Der Atem einer anderen Welt - Seanan McGuire

  • Produktinformation (Amazon):

    csm_500x796_mcguire_der-atem-einer-anderen-welt_3164c198de.jpg?w=300
    • Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
    • Verlag: FISCHER Tor; Auflage: 1 (23. Januar 2019)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3596298849
    • ISBN-13: 978-3596298846
    • ASIN: B07CKSZ6RM


    Kurzbeschreibung (Verlag):

    »Eleanor Wests Haus für Kinder auf Abwegen« ist ein ganz besonderes Internat. Hier werden Jungen und Mädchen unterrichtet, die einmal in einem Kleiderschrank oder hinter einem Gebüsch im Garten das Tor zu anderen Welten entdeckt haben: Welten voller Magie, voller Nonsens und Poesie.

    Aber egal, ob sie die stillen Hallen der Toten besucht haben oder eines der bunten chaotischen Zauberländer, in denen man auf einem Regenbogen Schlittschuh fahren konnte: Sie alle mussten ihre Heimat irgendwann verlassen. Und sie alle sehnen sich nach jener anderen, besseren Welt und fragen sich: Gibt es einen Weg zurück?

    Pressestimmen, Preise und Auszeichnungen

    Gewonnen: Hugo Award, Nebula Award, Locus Award, Alex Award

    Zur Autorin (Verlag):

    Seanan McGuire (*1978 in Kalifornien) erhielt 2010 den John W. Campbell Award als Best New Writer. 2013 tauchte sie als erste Person überhaupt fünf Mal auf demselben Stimmzettel zum Hugo Award auf. Seitdem hat sie zahlreiche Urban-Fantasy-, Science-Fiction- und Horror-Romane geschrieben. Für »Der Atem einer anderen Welt« wurde sie mit dem Hugo, dem Nebula, dem Locus und dem Alex Award ausgezeichnet.

    Meine Meinung:

    Seanan McGuire erzählt in diesem Buch die Geschichte nach der Geschichte. Was passiert mit den Kindern, die in eine fremde Welt gestolpert sind, so wie Alice, die Kinder aus den Narnia Chroniken oder Dorothy, wenn sie aus diesen Welten zurückkehren in die Welt, aus der sie eigentlich stammen?

    Die meisten von Ihnen sind verwirrt, niemand glaubt ihnen und eigentlich möchten sie nur eines: zurück!

    Solchen Kindern gibt Eleanor West ein Zuhause. Ein Internat, in dem eben diese Kinder aufgenommen werden, schulische Bildung erhalten und sich die Hoffnung bewahren dürfen, dass sich eines Tages die Tür zu ihrer Welt noch einmal öffnen wird.


    Das Buch besteht aus drei einzelnen Erzählungen, die meiner Meinung nach anders angeordnet werden sollten. Teil eins erzählt die Geschichte von Nancy, die frisch ins Internat kommt und dort mit den Zwillingen Jack und Jill, sowie ihrer Zimmerkameradin Sumi Freundschaft schließt. Doch dann geschehen plötzlich Morde an den Schülerinnen.

    Teil zwei dreht sich dann um die Vorgeschichte von Jill und Jack. Dieser Teil war für mich ein wenig aus dem Kontext gerissen und hat mich auch nicht so sehr mitgenommen, wie Teil eins.

    Der dritte Teil spielt nun wieder Anfangs in der Schule und reht sich größten Teils um Sumi. Mehr möchte ich da gar nicht verraten. Auf jeden Fall wurde es hier wieder sehr spannend und man trifft einige Protagonisten aus dem ersten Teil wieder.


    Wie gesagt, Teil zwei und drei zu tauschen wäre meines Erachtens hier sinnvoller gewesen, so fällt man zwischendurch doch aus der Geschichte um das Internat.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, Teil eins und drei waren einfach megaspannend. Das Konzept hinter den unterschiedlichen Welten ist zwar manchmal etwas verwirrend, aber mit der Zeit kommt man dahinter, wie die einzelnen Welten denn so funktionieren. Ich könnte mir durchaus noch mehr Geschichten aus dem Internat vorstellen.

