Das Echo der Wahrheit - Eugene Chirovici

  • Auf der Suche nach der Wahrheit



    Inhaltsangabe: Quelle Goldmann-Verlag



    Eines Tages macht der New Yorker Psychiater Dr. James Cobb die unerwartete Bekanntschaft des Multimillionärs Joshua Fleischer. Fleischer leidet an einer unheilbaren Krankheit und bittet Cobb eindringlich, für einige Tage zu ihm nach Maine zu kommen. Als Cobb dort eintrifft, erfährt er, dass der vom Tod gezeichnete Mann eine schwere Last mit sich trägt: Er hat Angst, in den Mord an einer jungen Frau verwickelt zu sein, mit der er vor vielen Jahren einen Abend in einem Pariser Hotelzimmer verbracht hat. Seine Erinnerungen sind aber bruchstückhaft, und deshalb soll Cobb ihm helfen, endlich die Wahrheit ans Licht zu bringen. Noch kann Cobb allerdings nicht ahnen, dass damit die verdrängten Dämonen seiner eigenen Vergangenheit zum Leben wiedererwachen …



    Meine Meinung zum Autor und Buch:

    Es ist mein erster Roman von, Eugene Chirovici, und ich war ehrlich gesagt überrascht, von diesem Psychologischen Spannungsroman, auf ziemlich hohen Niveau. Ein wirklich fesselnder Roman, bei dem man das Gefühl hatte niemanden mehr trauen zu können, wer wirklich der böse ist. Ein sehr undurchsichtiges Spiel beginnt beim Lesen und man fiebert einem versöhnlichen Ende entgegen, in dem sich diese wirre Verstrickungen auflösen und die erlösende Wahrheit ans Licht kommt. Der Spannungsbogen ist von Anfang an hoch und spannt einem auf die Folter. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und mitreißend. Seine einzelnen Figuren und Charaktere sind gut herausgearbeitet, wer ist wer wirklich, man bekommt tiefe Einblicke in die dunklen Seelen der anderen. Jeden scheint etwas zu Quälen und hat eine dunkle Vergangenheit, die er noch aufarbeiten muss. „ Wahrheit ist ein großes Wort.“ Wissen Sie, wie es ist, wenn man aus einem Albtraum erwacht und Dinge und Bilder aus dem bösen Traum leibhaftig vor sich sieht ? Nach einer Weile kann man kaum noch zwischen Traum und Leben unterscheiden „ ( Seite 304) Dies passt hervorragend zu Geschichte und als Leser fragt man sich, wer sind wir .



    Dr. James Cobb , macht mit dem todkranken Joshua Fleischer Bekanntschaft, der ihn um Hilfe bittet. Er möchte noch vor seinem nahenden Tod erfahren was damals in der verhängnisvollen Nacht in einem Pariser Hotel, mit der sehr schönen Pariserin Simone, wirklich passiert ist. War er der Mörder, oder sein ehemaliger Freund Abraham, auch verschwand die Leiche Spurlose. Er möchte sich von ihm Hypnotisieren lassen, um endlich die Dämonen und die Wahrheit ans Licht holen. Hier tauchen wir in die Vergangenheit von den zwei Amerikanischen Studienkollegen Joshua und Abraham ein. Joshua ist der Dominantere der beiden , Abraham aus ärmlichen Verhältnissen, der ehe scheuere. Abraham bekommt ein Stipendium Paris , beide reisen dorthin. Sie lernen die bildschöne Simone kennen, jeder der beiden ist verliebt in sie, diese selbstbewusste und lebenshungrige Frau.Dann kommt diese verhängnisvolle Nacht, in dem der betrunkene Joshua, Simone Tod im Hotelzimmer ausfindet, als er wach wird. Er hat keine Erinnerung mehr was wirklich geschah, und plötzlich ist ihre Leiche spurlos verschwunden. Wird James es gelingen, die Wahrheit ans Licht zu befördern. Es wird ein harter und wirrer Weg, wir begegnen vielen ehemaligen Bekannten der beiden und jeder weiß etwas anders, wem kann man noch trauen, wer sagt die Wahrheit ? Auch James hat eine dunkle Vergangenheit die er sich stellen muss. Es ist ein richtiges Katz und Mausspiel. Wir schauen in viele dunkle Seelen und Charaktere. Reisen mit James nach Paris und gehen mit ihm auf Spurensuche. Alle haben eine dunkle Vergangenheit, die langsam ans Licht gezerrt wird. Ein Spannungsvoller Roman, über die Macht der Erinnerung und der Wahrheit.


