Sind Leserunden noch zeitgemäß?

  • Da mir offene Diskussionen besser liegen, an der sich hoffentlich auch Eulen beteilige, die keiner festen Gruppe angehören, starte ich mal ein neues Thema.


    Ich persönlich finde das Thema Leserunden in letzter Zeit enttäuschend aus diversen Gründen, die bitte niemand persönlich nehmen sollte. Einige Fragen, die sich mir stellen:


    # Muss ein Buch noch in einer Leserunde gelesen werden, für das auf allen Plattformen bereits geworben wird und zu dem hunderte von Rezensionsexemplaren rausgehen?

    # Warum erwische ich bei meiner durchschnittlich einen Leserunde pro Jahr (nicht in diesem Jahr!) jedesmal ein schwieriges Buch, bei dem bereits dem Verlag hätte klar sein müssen, dass es daran nichts zu loben und zu empfehlen gibt?

    # Kann man sich in der heutigen Zeit überhaupt Monate vorher für eine Leserunde anmelden, ist es nicht wahrscheinlicher, dass mehreren Teilnehmern etwas dazwischen kommt?

    # Sollten Mindestanforderungen formuliert werden, die im Gegenzug für ein Gratisbuch zu erfüllen sind - die Beiträge/Reaktionen in den Diskussionen finde ich - ehrlich gesagt - oft dürftig.

  • Wie stark ein Buch bereits verbreitet/ bekannt ist, ist mir bei Leserunden komplett egal. Ich mag auch Leserunden zu "alten" Büchern. Mir gefällt einfach das gemeinsame Lesen und der Austausch.

    Der wiederum findet leider nur mit ein paar wenigen wirklich statt. Viele schreiben ihre 1,5 Sätze zu irgendeinem Aspekt und das wars. Gefühlt lesen diese Kurzschreiber die anderen Beiträge auch nicht, zumindest erfolgen keine Antworten auf Fragen oder Überlegungen. Das finde ich sehr schade. Klar, man hat nicht immer zu jedem Aspekt eine Meinung und es muss auch nicht 10 Mal gepostet werden "Ja, ich auch", aber manche beteiligen sich sehr wenig.

    Sicher, manchmal gibt es auch wirklich wenig zu sagen, bei seichteren Liebesgeschichten z.B., aber mir ist das auch bei ergiebigen Büchern aufgefallen.


    Dass durch die langfristige Planung auch mal jemand wieder abspringt, lässt sich wohl nicht vermeiden. Kurzfristig finden sich aber selten mehrere Leser zusammen.

  • Ich finde schon, dass Leserunden zeitgemäß sind. Es liegt wohl an uns selber, diese befriedigend zu gestalten.

    # Muss ein Buch noch in einer Leserunde gelesen werden, für das auf allen Plattformen bereits geworben wird und zu dem hunderte von Rezensionsexemplaren rausgehen?

    # Warum erwische ich bei meiner durchschnittlich einen Leserunde pro Jahr (nicht in diesem Jahr!) jedesmal ein schwieriges Buch, bei dem bereits dem Verlag hätte klar sein müssen, dass es daran nichts zu loben und zu empfehlen gibt?

    # Kann man sich in der heutigen Zeit überhaupt Monate vorher für eine Leserunde anmelden, ist es nicht wahrscheinlicher, dass mehreren Teilnehmern etwas dazwischen kommt?

    # Sollten Mindestanforderungen formuliert werden, die im Gegenzug für ein Gratisbuch zu erfüllen sind - die Beiträge/Reaktionen in den Diskussionen finde ich - ehrlich gesagt - oft dürftig.

    Zu Frage 1: Gerade solche Bücher sollten gelesen werden. Ich sehe solche Mainstream-Lektüre als besondere Herausforderung. Und die Aufgabe einer Leserunde besteht meiner Meinung nicht darin, für ein Buch zu werben. Und weil es vielleicht schon Hunderte von Meinungen dazu gibt, würde mich das niemals davon abhalten, das Buch kritisch bzw interessiert zu lesen.


    Zu Frage 2: Naja, ich kann mir keinen Verlag vorstellen, der das von ihm herausgegebene Buch nicht empfehlen würde. Oder meinst du im Ernst, dass auf einem Klappentext die Warnung vor einem schlechten Buch stehen könnte?


    Zu Frage 3: Ich gebe dir Recht: das kann man nur selten. Aber man kann sich doch auch kurz vor dem Start noch anmelden, oder?


