Hier kann zu den Seiten 646 - 741 (Kapitel 46 - 52) geschrieben werden.
'Frauen und Töchter' - Seiten 646 - 741
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Molly wird das Geld los, indem sie dem unvorbereiteten Mr. Preston einfach einen Umschlag in die Hand drückt. Nachdem sie dabei beobachtet wird und vorher ja bereits bei einem Treffen mit dem Mann beobachtet wurde, entwickelt sich ein handfester Dorfskandal und Mollys guter Ruf ist zunächst ruiniert. Aus heutiger Sicht unglaublich und mir stellen sich die Nackenhaare auf, wenn ich bedenke, dass Mr. Prestons Ruf durch die Ereignisse unbeschadet bleibt. Zumindest verschlechtert er sich nicht weiter, beliebt bei der Dorfbevölkerung ist er ja nun auch nicht gerade.
Die Beschreibung eines Abendessens bei Familie Gibson finde ich faszinierend: Die Köchin stellt auch an Abenden ein Dessert her, wenn alle wissen, dass die teilnehmenden Familienmitglieder gar keine Nachspeise essen. Und das nur, um den Stand der Familie zu betonen – jedenfalls aus Mrs. Gibsons Sicht. Was für eine Ressourcenverschwendung...
Lady Harriet und ihre wohlüberlegte Schützenhilfe haben mir allerdings sehr gefallen. Liegt es daran, dass sie „von Stand“ ist? Dass sie gebildet ist? Beides zusammen? Jedenfalls verzieht sich der Sturm so schnell wie er aufgezogen ist – typisch Dorftratsch, der funktioniert heute noch nach dem gleichen Schema, nur die Anlässe wechseln.
Mrs. und Mr. Gibson erfahren nach und nach die Wahrheit hinter der Geschichte und sind über Cynthia entsetzt. Noch verlobt mit dem einen, sich mit einem anderen zu verloben – das würde auch heute noch für Dorftratsch sorgen
Bei den Gibsons entwickelt sich jedenfalls eine handfeste Familienkrise, die meiner Meinung auch darin begründet ist, dass beide Eheleute nicht in der Lage sind, Probleme an der Wurzel zu packen, sondern aus ganz unterschiedlichen Charakterzügen und Motiven heraus verdrängen. Schließlich löst Cynthia per Brief die Verlobung mit Roger, was eine logische Entwicklung des Romans ist. Hoffnung für Molly!
Der Abschnitt endet mit einem wahren Paukenschlag, Osborne Hamley stirbt. Molly ist nun die Einzige vor Ort, die von dessen heimlichen Ehe und seinem Kind weiß. Sie zieht ihren Vater ins Vertrauen, der umsichtig reagiert und Molly auffordert, zunächst per Brief die Frau von einer schweren Erkrankung zu informieren.
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Die Beschreibung eines Abendessens bei Familie Gibson finde ich faszinierend: Die Köchin stellt auch an Abenden ein Dessert her, wenn alle wissen, dass die teilnehmenden Familienmitglieder gar keine Nachspeise essen. Und das nur, um den Stand der Familie zu betonen – jedenfalls aus Mrs. Gibsons Sicht. Was für eine Ressourcenverschwendung...
Dieses Detail fand ich auch interessant und habe mich für die Dienerschaft gefreut, die dann wohl das leckere Dessert essen durfte. Ich glaube nicht, dass dergleichen weggeschmissen wurde, nur weil die Herrschaften das nicht essen wollten. Damals wurde nicht so verschwenderisch mit Nahrungsmitteln umgegangen. Reste taugten schlimmstenfalls immer noch als Schweinefutter falls sich kein armer Nachbar dafür fand.
Lady Harriet und ihre wohlüberlegte Schützenhilfe haben mir allerdings sehr gefallen. Liegt es daran, dass sie „von Stand“ ist? Dass sie gebildet ist? Beides zusammen? Jedenfalls verzieht sich der Sturm so schnell wie er aufgezogen ist – typisch Dorftratsch, der funktioniert heute noch nach dem gleichen Schema, nur die Anlässe wechseln.
