Ian Hamilton: Der Rote Stab von Macao (Ava Lee Band 4.)

  • ASIN/ISBN: 3036959211

    Ian Hamilton: Der Rote Stab von Macao (Ava Lee Band 4.)

    Verlag: Kein & Aber 2014. 416 Seiten

    ISBN-10: 3036959211

    ISBN-13: 978-3036959214 12€

    Originaltitel: The Red Pole of Macau

    Übersetzerin: Anna-Christin Kramer


    Verlagstext

    Ava Lee und ihr Geschäftspartner Onkel sind auf Geldeintreibungen spezialisiert. Die kluge, attraktive und unschlagbare Agentin verfolgt Verbrecher rund um den Globus, während Onkel in Hongkong seine weitläufigen und oft dubiosen Kontakte spielen lässt. Nun steckt Avas Halbbruder Michael in der Klemme. In Macao, dem Las Vegas des Fernen Ostens, hat er sich mit zwielichtigen Gestalten auf ein Millionen-Immobilien-Geschäft eingelassen. Der Deal droht bereits zu platzen, als auch noch sein Geschäftspartner Simon To entführt wird. Verzweifelt bittet er Ava um Hilfe. Sie folgt der Spur des Geldes und erfasst schnell, in welche gefährliche Lage Michael sie und die ganze Familie gebracht hat.

    Unterstützt von der reichsten Frau in ganz Hubei, Onkels Bodyguard und gnadenlosen, aber gutherzigen Schlägern, versucht sie Simon und das Geld zu retten. Doch die Zeit rennt – kann Avas halsbrecherische Mission gelingen?


    Der Autor

    Ian Hamilton, 1946 in Toronto geboren, war Journalist, bevor er für die kanadische Regierung und als Geschäftsmann arbeitete. Heute lebt er mit seiner Frau in Burlington, Ontario, und sitzt unterdessen am achten Band der Ava-Lee-Reihe. Bei Kein & Aber erschienen »Die Wasserratte von Wanchai« (2011), »Der Jünger von Las Vegas« (2012) und »Die Bestien von Wuhan« (2012). Die Reihe wird ab Band 5 im Verlag Krug & Schadenberg fortgesetzt.


    Inhalt

    Ava Lee ist nach ihrem letzten Einsatz in der chinesischen Provinz Hubei noch nicht wieder zu Atem gekommen, als sie sich um eine dringende Familienangelegenheit kümmern muss. Ihr älterer Bruder Michael aus der ersten Ehe ihres Vaters hat in Macao ein Immobiliengeschäft in den Sand gesetzt, das die Geschäfte seines Vaters und damit die Existenz der gesamten Familie Lee (mit drei Ehefrauen und 8 erwachsenen Kindern) ruiniert haben könnte. Michael, der als erster Sohn einmal Oberhaupt des Clans sein wird, und Ava haben sich erst kürzlich zum ersten Mal getroffen. Ava lebt, wie ihre Mutter und ihre Schwester, in Toronto und ist auf schwierige Fälle spezialisiert, in denen Geschäftspartner gegen das Gesetz von Treu und Glauben verstoßen und sich mit Geldbeträgen in Millionenhöhe abgesetzt haben. Michael hat einem Freund vertraut, der einem Freund vertraut hat – der Ruf beider Geschäftsleute wurde nicht überprüft und der geschlossene, überaus wortkarge Vertrag, schon gar nicht. Wenn zukünftige Bosse unbedingt aus eigenen Fehlern lernen müssen, warum müssen es gleich Millionensummen sein, könnte man sich hier fragen.


    Ava übernimmt den Fall als „reine Familienangelegenheit“ - für sie bedeutet das, dass sie ihren chinesischen Geschäftspartner „Onkel“ Chow nicht informiert – und schneidet sich damit von Onkels umfangreichem Wissen und seinen Beziehungen zu den chinesischen Triaden ab. Man fragt seinen väterlichen, hoch geachteten Partner ja nicht unbedingt, Onkel hast du eigentlich früher mal für die chinesische Mafia gearbeitet. Ebenso wenig würde Ava fragen, Onkel hast du schon mal über deine Nachfolge nachgedacht. Während in Hongkong und Macao Avas Telefone heiß laufen, können Ian Hamiltons Leser der kessen Kanadierin mit chinesischen Wurzeln dabei über die Schulter schauen, wie sie Michaels Millionen zurückzuholen versucht. Als einer der Beteiligten entführt wird, ist auch Ava klar, dass sie ohne spezielle Kenntnisse über die Sitten in Macao und ohne Onkels kräftige Kerle mit den riesigen Tattoos nicht weiterkommen wird. Dass man nicht auf Märkten aktiv werden soll, über die man nichts weiß, sollte sie inzwischen gelernt haben. Zu ihrer eigenen Verblüffung arbeitet Ava hier erfolgreich mit zwei starken Frauen zusammen, von denen sie sich eine nicht aussuchen konnte und die andere bisher völlig unterschätzt hat. Ihr Guanxi-Netz erhält ein paar Knoten mehr und über Onkel Chow erfährt sie Überraschendes. Der Rote Stab ist übrigens eine Funktion/Rolle innerhalb der chinesischen Triaden.