    Edit: Link zu Lovelybooks entfernt. LG JaneDoe

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • E.O. Chirovici hatte mit seinem Roman „Das Haus der Spiegel“ einen vielschichtigen und ungewöhnlichen Roman geschrieben und damit einen internationalen Bestseller gelandet. Da war die Erwartungshaltung für sein neues Buch natürlich groß.


    Auch hier geht es um die menschliche Erinnerung. Der Psychiater James Cobb wird nach einem seiner Vorträge von einem Mann angesprochen. Er würde gerne seine Dienste als Arzt in Anspruch nehmen. Cobb ist zuerst abgeneigt, aber dann wird er doch neugierig und da er nichts Besseres zu tun hat, nimmt er das Angebot des wohlhabenden Joshua Fleischer an, ihn in seinem Anwesen zu besuchen. Fleischer hat Leukämie und nicht mehr lange zu leben. Es liegt ihm aber etwas auf dem Gewissen. In seiner Jugend verbrachte er einige Zeit zusammen mit seinem Freund Abraham in Paris. Dort verliebten sie sich beide in die Französin Simone. Doch eines Abends verschwand Simone. Fleischer hat nur noch ungenaue Erinnerungen an den Abend und er hat das dumpfe Gefühl, das er sie vielleicht ermordet haben könnte. Er möchte, das Cobb ihn hypnotisiert und somit vielleicht verschüttete Erinnerungen freilegen kann. Die Sitzungen verlaufen gut, Fleischer scheint sich zu erinnern, aber er spricht mit Cobb nicht darüber. Cobb reist ab und kurz danach stirbt Fleischer. Cobb aber ist von dieser Geschichte um Fleischer, Abraham und Simone fasziniert und beginnt, auf eigene Faust in der Vergangenheit seiner verstorbenen Klienten herumzuforschen.


    Das Thema der menschlichen Erinnerung ist faszinierend. Auch in diesem Roman spielt Chirovici mit der Erkenntnis, dass wir selber schon im Moment des Erlebens unsere eigene Version abspeichern und nicht unbedingt dass, was wirklich passiert ist. Unser Gehirn interpretiert und selektiert und bildet unsere eigene persönliche Wahrheit. In diesem Buch lässt er jeden Protagonisten seine eigene Version der Dinge erzählen und jede klingt plausibel. Doch sie unterscheiden sich alle in wichtigen Details. So faszinierend das ist, so ist es doch auch eine Schwachstelle des Buches. Denn hier wird viel geredet und wenig gehandelt. Alle Figuren erzählen eine Geschichte aus der Vergangenheit und in der Gegenwart passiert wenig. Cobb reist ein wenig hin und her und redet mit Menschen. Das macht die Story nicht gerade zu einem Pageturner. Eine gewisse Spannung baut sich dennoch auf, schließlich will man ja wissen, was damals passierte. Im Gegensatz zum „Haus der Spiegel“ fällt dieses Buch aber ab. Zu keiner Zeit erreicht es die Komplexität seines Vorläufers. Im Nachwort kann man lesen, dass „Das Echo der Wahrheit“ tatsächlich zuerst geschrieben wurde. Es liest sich in der Tat wie ein Vorläufer, eine Fingerübung zum eigentlichen Hauptwerk. Vom Ende war für mich überraschend. Ich hatte zu sehr auf eine andere Wendung gewartet, die nicht eintrat. Allerdings wurden dadurch, dass meine Vermutung nicht stimmte, einige Fragen für mich nicht restlos beantwortet. Auch empfand ich das aggressive Nachforschen Cobbs in der Vergangenheit eines verstorbenen Patienten als sehr grenzwertig. Immerhin hatte er eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben. Die Faszination, die diese Geschichte auf ihn ausübt, ist auch nur bedingt nachzuvollziehen und muss man einfach akzeptieren.


    Chirovicis Schreibstil ist distanziert und kühl. Er schreibt schnörkelos und fast ein wenig altmodisch. Die Spannung ist unterschwellig. Die Thematik bleibt interessant, auch wenn im Nachhinein dieses Buch wie eine Wiederholung (oder halt Vorläufer) für „Das Haus der Spiegel“ wirkt. Ich hätte mir ein wenig mehr Tiefe gewünscht und vielleicht auch ein wenig mehr von der Arbeit Cobbs. Trotzdem ist „Das Echo der Wahrheit“ eine angenehme Abwechslung vom Krimieinerlei.