Lady Harriet hatte wohl das Gespür dafür, wie quälend so ein Gerücht für Molly und den Doktor sein kann, und hat ihren Stand dafür eingesetzt, deren Reputation wieder herzustellen. Sicher war sie auch gebildeter als die durchschnittliche Dorfbevölkerung, aber hier half ihr eher ihre Kenntnis über Gerüchteküchen und deren vernichtenden Auswirkungen.
Heutzutage funktioniert das Mobbing über SmartPhone und Internet und kann sich noch genauso verheerend auf Unschuldige auswirken.
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Jetzt überschlagen sich ja fast schon die Ereignisse. Und Elizabeth Gaskell hat es geschafft, mich zu schocken. Doch der Reihe nach.
Molly wird also zur Zielscheibe der Spekulationen und des Dorfklatsches. Das war ja fast zu erwarten. Und auch, wie stoisch sie das erträgt, als sie davon erfährt. Ob ich, würde mir so etwas passieren, nach dem Abflauen bzw. Aufklären des Mißverständnisses auch so reagieren würde wie Molly (nämlich alle einfach gut sein zu lassen ), kann ich mir nicht vorstellen. So etwas würde ich mit Sicherheit nie vergessen und immer im Hinterkopf haben. Aber ich bin ja auch nicht so edel und gut wie Molly. Und wer weiß, wie das alles ausgegangen wäre, hätte nicht Lady Harriet die Initiative ergriffen.
Wie ich mir schon dachte, hatte Mr. Henderson Cynthia einen Heiratsantrag gemacht. Und sie hat wieder abgelehnt.
Mrs. Gibson bei Lady Cumnor. Da haben zwei sich gesucht und gefunden, nur dumm, daß Mrs. Gibson gesellschaftlich unter der Lady steht und diese es sie deutlich spüren läßt, wobei Mrs. Gibson jegliches Feingefühl abgeht. Allerdings erfährt sie so von der Verlobung zwischen Cynthia und Preston. Dadurch kommt es endlich zu einer Aussprache im Hause Gibson. Aber ob die am Ende viel bringt? Ich habe jetzt einige Stellen nochmals diagonal nachgelesen und fürchte fast, die Personen sind zu verschieden, als daß da groß Einvernehmen hergestellt werden kann. Mr. Gibson ist ein „Helikoptervater“ und will ansonsten seine Ruhe, Mrs. Gibson ist unausstehlich, nur auf Äußerlichkeiten und vor allem ausschließlich auf sich selbst fixiert, Cynthia in gewisser Weise verbittert und mißtrauisch jedem gegenüber (bei Ihrer Vergangenheit kein Wunder), und Molly immer noch ziemlich naiv.
Mit dem, was dann kam, habe ich allerdings überhaupt nicht und zu keiner Zeit gerechnet. Osborne stirbt! In „North And South“ gibt es (zu?) viele Tote, aber hier, in dieser so ganz anderen Umgebung, habe ich das überhaupt nicht erwartet. Und es ist jetzt, da Molly über sich hinaus wächst. Die Jugend dürfte für sie vorbei sein. Über die Reaktion von Mrs. Gibson, als sie von Osbornes Tod und Heirat erfährt, lasse ich mich jetzt besser nicht aus. Ich frage mich nur, was aus Aimee und dem Kind werden wird?
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Also, ich hatte eigentlich schon eine ganze Weile erwartet, dass Osborne stirbt. Allerdings viel eher, damit Spannung in das heimliche "Verlöbnis" (wie immer man es nennen will) zwischen Cynthia und Roger kommt, Man stelle sich Mrs. Gibsons Hoffnungen vor! Und dann die Ernüchterung, bei der Erkenntnis, dass es längst einen anderen Erben gibt
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Ne, also damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Aber das Gesicht von Mrs. Gibson hätte ich schon gesehen, als sie noch im Nachhinein alle Hoffnungen schwinden sah. Ich bin so gemein zuzugeben, daß ihr das recht geschah.