Titel: Serotonin
Autor: Michel Houellebecq
Übersetzt aus dem Französischen von: Stephan Kleiner
Verlag: Dumont
Erschienen: Januar 2019
Seitenzahl: 334
ISBN-10: 3832183884
ISBN-13: 978-3832183882
Preis: 24.00 EUR
Das sagt der Klappentext:
Als der 46-jährige Protagonist von SEROTONIN, dem neuen Roman des Goncourt-Preisträgers Michel Houellebecq, Bilanz zieht, beschließt er, sich aus seinem Leben zu verabschieden - eine Entscheidung, an der auch das revolutionäre neue Antidepressivum Captorix nichts zu ändern vermag, das ihn in erster Linie seine Libido kostet. Alles löst er auf: Beziehung, Arbeitsverhältnis, Wohnung. Wann hat diese Gegenwart begonnen? In der Erinnerung an die Frauen seines Lebens und im Zusammentreffen mit einem alten Studienfreund, der als Landwirt in einem globalisierten Frankreich ums Überleben kämpft, erkennt er, wann und wo er sich selbst und andere verraten hat.
Der Autor:
Michel Houellebecq wurde 1958 geboren. Er gehört zu den wichtigsten Autoren der Gegenwart. Für seine Bücher, die in über vierzig Ländern veröffentlicht werden, wurde er mit den wichtigsten Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Prix Goncourt. Auf Deutsch ist nahezu sein gesamtes Werk bei DuMont verlegt. 2015 erschien sein Roman 'Unterwerfung', der wochenlang auf der Bestsellerliste stand und ein großes Medienecho hervorrief.
Meine Leseeindrücke:
Ein Buch über die Liebe – ohne jegliche Tabus.
Michel Houellebecq zeigt in diesem Roman sein unglaubliches Können. Zynisch, gefühlvoll, eiskalt und menschenverachtend – dieser Facettenreichtum ist schon beeindruckend.
Houellebecq Waffe ist das literarische Skalpell, ein Skalpell das jedes Klischee, jede sinnleere Rezension unserer „Literaturprofis“ (sprich: Bücherversteherarroganz), so zerschneidet, das man sehr schnell merkt, wie wenig diese „Professionellen“ doch eigentlich zu sagen haben.
Der Autor kümmert sich nicht um irgendwelche Tabus (Pädophilie, Sodomie usw.) haben dort genauso ihren Platz wie Blümchensex oder das Warten auf ein Erdbeben (bedeutet: Mann und Frau liegen aufeinander – und warten eben auf ein Erdbeben, damit sie selbst nicht bewegen müssen).
Houellebecq macht deutlich, dass es „DIE“ Liebe einfach nicht gibt. Die Liebe besteht aus vermeintlich unzähligen Spielarten, aber letztendlich geht es nur um das Vögeln und den „ultimativen Fick“.
Houellebecq beschönigt nicht, verurteilt nicht – nimmt die Leserinnen und Leser vielmehr mit auf eine Reise durch seine Gedanken. Ein Fazit muss jede/jeder für sich selbst ziehen. Ich könnte mir vorstellen, das Houellebecq durchaus auch autobiographische Erfahrungen mit hat einfließen lassen – aber das ist mehr nur eine vage Vermutung.
Aber es ist auch ein emotionales Buch, wobei der Autor keine Unterschiede zwischen „guten“ und „schlechten“ Emotionen macht. Jeder hat es selbst in der Hand, die Emotionen so zu nehmen, wie man es eben will.
Nicht die Liebe der Zukunft kann einen Menschen herunterziehen, es ist die Liebe der Vergangenheit, die in der Gegenwart zu einem echten Quälgeist und zu einem Horrortrip werden kann.
Dieser Roman wird unter Garantie noch lange nachhallen – und ich kann mir kaum vorstellen, das er irgendwann bei mir in der „Vergessenschublade“ landet. Dazu ist er einfach zu realistisch, surreal, brutal – aber auch gefühlvoll.
Ein sehr lesenswerter Roman von einem der besten – wenn nicht sogar vom besten Autor der zeitgenössischen Literatur. 10 Eulenpunkt.