Kapitel 22 - Schluss
Ich bin mittlerweile mit dem Buch auch durch und auch nach den letzten Kapiteln immer noch ziemlich verwirrt. Viele Fragen sind auch offen geblieben und wurden für meine Begriffe nicht zufriedenstellend aufgeklärt.
Ich finde auch, dass man diese letzten Kapitel besser hätte gestalten können. Das ganze Buch über tappt der Leser mehr oder weniger im Dunkeln und die Ermittlung kommt nicht richtig voran, eine wirkliche Spur gibt es auch nicht - dafür wird man am Schluss mit Infos förmlich zugeschüttet, da kommt alles auf einmal.
Bei dem Verhör von Zachary in der Mordkommission gibt es zum Beispiel gleich haufenweise neue Informationen. Einerseits ist das natürlich sehr erhellend, andererseits finde ich es schade, dass all diese Infos von einer einzigen Person stammen und auch nur erzählt werden. Das war sehr wenig "show" und sehr viel "tell", und ich denke, das hätte der Autor auch anders lösen können. Da war ich einen Moment lang wirklich etwas enttäuscht, weil ich glaube, dass man vieles davon auch vorher schon in die Handlung hätte einbauen können, ohne dem Leser schon zu viel zu verraten.
Später hat sich das wieder etwas relativiert, weil man vieles aus Zachs Erzählung dann unter der Erde auch live vor Ort sehen und erleben konnte. Das war wenigstens eine kleine Entschädigung dafür.
Das Verhör selbst war ganz witzig, vor allem die Taktik von Zach, dem Schlitzohr - erstmal alles abstreiten und erst, wenn man mit todsicheren Beweisen konfrontiert wird, die Sache zugeben. Dann aber nur einzeln. Und in kleinen Häppchen. Und sich alles Wort für Wort aus der Nase ziehen lassen .... dieser Kerl ist wirklich einmalig. Und er frisst wie ein Scheunendrescher
Aber auch hier fand ich einiges nicht so ganz plausibel. Schon als die ganzen Verbindungen zwischen den drei Familien Beale - Carroll - Gallagher aufgedeckt werden und wie das mit James zusammenhängt. Dass die erwachsenen Enkelkinder hierbei die Verbindung, die ihre Groß- und Urgroßeltern in längst vergangenen Zeiten gegründet haben, selbst nach so vielen Jahren noch aufrecht erhalten, kommt mir da etwas unwahrscheinlich vor. Aber gut, vielleicht gibt es so etwas tatsächlich.
Oder auch, als es heißt, James hätte nach der Pottery Company herumgefragt, deswegen sei Zach auf ihn aufmerksam geworden und so hätten sie sich kennengelernt. Aber warum er die Pottery gesucht hat, erfährt man nicht. War er nur auf den Spuren seines uralten englischen Vorfahrens? Oder hat er die Spur des magischen Tellers nachverfolgt, den er irgendwo ergattert hatte? Oder wusste er schon vorher, dass seine Familie mit diesem Stillen Volk im Untergrund zu tun hatte und dass diese Wesen magisches Geschirr für die Company herstellen? Und wann hat er gemerkt, dass er eine magische Begabung besitzt?
Die Szenen in der Kanalisation waren wirklich schön und sehr anschaulich beschrieben. Diese "Wisperer" mit ihrer Selbstversorgung, ihrer Magie und ihrer eigenen Kultur, die so lange unbemerkt in einer Nische unter London überlebt haben, die fand ich total klasse. Vor allem war ich froh, dass Seawoll nicht gleich mit der ganzen Kavallerie eingefallen ist und dort zwischen diesen friedlichen Wesen gewütet hat, sondern dass die einfach unbehelligt und ungesehen weiter da unten ihr Leben leben dürfen. Wäre das anders gelaufen, hätte ich leider die Reihe boykottieren müssen.
Aber auch hier bleiben so viele ungeklärte Fragen .... was genau sind das denn jetzt für Wesen, mutierte Menschen oder eine separate Spezies, Hybriden oder Fabelwesen? Wo kamen die damals her? Und wozu stellen die so viel Keramik her, die dann doch keiner braucht und nur in einem Lagerhaus vor sich hin gammelt? Wenn die in früheren Zeiten magisches Geschirr für die Beales/Gallaghers/Ryans und ihre Pottery hergestellt haben, haben sie wenigstens eine Gegenleistung für ihre magischen Talente erhalten, die die Firma reich gemacht haben? Oder waren sie so eine Art Arbeitssklaven? Da wird mir einfach viel zu wenig erklärt.
Und am schlimmsten fand ich das Kapitel mit dem gesichtslosen Magier am Ende - das wirkte auf mich so, als wäre dem Autor kurz vor Schluss noch siedend heiß eingefallen, dass er diesen Typ völlig vergessen hat und deswegen noch schnell ein Kapitel zusammengebastelt und drangehängt hat. Ehrlich - das fand ich einfach total blöd und überflüssig, und der Autor hätte sich das von mir aus gern sparen können.
Jetzt am Schluss, nachdem ich das ganze Buch gelesen habe, finde ich, dass es sehr unstrukturiert war - anfangs plätschert alles vor sich hin, ist zwar superwitzig und amüsant geschrieben, aber es passiert nicht viel, und bis zur Mitte tappt man völlig im Dunkeln, was den Fall betrifft. Dafür überschlagen sich im letzten Drittel die Ereignisse und man wird von einem wahren Info-Tsunami geflutet.
Am Schluss war mir das alles ein bisschen zu viel Action und Information, und dafür zu wenig an tiefergehenden Erklärungen. Dahingehend hätte ich mir mehr gewünscht, vor allem eben zu diesem interessanten und sympathsichen Stillen Volk.
Wenigstens gab es im allerletzten Kapitel noch ein sehr nettes Ausrufezeichen - und jetzt kommt wohl tatsächlich Abigail als Nachwuchsmagierin ins Spiel, was mich extrem freut