'Die Erfindung der Flügel' - Teil 3

  • Was bin ich froh, dass das heute nicht mehr so ist. An mir wären meine Eltern wohl verzweifelt. Mit meinen hausfraulichen Qualitäten ist es nicht so weit her :lache

    Die hätte man dir damals schon beigebracht. Sarah hat auch nicht freiwillig mitgemacht. Aber die Stärke die sie hatte, kann nicht jeder aufbringen. Wobei ich sie dir damit nicht absprechen will. OB und wie stark man gebrochen wird hängt wohl von der Resilienz ab.

  • Aber die Frage stellt sich mir schon:

    Wie hätte ich damals reagiert? Wäre ich brav geblieben oder hätte ich gekämpft, als Einzige?

    Nun sind wir anders erzogen, und man kann gar nicht wissen, zu was für Frauen wir uns entwickelt hätten. Ich denke eher, ich hätte den Weg meiner Erziehung eingeschlagen:gruebel. Ich weiß es nicht...

  • Aus unserer Warte ist es immer schwierig zu sagen, wie man sich wann verhalten hätte. Wie sich Sarah trotz ihrer Erziehung und ihres Umfeldes den Weg frei gekämpft hat ist bewundernswert. Aber ihre Schwestern und Brüder sind den anderen Weg gegangen, den vorher bestimmten und gesellschaftlich anerkannten. Bis auf NIna, die Sarahs Erziehung so geprägt hat. Was es auslöst, was einen Menschen dazu bringt sich von allen Normen loszusagen um der Gerechtigkeit willen wäre ein psychologisches Forschungsprojekt.

  • Über eine der interessantesten Aussage dieses Abschnitts sind wir uns einig, dass Handful zu Sarah sagt: "Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist. Bei dir ist es umgekehrt".

    Sarah hat es nicht sofort akzeptiert, aber etwas später schon.

    Ja, da bin ich mit euch einig. ;-) Das bestätigt schon das Gefühl, das man bereits im ersten Abschnitt hatte. Beide Mädchen sind gefangen, beiden fehlen die Flügel.


    Ich hoffe so sehr, dass Sarah ihre Flügel im Norden ausbreiten kann. Nur ist Israel wirklich der Richtige? Für mich hat er etwas Seltsames an sich. Ich kann gar nicht genau sagen, was es ist. Ich hoffe einfach (vor allem für Sarah), dass ich mich da irre und er Sarah helfen kann, auszubrechen.


    Das fand ich echt ein bisschen schräg.

    Und Sarahs Mutter schien mir auch etwas pikiert darüber ;).

    Hier ging es darum, dass Nina Sarah Mutter nannte. Ich habe es selber schon Mal erlebt, dass so etwas schnell passieren kann. Als ich AuPair-Mädchen war, hatte mich die kleine Tochter auch schon Mal Mama genannt. Ich denke, das war ein Versehen. Aber die Mutter hatte das mitbekommen und an dem Abend durfte ich nicht mehr in die Nähe des Kindes. ;-)


    Hier kann ich mir aber gut vorstellen, dass Nina in Sarah viel mehr die Mutter gesehen, weil diese sich ja mit ihr beschäftigt hat. Die eigentliche Mutter stand wie auf einem Podest und hat "von oben" regiert. Da ist es schwierig eine Mutter-Tochter-Beziehung aufzubauen. Daher hat sich wohl Ninas Beziehung zu Sarah mehr als solche angefühlt.


    Aber die Frage stellt sich mir schon:

    Wie hätte ich damals reagiert? Wäre ich brav geblieben oder hätte ich gekämpft, als Einzige?

    Nun sind wir anders erzogen, und man kann gar nicht wissen, zu was für Frauen wir uns entwickelt hätten. Ich denke eher, ich hätte den Weg meiner Erziehung eingeschlagen:gruebel. Ich weiß es nicht...

    Damit hast du schon Recht. Wir sehen das ja aus unserer heutigen Perspektive und ich würde gerne behaupten, ich hätte damals gegen das Unrecht gekämpft. Aber ich befürchte, dass es recht wahrscheinlich ist, dass auch ich mich gefügt hätte. Ich bin sehr dankbar, dass es Sarah und Co. gegeben hätte. Diese Frauen haben unseren heutigen Status in der Gesellschaft ermöglicht.


  • Aber die Frage stellt sich mir schon:

    Wie hätte ich damals reagiert? Wäre ich brav geblieben oder hätte ich gekämpft, als Einzige?