    Zu Frage 4: Ich sehe solche Gratisbuch-Aktionen inzwischen sehr kritisch und möchte mich an solchen Angeboten nie mehr beteiligen. Mein Unbehagen bei Gratisbüchern ist mittlerweile zu stark. So ein Gratisbuch ist für mich wie ein Knebel. Ein Knebel, der mich in eine bestimmte Richtung zwingt: die einer gewissen Dankbarkeit gegenüber dem Spender, der dann von mir eine Gegenleistung in Form einer wohlwollenden Rezension erwartet. Das mag ich nicht mehr. Ich will meine Meinung ohne diese Erwartungshaltung sagen dürfen.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ich finde schon, dass Leserunden zeitgemäß sind. Es liegt wohl an uns selber, diese befriedigend zu gestalten.

    Zu Frage 1: Gerade solche Bücher sollten gelesen werden. Ich sehe solche Mainstream-Lektüre als besondere Herausforderung. Und die Aufgabe einer Leserunde besteht meiner Meinung nicht darin, für ein Buch zu werben. Und weil es vielleicht schon Hunderte von Meinungen dazu gibt, würde mich das niemals davon abhalten, das Buch kritisch bzw interessiert zu lesen.

    Eine Leserunde ist u. a. ein Marketinginstrument und die einzelnen Beiträge werben für Buch oder Autor, egal, ob ich das beabsichtige oder nicht. Die Entscheidung für einen Buchtitel ist auch immer Verdrängung eines anderen, den ich in der Zeit nicht lese. Und an dem Punkt frage ich mich, ob ich die Walmartisierung des Buchmarkts (Ein großes Wesen schluckt alle anderen Lebewesen) unterstützen will, indem ich das 1200ste Frei-Exemplar eines Titels lese. Zugegeben, bemerkt man das oft erst lange, nachdem eine Leserunde geplant ist.

  • Auch wenn ich in den letzten Monaten sehr geschwächelt habe, mag ich Leserunden immer noch sehr. Es schadet aber sicher nichts, sich Mal darüber Gedanken zu machen.... ;-)


    # Muss ein Buch noch in einer Leserunde gelesen werden, für das auf allen Plattformen bereits geworben wird und zu dem hunderte von Rezensionsexemplaren rausgehen?

    Eine Leserunde ist für mich keine Werbung für ein Buch. Das ist für mich eine Möglichkeit, mich intensiv mit dem Buch zu beschäftigen und auszutauschen. Da gerade auch in meinem privaten Umfeld wenig Leser zu finden sind, finde ich es schön, wenn ich hier im Forum die Chance habe, mich über das Gelesene zu unterhalten.


    # Warum erwische ich bei meiner durchschnittlich einen Leserunde pro Jahr (nicht in diesem Jahr!) jedesmal ein schwieriges Buch, bei dem bereits dem Verlag hätte klar sein müssen, dass es daran nichts zu loben und zu empfehlen gibt?

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Verlag ein Buch heraus bringt, wenn er nicht davon ausgeht, dass das Buch auch seine Leser findet.


    Ich selber suche mir die Leserunden nach Buch aus: wenn mir die Beschreibung gefällt und der Termin zeitlich für mich passt (manchmal nehme ich auch eine vorhandene Leseprobe zur Hilfe), nehme ich gerne an der Runde teil. Es kommt auch vor, dass ich bei gewissen Autoren "automatisch" dabei bin, weil ich ein Fan von ihren/seinen Büchern bin. Auch wenn ich genau überlege, ob das Buch mir gefallen könnte, kann es passieren, dass mir das Buch nicht zusagt. Das kann mir aber auch bei einem Buch passieren, dass ich kaufe, um es alleine zu lesen. Leserunden können keine Garantie sein, dass mir das Buch gefällt. Eine Diskussion kann mir aber helfen, meinen Blickwinkel auf das Buch zu ändern. Und das finde ich spannend.

    # Kann man sich in der heutigen Zeit überhaupt Monate vorher für eine Leserunde anmelden, ist es nicht wahrscheinlicher, dass mehreren Teilnehmern etwas dazwischen kommt?