    Von mir durchaus eine Leseempfehlung für alle, die Spaß an etwas skurrilen Geschichten haben.


    8 von 10 Punkte

  • Danke für die Rezi, streifi !


    Dass das Buch 3 Erzählungen enthält, liegt daran, dass sie hier mehrere englische Bücher vereint haben.

    Die Geschichten um die "Wayward Children" sind auf englisch nämlich als Novellen gehalten, mit etwa 200 Seiten je Buch.


    Book 1: Every Heart a Doorway

    Book 2: Down Among the Sticks and Bones

    Book 3: Beneath the Sugar Sky

    Book 4: In an Absent Dream


    Und auch nur die erste Novelle hat all die erwähnten Preise gewonnen :lache:pille


    Every Heart a Doorway (1. Band)


    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Tja, mit Preisen macht sich gut Werbung :-)


    Der Verlag hat wohl einfach die drei zuerst erschienen Novellen genommen und hinerteinander in ein Buch gepackt. Inhaltlich wäre aber ne andere Anordnung durchaus sinnvoll gewesen. Ich versteh nicht, warum da im Verlag keiner drauf gekommen ist.

    Die zweite Geschichte ist für sich gut geschrieben, passt aber eigentlich nicht wirklich zu den beiden anderen.

    Aber gut, wenn man es weiss, kann man die drei ja auch einfach in einer anderen Reihenfolge lesen ;-)

  • Tja, mit Preisen macht sich gut Werbung :-)


    Der Verlag hat wohl einfach die drei zuerst erschienen Novellen genommen und hinerteinander in ein Buch gepackt. Inhaltlich wäre aber ne andere Anordnung durchaus sinnvoll gewesen. Ich versteh nicht, warum da im Verlag keiner drauf gekommen ist.

    Die zweite Geschichte ist für sich gut geschrieben, passt aber eigentlich nicht wirklich zu den beiden anderen.

    Aber gut, wenn man es weiss, kann man die drei ja auch einfach in einer anderen Reihenfolge lesen ;-)

    Ich finde es eigentlich gut, dass sie sich an die Reihenfolge der englischen Bände gehalten habe.

    Es wäre aber sinnvoll gewesen, darauf hinzuweisen, dass sie wirklich "Standalone" zu verstehen sind, das macht den Bruch in der Handlung zumindest nachvollziehbarer.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Ich habe nur den ersten Band gelesen, und der hat mich leider nicht so ganz überzeugt. Dabei finde ich die Grundidee – wie ergeht es den Kindern nach ihrer Rückkehr in die eigene Welt – super, aber die Umsetzung hat m. E. Schwächen. Die Figuren waren viel zu wenig ausgearbeitet und blieben für mich die ganze Geschichte über blass und skizzenhaft, und die Handlung – die Morde und deren Aufklärung – wurde viel zu überhastet und uninspiriert abgearbeitet.


    Ich könnte mir vorstellen, dass es für die Geschichte besser gewesen wäre, wenn McGuire sie in Romanlänge erzählt hätte. Die wenigen Seiten bieten einfach nicht genug Raum für das, was die Autorin hier reingepackt hat. So ist es nur ein nettes kurzes Geschichtchen für Zwischendurch, mehr nicht.

  • ASIN/ISBN: 3596298849

    Originaltitel: „Every Heart a Doorway, Down among Sticks and Bones, Beneath a Sugar Sky“, 3 Einzelbände von je 150 Seiten.


