keine Lust.
Fazit
Die Geschichte hat echt Potenzial, leider ist diese der Skandallust zum Opfer gefallen. So nach dem Motto: da werden jetzt alle drüber reden, weil das ja soo spooky ist. Und so krass. Und überhaupt. Es gibt eine Stelle im Buch, in der "M" an Weihnachten in ihrem bayerischen Kinderzimmer Cybersex am Laptop hat und ihre Mutter alles mit anhört. Ich habe einen Bericht über dieses Buch gelesen, in dem der Autor dies wahnsinnig lustig und komisch fand. Da kann ich ehrlich gesagt nur den Kopf schütteln, denn das ist keinesfalls lustig, sondern sehr zynisch, befremdlich und abgebrüht. Ich würde gerne wissen, wer "M" ist, was sie wirklich fühlt. Darüber kann auch der etwas versöhnliche Schluss leider nicht hinwegtäuschen. Bleibt nur eine Fassade, die so oberflächlich ist wie die Simon- Dach- Straße am Samstag Abend und ich vermute, dass der Instagram- Acount bewusst zurecht gerückt wurde. Ich kann zudem nur hoffen, dass nichts Autobiografisches im Text steckt, dann hätten die Autorinnen doch eher mein Mitleid erregt. So leer sollte niemand sein, verdient hat das keiner. Vielleicht ist ja auch grade das die Absicht, die dahintersteckt. Trotzdem. Nee. Bin die falsche Leserin.