    Ich persönlich mag es gerne, wenn ich meine kommenden Bücher planen kann. Und ich finde es auch schön, wenn ich mich auf ein Buch dann besonders freue.... Das ist natürlich mein persönliches Empfinden. :-)


    Es ist ja niemand gezwungen, sich lange im Voraus anzumelden. Man kann ja jederzeit auch kurzfristig in eine Runde einsteigen. So kann das jeder handhaben wie er es mag. Und es ist ja auch nicht schlimm, wenn man sich Mal abmelden muss, weil es dann doch nicht so passt.


    # Sollten Mindestanforderungen formuliert werden, die im Gegenzug für ein Gratisbuch zu erfüllen sind - die Beiträge/Reaktionen in den Diskussionen finde ich - ehrlich gesagt - oft dürftig.

    Es gibt bereits die Mindestanforderung von 100 buchrelevanten Beiträgen, um an Verlosungen teilzunehmen. Ich finde das eine gute Regelung, die verhindert, dass sich welche kurzfristig anmelden, um nur an ein Freiexemplar zu kommen. Eine anschliessende Rezi ist ja ebenfalls Pflicht - aus meiner Sicht ist es sogar eine Selbstverständlichkeit.


    Auch wenn ich mir selber wünsche, dass in Leserunden immer rege diskutiert wird und weniger Inhaltsangaben geschrieben werden, wird das schwer zu vermeiden sein. Wir sollten einfach als gute Vorbilder agieren und fleissig posten und auf die anderen Einträge eingehen - einfach Leben in die Bude bringen. :-)

  • Eine Leserunde ist u. a. ein Marketinginstrument und die einzelnen Beiträge werben für Buch oder Autor, egal, ob ich das beabsichtige oder nicht. Die Entscheidung für einen Buchtitel ist auch immer Verdrängung eines anderen, den ich in der Zeit nicht lese. Und an dem Punkt frage ich mich, ob ich die Walmartisierung des Buchmarkts (Ein großes Wesen schluckt alle anderen Lebewesen) unterstützen will, indem ich das 1200ste Frei-Exemplar eines Titels lese. Zugegeben, bemerkt man das oft erst lange, nachdem eine Leserunde geplant ist.

    Aber ich lese doch nicht ein Buch, weil ich es als Freiexemplar bekommen habe. Ich lese es doch, weil es mich interessiert und ich es lesen möchte. :/

  • Zu Frage 4: Ich sehe solche Gratisbuch-Aktionen inzwischen sehr kritisch und möchte mich an solchen Angeboten nie mehr beteiligen. Mein Unbehagen bei Gratisbüchern ist mittlerweile zu stark. So ein Gratisbuch ist für mich wie ein Knebel. Ein Knebel, der mich in eine bestimmte Richtung zwingt: die einer gewissen Dankbarkeit gegenüber dem Spender, der dann von mir eine Gegenleistung in Form einer wohlwollenden Rezension erwartet. Das mag ich nicht mehr. Ich will meine Meinung ohne diese Erwartungshaltung sagen dürfen.

    Ich freue mich über Gratisbücher - dadurch lese ich auch solche, die ich nie gekauft hätte. In meinen letzten Leserunden gab es fast immer mehr Gratisexemplare als Teilnehmer, also wäre eine Verschärfung der Regeln kontraproduktiv.


    Den Zwang zur positiven Rezension hatte ich dabei noch nie, wie man an meinen Beiträgen vielleicht auch schnell feststellen kann. Wenn es Mist ist, ist es Mist. Beteiligt sich der Autor, formuliere ich meine Kritik etwas höflicher (wobei ich sowieso für konstruktive Kritik bin), aber meine Wertung ändert es nicht. Warum auch? Der Verlag oder der Autor tun mir doch nichts, nur weil ich ihr Buch verreiße. Ich kann nicht so richtig nachvollziehen, warum du dich geknebelt fühlst. Ein Rezensionsexemplar ist doch nochmal etwas anderes, als wenn mir eine Freundin ein Buch schenkt.


    Ich lese allerdings auch für eine befreundete Autorin regelmäßig Korrektur und sie schätzt gerade meine offene Kritik und dass ich eben nicht alles von ihr einfach nur lobe ...

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Ich muss später alle eure Beiträge nachlesen.

    Also: Ich liebe Leserunden. Aber: Leserunden, die auch Substanz haben. Wenn immer und immer wieder eine Inhaltsangabe es zuvor gelesenen erscheint und nicht auf andere eingegangen wird, ist das äußerst unbefriedigend.

    Ich habe schon einige LR erlebt, in denen ich Fragen gestellt habe, aber niemals eine Reaktionen erhalten habe. Das finde ich schade, denn sowas lebt vom Austausch.