    Nun sind wir anders erzogen, und man kann gar nicht wissen, zu was für Frauen wir uns entwickelt hätten. Ich denke eher, ich hätte den Weg meiner Erziehung eingeschlagen:gruebel. Ich weiß es nicht...

    Ich sehe zwar nicht so aus, aber ich bin rebellisch. Allerdings leise.

    Und ich verachte Ungerechtigkeiten aller Art. Vermutlich werde ich mich in diesem Leben noch mal irgendwann in Gefahr bringen, weil ich den Mund nicht halten kann. Der Gatte sagt mir auch immer sowas voraus.

    Ich hätte also wohl gekämpft, allerdings auf meine Art, die nicht laut und offensichtlich rebellisch ist.

  • Ich glaube ja. Man hört immer wieder, dass Sterbende wissen, wann es so weit ist, es sei denn, sie sterben plötzlich. Ich habe das selbst auch schon miterlebt.

    Ich habe das bei meinem Vater in den letzten zwei Wochen auch genau so erlebt. Auch dieses Zurückziehen. Unsere Arzthelferin meinte, das nennt man "Verinnerlichen". Die äußere Persönlichkeit zieht sich zurück. Die Welt wird uninteressant für den Menschen, da er beginnt, sein Ende zu spüren und zu akzeptieren. Obwohl ich ihn nicht besonders mochte, hat er am Ende sein Profil noch aufgemöbelt bei mir, da er sein Handeln und Denken den Sklaven und seiner Tochter gegenüber relativiert und in Frage gestellt hat und sich bei ihr entschuldigt hat. Ein versöhnliches Ende auch wenn ich meine, bei ihr kam es nicht so ganz an. Es war fast zu spät für dieses Gespräch und es hilft ihr nicht wirklich weiter.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das fand ich auch einen zentralen Satz. Handful ist zwar körperlich gefangen, hat aber einen freien Geist undlehnt sich auf wie ihre Mutter. Von ihr hat sie auch ihre Stärke. Ob die Mutter wohl noch lebt? oder hat sie der Sklavenjäger getötet, als sie sich nicht wieder gefangen nehmen lassen wollte?

    Ich hoffe ja immer noch, dass sie nochmal auftaucht.

    Handful wird immer stärker - und ihrer Mutter immer ähnlicher. Ihre Fußverletzung ist tragisch aber für sie ist es eher noch ein weiterer Punkt, der sie stärker macht.


    Die Mutter toppt sich selber. Nach dem Tod ihres Mannes gibt es nichts wichtigeres als den äußeren Schein. Das schönste Kleid bei der Beerdigung will sie haben. Und das zieht sie dann wochenlang nicht mehr aus. Puh, das muss ganz schön stinken.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Nina ist in der Tat etwas seltsam geworden, vermutlich hat die Mutter sie in Sarahs Abwesenheit sehr beeinflusst. Aber ich finde, Sarah hat sich nichts vorzuwerfen. Sie hat endlich die Freiheit genossen, die sie so sehr gewünscht und auch verdient hat.

    Zumindest hat sie Handful mal aus der Klemme geholfen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


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    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Liest du am PC oder auf dem Reader?

    Wenn du auf dem Reader liest, brauchst du nur das Buch nicht zu schließen nach dem Lesen , sondern nur das Gerät schlafen zu schicken. Solange du das Buch nicht schließt, zum Beispiel um ins Menü zu gehen, oder das Gerät nicht ausmachst und neu starten muss, kannst du das Buch noch wochenlang lesen, auch wenn die Frist eigentlich schon abgelaufen ist.

    Habe ich schon oft gemacht, klappt prima:wave

    Wieder was gelernt. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


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    sondern daß er nicht tun muß,

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  • Okay, in der Hinsicht kann ich mich deiner Meinung anschließen. Diesen Ehrgeiz und die eher hochfliegenden Pläne für ein Mädchen konnte er nicht erwarten.

    Wobei die Männer ja damals schon noch glaubten, dass Frauen dümmer und naiver und weicher als Männer wären. Bisschen wie große Kinder, die man betreuen muss. Und Sarahs Berufswunsch war ein Kinderwunsch für ihn.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


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  • Wobei die Männer ja damals schon noch glaubten, dass Frauen dümmer und naiver und weicher als Männer wären. Bisschen wie große Kinder, die man betreuen muss. Und Sarahs Berufswunsch war ein Kinderwunsch für ihn.

    Nach der Bauhausdokumentation über die Frauen dort gestern, war das vor hundert Jahren auch noch so.