    Inhalt

    Ms Eleanor Wests Haus für Kinder auf Abwegen ist ein therapeutisches Internat für Jugendliche, die wie Alice im Wunderland oder die Kinder aus dem Narnia-Universum durch ein Portal eine fantastische Welt betreten haben. Eleanors Schüler und Schülerinnen (fast alle ihrer Schützlinge sind Mädchen) konnten allerdings nach Jahren der Abenteuer nicht zu ihren Eltern zurückkehren; da ihre Eltern die Reifung zum sexuellen, unabhängig denkenden Wesen nicht akzeptieren wollten. Sehr entlarvend, dass eine Mutter fordert, sie möchte ihr altes Kind zurück, eine idealisierte Person auf dem Entwicklungstand einer Zwölfjährigen. Eleanor, inzwischen fast 100 Jahre alt, widmet ihr Leben und ihr Vermögen dem Projekt, Rückkehrer aus fantastischen Welten wieder in die Realität zu integrieren.


    Der „Atem einer anderen Welt“ umfasst „Every Heart a Doorway, Down among Sticks and Bones, Beneath a Sugar Sky“, 3 Einzelbände von je 150 Seiten. Der erste Band führt ins Internatsleben und die Figuren ein, der zweite vertieft in einer Rückblende die Abenteuer des Zwillingspaars Jaqueline und Jillian vor ihrer Internatszeit, der dritte schließt zeitlich an die Ereignisse im Einstiegsband an. Psychologisch ist die Thematik höchst interessant, dass Kindern so intensiv starre Rollenzuschreibungen aufgedrängt werden, bis sie ihre Persönlichkeit selbst nicht mehr wahrnehmen können. Die Gefahr, von den Eltern nicht mehr geliebt/zurückgenommen zu werden, weil man ihren Vorstellungen nicht entspricht, bedient deutlich – nicht nur kindliche - Urängste. Da Eleanors Schützlinge ziemlich exakt zu Beginn der Pubertät über Treppen und Türen in ihre fantastischen Abenteuer aufbrachen, umfasst die Ablehnung/das Falschsein hier ebenso die Identität der Jugendlichen und ihre sexuelle Orientierung.


    Die Eltern der Zwillinge werden reichlich simpel als überforderte, kalte Rabeneltern gezeigt. Wir erinnern uns dabei an die Irrwege, die die amerikanische Kinderpsychologie nahm, indem sie lange sowohl Entwicklungsstörungen des Autismus-Spektrums, als auch ADHS kalten, intellektuellen Müttern anlasteten, die ihre Kinder angeblich nicht genug liebten, keine Rede von den Vätern. Auch die Darstellung von Kade, dem schneidernden trans Jugendlichen wirkt aus meiner Sicht als Mutter und europäischer Leserin höchst fragwürdig. Er wird nicht etwa so dargestellt, dass ich mir ein Bild seiner Persönlichkeit machen kann, sondern er bekommt das Etikett „Geschlechtsidentitätsstörung“ angeheftet. Was hat eine – fragwürdige - psychiatrische Diagnose aus dem ICD-10 Schlüssel in einer fantastischen Welt zu suchen – und warum treibt Seanan Mcguire hier Feuer mit Feuer aus? Sie hebt unübersehbar und wiederholt den pädagogischen Zeigefinger, dass starre Rollenzuschreibungen Kinder unglücklich machen, und arbeitet selbst mit der klischeehaften Etikettierung von Figuren, anstatt sie ihren Lesern beschreibend nahezubringen.


    Fazit

    Ein therapeutisches Internat für Fantastik-Fans mit Anpassungsproblemen finde ich durchaus charmant und ein Internats-Thema verkauft sich schon immer erfolgreich. Auch wenn ich gerne Mcguires Blick in den Spiegel folge, wie es die fantastische Literatur selbst mit starren Rollenzuschreibungen hält, habe ich mich als Mutter und erwachsene Leserin hier nicht ganz ernst genommen gefühlt. Da die Protagonisten ihre Abenteuer zwischen dem 12. und 17. Lebensjahr erleben und die Einzelbände sich vom Umfang eher an ungeübte Leser richten, handelt es sich meiner Einschätzung nach hier um eine Jugendbuchreihe. 150 Seiten pro Einzelband sind jedoch offensichtlich zu wenig, um Figuren zu vertiefen und Charaktere aus dem Bereich LGBT differenziert darzustellen.


    sehr knappe 8 Punkte