    Ich will niemandem etwas unterstellen, aber ich glaube, es sind auch User dabei, die nur mitmachen, weil es Bücher umsonst gibt (eher gesagt kostenlos). Mittlerweile habe ich mich von den meisten LR zurück gezogen. Früher war dann wohl doch alles besser (eigentlich mag ich den Spruch nicht, aber der trifft es gerade.)

  • Grundsätzlich finde ich die Leserunden gut, weil ich mich sonst nirgends über meine Lektüre austauschen kann. Im Freundeskreis werden meistens andere Bücher gelesen, und dann eben auch nicht zeitgleich. Daher ist es mir egal, ob das Buch schon veröffentlicht wurde und wie lange, und wie viele Freiexemplare es auf dem Markt gibt. Ich frage mich manchmal, was der Verlag davon hat, aber für mich ist es irrelevant.


    Ich habe letztes Jahr an mehreren Leserunden teilgenommen und die Bandbreite der Bücher war groß. Sogar die Meinungen zum gleichen Buch gingen teilweise stark auseinander. Ich schaue halt schon vorher, was mich interessiert, aber nicht immer liege ich damit richtig. Bei meinen mehr als 50 Büchern im Jahr - was soll's?


    ich habe mich hier auch schon kurzfristig angemeldet, finde aber die lange Planung nicht weiter schlimm. Eigentlich finde ich es sogar positiv, wenn ich schon länger weis, das demnächst eine Leserunde startet - dann kann ich den Umfang des vorherigen Buches besser planen.


    Und zum letzten Punkt hatte ich ja oben schon geschrieben:

    Ich freue mich über Gratisbücher - dadurch lese ich auch solche, die ich nie gekauft hätte. In meinen letzten Leserunden gab es fast immer mehr Gratisexemplare als Teilnehmer, also wäre eine Verschärfung der Regeln kontraproduktiv.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Zu Frage 4: Ich sehe solche Gratisbuch-Aktionen inzwischen sehr kritisch und möchte mich an solchen Angeboten nie mehr beteiligen. Mein Unbehagen bei Gratisbüchern ist mittlerweile zu stark. So ein Gratisbuch ist für mich wie ein Knebel. Ein Knebel, der mich in eine bestimmte Richtung zwingt: die einer gewissen Dankbarkeit gegenüber dem Spender, der dann von mir eine Gegenleistung in Form einer wohlwollenden Rezension erwartet. Das mag ich nicht mehr. Ich will meine Meinung ohne diese Erwartungshaltung sagen dürfen.

    Ich sehe das genauso wie breumel.


    Dass man sich für ein Freiexemplar bedankt, ist doch selbstverständlich. Das beinhaltet aber nicht die Erwartung einer rein positiven Rezi. Im Gegenteil! Wenn ich eine Rezi lese, in der sich der Leser beim Verlag für das Buch bedankt und eine Lobeshymne darüber schreibt, schrillen bei mir schon alle Alarmglocken und ich nehme diese Bewertung nicht allzu ernst. Ein Leseeindruck darf, nein soll sogar kritisch sein und eine faire Kritik, in der man die Vorzüge und die Schwächen erwähnt, ist doch das Beste, was einem Verlag passieren kann.

  • Ich freue mich über Gratisbücher - dadurch lese ich auch solche, die ich nie gekauft hätte. ...

    Ich sehe es auch als Angebot, als Neuigkeit, etwas, das sonst an mir vorbeigegangen wäre.


    Mit der Ausnahme von Titeln, die schon im Verlagsprogramm angekündigt werden mit "große Marketingkampagne bei Lovelybooks, Vorablesen und im Bahn-Magazin", weil für die sowieso genug Aufmerksamkeit erzeugt wird.

  • Mir ist aufgefallen, dass es teilweise sehr hektisch in den Leserunden zugeht. Gefühlt wird das Buch nur eben schnell gelesen, was dazu geschrieben und das war es. Manche fangen schon viel früher an, weil sie kein anderes Buch mehr vor der Runde starten möchten (was ich durchaus verstehen kann), sind dann aber so schnell durch, dass eine Leseschnecke wie ich, nicht mehr hinterher kommt. Mich persönlich stresst das total, was dazu führt, dass ich teilweise auch nur schnell zwischendurch mal was schreibe. Grundsätzlich versuche ich aber schon, alles zu lesen und auch zu kommentieren, allerdings kommt viel zu selten ein richtiger Austausch zustande. In den letzten Runden habe ich mich aber auch nicht wirklich mit Ruhm bekleckert und das Ganze eher halbherzig gemacht :(

  • Eine Leserunde ist u. a. ein Marketinginstrument und die einzelnen Beiträge werben für Buch oder Autor, egal, ob ich das beabsichtige oder nicht. Die Entscheidung für einen Buchtitel ist auch immer Verdrängung eines anderen, den ich in der Zeit nicht lese. Und an dem Punkt frage ich mich, ob ich die Walmartisierung des Buchmarkts (Ein großes Wesen schluckt alle anderen Lebewesen) unterstützen will, indem ich das 1200ste Frei-Exemplar eines Titels lese. Zugegeben, bemerkt man das oft erst lange, nachdem eine Leserunde geplant ist.

    Ich denke hier sollte man differenzieren, ob es sich um eine Leserunde handelt, die von den Lesern initiiert wurde vom Verlag/Autor. Insbesondere bei den Leserunden, die von Verlagen oder Autoren vorgeschlagen wurden, würde ich dir an der Stelle zustimmen: Sie nutzen die Leserunde als Marketinginstrument und können es sich so unter Umständen auch leisten Freiexemplare herauszugeben.

    Wurde die Leserunde hingegen von Lesern geplant, sehe ich es weniger als Marketing. Vielleicht auch einfach weil die ursprüngliche Intention der Leserunde eine andere ist. Die Leser haben sich ein Buch ausgesucht, das sie persönlich interessiert und über das sie diskutieren wollen. Letztendlich wird damit natürlich auch Werbung gemacht, allein schon durch die Zahl der Beiträge und die Häufigkeit, mit der die entsprechenden Threads aufkommen, durch eigentlich geht es hier nur um den Austausch.


    Ich sehe solche Gratisbuch-Aktionen inzwischen sehr kritisch und möchte mich an solchen Angeboten nie mehr beteiligen. Mein Unbehagen bei Gratisbüchern ist mittlerweile zu stark. So ein Gratisbuch ist für mich wie ein Knebel. Ein Knebel, der mich in eine bestimmte Richtung zwingt: die einer gewissen Dankbarkeit gegenüber dem Spender, der dann von mir eine Gegenleistung in Form einer wohlwollenden Rezension erwartet. Das mag ich nicht mehr. Ich will meine Meinung ohne diese Erwartungshaltung sagen dürfen.

    Damit habe ich mich Anfangs wirklich auch schwer getan, doch wenn mir ein Buch nicht gefällt, dann ist das eben so. Dann sage ich das aber auch und fange nicht an, das Buch über den grünen Klee zu loben. Ich schreibe dann natürlich auch nicht einfach "Das Buch hat mir nicht gefallen", sondern versuche konstruktive Kritik zu liefern und zu argumentieren, was genau mich gestört hat, hebe aber vielleicht auch ein paar positive Aspekte noch einmal hervor.


    In dem Sinne sind die Leserunden für die Verlage sicher auch ein zweischneidiges Schwert. Mir ist es schon passiert, dass mir in einem Buch durch die Diskussion Sachen aufgefallen sind, durch die mir das Buch doch nicht mehr so gut gefallen hat - umgekehrt hat die Diskussion aber auch schon dazu geführt, dass es mir besser gefallen hat. Sicher kommt das auch immer auf die Personen in der Leserunde an und natürlich darauf, wie engagiert diskutiert wird. Auch zu einem "schlechten" Buch kann man wunderbar diskutieren, nur macht es das Buch vielleicht nicht wirklich besser.


    Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, mich eher kurzfristig für Leserunden anzumelden, einfach weil ich mein Leben und meine Lesezeit im Moment nicht wirklich planen kann. Dadurch habe ich leider auch schon ein paar Anmeldefristen verpasst, hatte aber oft auch nicht wirklich Zeit an der Runde teilzunehmen. Dann habe ich mich lieber einmal nicht für eine Runde angemeldet, obwohl ich Zeit gehabt hätte, als unter Zeitdruck teilzunehmen.


    Prinzipiell nutze ich die Leserunden mit Freiexemplaren auch mal gerne, um über den Tellerrand zu schauen. Hier lese ich eher mal Bücher, die ich sonst vielleicht nicht unbedingt gelesen hätte und habe schon einige Perlen gefunden. Interessant ist es hier auch immer, wenn die Leserundenteilnehmer unterschiedliche Kenntnisstände haben und sich so gegenseitig weiterhelfen können. Hier finde ich einfach: Die Mischung macht's.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Den Zwang zur positiven Rezension hatte ich dabei noch nie, wie man an meinen Beiträgen vielleicht auch schnell feststellen kann. Wenn es Mist ist, ist es Mist. Beteiligt sich der Autor, formuliere ich meine Kritik etwas höflicher (wobei ich sowieso für konstruktive Kritik bin), aber meine Wertung ändert es nicht. Warum auch? Der Verlag oder der Autor tun mir doch nichts, nur weil ich ihr Buch verreiße. Ich kann nicht so richtig nachvollziehen, warum du dich geknebelt fühlst. Ein Rezensionsexemplar ist doch nochmal etwas anderes, als wenn mir eine Freundin ein Buch schenkt.

    Vielleicht kann ich in dieser Hinsicht von dir lernen. Aber wie?

    Ich habe keine Angst vor Verlag oder Autorin, wenn ich meine ehrliche negative Meinung zu einem Buch schreibe. Aber ich habe eine "Beißhemmung", weil ich niemanden verletzen möchte und sicher auch nicht die allwissende Expertin bin. Wenn ich ein Buch schwach finde, muss es deshalb ja nicht mies sein. Aber ich kann dann auch nicht sagen, dass ich es gut finde. Heucheln kann ich nicht, Lügen mag ich nicht. Wo ist der Ausweg aus meinem Dilemma?

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Die Mischung ist bunt.


    Ich hatte schon eine Leserunde, bei der einige Teilnehmer irgendwie übersehen hatten, dass das Buch einige hundert Seiten hatte und schnell das Handtuch warfen und eine private Leserunde, bei der bereits nach 2 Abschnitten alle irgendwie verschwunden sind. Das finde ich besonders unhöflich demjenigen gegenüber, der die Leserunde hier anlegen muss. Wenn die Teilnahme derat unsicher ist, kann man sich doch lieber gleich zu einer Privatleserunde unter <Ich lese gerade> verabreden.


    Dass nicht-offizielle Leserunden viel intensiver und kuscheliger sind, kann ich wirklich nicht bestätigen. Und ich empfinde das Betonen einer Besonderheit als eher polarisierend. Bei mir kommt es so an: ohne Teilnahme am Gruppenkuscheln bist du hier nicht erwünscht.

  • Vielleicht kann ich in dieser Hinsicht von dir lernen. Aber wie?

    Ich habe keine Angst vor Verlag oder Autorin, wenn ich meine ehrliche negative Meinung zu einem Buch schreibe. Aber ich habe eine "Beißhemmung", weil ich niemanden verletzen möchte und sicher auch nicht die allwissende Expertin bin. Wenn ich ein Buch schwach finde, muss es deshalb ja nicht mies sein. Aber ich kann dann auch nicht sagen, dass ich es gut finde. Heucheln kann ich nicht, Lügen mag ich nicht. Wo ist der Ausweg aus meinem Dilemma?

    Ich kann das nachvollziehen, musste aber schon beruflich meine Hemmungen in dieser Hinsicht ablegen, um meine Projekte gebacken zu kriegen ... Mein Buchtipp wäre hier das gute alte Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin: Warum Bravsein uns nicht weiterbringt. Leider immer noch zeitgemäß ...


    Was ich wichtig finde: nicht verallgemeinern, sondern persönlich formulieren. Dann ist es eine Meinung und keine Beleidigung. Und natürlich begründen und vielleicht sogar Gegenvorschläge machen, erst dann wird es eine positive Kritik.

    Also nicht:

    Das ist schlecht.

    Sondern:

    Das finde ich schlecht, weil ...

    Ich mag das nicht, weil ...

    Mir gefällt nicht, dass ...

    Meiner Meinung nach wäre es besser, wenn ...

    Es hätte mir besser gefallen, wenn ...

    Das ist einfach nicht mein Buch, weil ...


    Mit solchen Formulierungen nimmst du den Autor Ernst, ohne deine Kritik abzuschwächen und ohne jemanden zu kränken. Von den diversen Hobbyautoren auf Amazon mal abgesehen, die jede negative Kritik als persönliche Beleidigung auffassen. :grin Wer sich durch eine begründete Meinung auf den Schlips getreten fühlt, der ist dein schlechtes Gewissen nicht wert!

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Dass nicht-offizielle Leserunden viel intensiver und kuscheliger sind, kann ich wirklich nicht bestätigen. Und ich empfinde das Betonen einer Besonderheit als eher polarisierend. Bei mir kommt es so an: ohne Teilnahme am Gruppenkuscheln bist du hier nicht erwünscht.

    So verallgemeinern würde ich das nicht. Ich hatte schon private Runden erlebt, die "schief" gelaufen sind.


    Das mit dem "Gruppenkuscheln" empfinde ich überhaupt nicht so. Ich habe noch keine Gruppe erlebt, die spontane Mitlesende abgelehnt hätte. Ich könnte mir jedoch gut vorstellen, dass in so einer Gruppe, in der man auch die Bücher gemeinsam aussucht, das "gemeinsame Interesse" grösser ist und das zusammen schweisst und dadurch intensivere Gespräche zustande kommen.

  • So verallgemeinern würde ich das nicht. Ich hatte schon private Runden erlebt, die "schief" gelaufen sind.


    Das mit dem "Gruppenkuscheln" empfinde ich überhaupt nicht so. Ich habe noch keine Gruppe erlebt, die spontane Mitlesende abgelehnt hätte. Ich könnte mir jedoch gut vorstellen, dass in so einer Gruppe, in der man auch die Bücher gemeinsam aussucht, das "gemeinsame Interesse" grösser ist und das zusammen schweisst und dadurch intensivere Gespräche zustande kommen.

    So meinte ich es, dass auch private Runden, in denen es kein Freiexemplar gab und der Titel nach langer Auswahlprozedur wohlüberlegt gewählt wurde, die Sache trotzdem auf kürzestem Weg den Bach runtergehen kann. Das steht m. A. im Gegensatz zu einigen Beiträgen, in denen kürzlich geschrieben wurde, "an offiziellen Runden nehme ich schon lange nicht mehr teil, weil ..." u.a. privat organisierte Leserunden als intensiver und "schöner" empfunden werden.

  • So verallgemeinern würde ich das nicht. Ich hatte schon private Runden erlebt, die "schief" gelaufen sind.


    Das mit dem "Gruppenkuscheln" empfinde ich überhaupt nicht so. Ich habe noch keine Gruppe erlebt, die spontane Mitlesende abgelehnt hätte. Ich könnte mir jedoch gut vorstellen, dass in so einer Gruppe, in der man auch die Bücher gemeinsam aussucht, das "gemeinsame Interesse" grösser ist und das zusammen schweisst und dadurch intensivere Gespräche zustande kommen.


    Das kann ich für mich auch sagen.


    Mir ist es auch wichtig, mir ausreichend Zeit zu nehmen und Bücher gut auszusuchen. Natürlich weiß man vorher nicht so recht, wie das Buch denn nun so ist und ob sich daraus interessante Diskussionen entwickeln.

    Aber ich habe - wieder nur für mich - festgestellt, dass ich mich durch Freiexemplare dazu hinreißen lasse, auch mal ein Buch mitzulesen, dass ich so nicht gelesen hätte.

    Das tue ich nicht mehr, weil ich die Zeit nicht habe oder nicht aufbringen will.



    Anderen Leserinnen und Lesern geht das vermutlich ganz anders und es hat da auch jeder Wunsch eine Berechtigung.

  • Eigentlich mag ich Leserunden sehr gerne - ich mag den Austausch über Bücher und dort kann man dann auch ungehindert reden, ohne große Inhalte zu spoilern. Aber - meistens schaffe ich es nicht mehr, das Buch in angemessener Zeit zu lesen oder es mir zu beschaffen. Ich kaufe ja kaum noch Bücher, dann fallen bei mir die neuen schon mal raus. Ich würde auch gerne öfter teilnehmen, aber nach einer etwas längeren Pause bin ich jetzt seit kurzem erst hier wieder aktiv. Wenn in der Runde länger nicht geschrieben wurde, habe ich den Eindruck, dann antwortet auch keiner mehr. Für mich also hauptsächlich ein zeitliches Problem.


    Ich würde ja auch gerne im Rezensionsbeitrag diskutieren - aber da ist das anscheinend nicht so gerne gesehen, hab ich mal hier irgendwo gelesen. Aber genau da gehört es für mich auch in diesem Forum hin. Manchmal klappt es, aber halt nicht immer.


    LG
    Patty