    Fazit

    Mit Hamiltons Krimireihe ließe sich perfekt eine Vorlesungsreihe zur Vorbereitung von Geschäftsleuten auf den chinesischen/asiatischen Markt bestreiten. Die Reihe an sich ist genauso aufgebaut, wie sich Guanxi bildet, ein Netz aus gegenseitigen Kontakten und Verbindlichkeiten, in dem man sich seine Kontaktpersonen nicht unbedingt wählen kann. Vom Vater-Sohn-Nachfolgekonflikt, der Rolle asiatischer Frauen im Geschäft, über konfuzianische Werte, Wahrung des Gesichts, bis zur dem Land angemessenen Verhandlungstaktik bringt der 4. Band alles mit, was im Geschäftsleben mit Chinesen und Exil-Chinesen benötigt wird.


    Auf meiner persönlichen Agenda stehen in den weiteren Bänden der Ava-Lee-Reihe nun die Fragen: wie stellt sich Onkel Chow die weitere Zusammenarbeit mit Ava vor und wie chinesisch ist Ava eigentlich? Katholisch erzogen und zugleich dem chinesischen Aberglauben eng verbunden – man soll ja nie auf nur ein Pferd setzen …


    10 von 10 Punkten

  • Auch mit diesem, meinem dritten, Ava-Lee-Krimi habe ich mich bestens unterhalten.


    Die Euphorie ist nicht mehr ganz so groß gewesen wie bei unserem ersten Zusammentreffen, weil sich doch viele Komponenten wiederholen, sowohl in den Strukturen der Geschichten, als auch bezüglich der Erläuterungen zu den Figuren und ihren Hintergründen. Andererseits wird es durch stete Wiederholung mit der Zeit einfacher, die nicht ganz unkomplizierten Familienverhältnisse zu durchschauen *g*. Und ein gewisser Wiedererkennungswert hinsichtlich der Nebenfiguren ist auch nicht übel.


    Es bleibt dabei, dass Ava Lee für mich eine coole Hauptfigur ist, die austeilen, aber auch einstecken kann – und das oft nicht gerade wenig. Action gehört mit dazu. Sie ist eine eher kühle, logisch denkende und rational handelnde Person, aber Familie und Loyalität gehen ihr über alles, was diesen vierten Teil besonders prägt.


    Ian Hamilton setzt in jedem seiner Krimis einen anderen „Milieu-Schwerpunkt“. Hier sind es die Triaden. Verblüffend fand ich diese blumigen Namen für martialische Positionen innerhalb der Triaden-Gangs. Da gibt es u. a. einen „Weißen Papierfächer“, eine „Strohsandale“ und eben auch den titelgebenden „Roten Stab“. Aber eigentlich ist das eher typisch für Chinesen, oder :gruebel?


    Die Spannungsszenen kamen mir hier etwas knapper bemessen vor als in Teil 1 und 2. Ist das nur ein subjektiver Eindruck von mir, was meinst du, Buchdoktor ?


    10 Punkte wäre mir dieser Teil nicht wert, trotz anhaltenden Lesevergnügens. Dazu gab es einfach zu viele Wiederholungen bzw. stereotype Beschreibungen.

    Eine 2-, d.h. 7-8 Punkte und ich bin gespannt auf die Leserunde und den fünften Band.


    Ein dickes Dankeschön fürs Wandernlassen liebe Buchdoktor  :knuddel1:blume

  • Auch mit diesem, meinem dritten, Ava-Lee-Krimi habe ich mich bestens unterhalten.


    Die Euphorie ist nicht mehr ganz so groß gewesen wie bei unserem ersten Zusammentreffen, weil sich doch viele Komponenten wiederholen, sowohl in den Strukturen der Geschichten, als auch bezüglich der Erläuterungen zu den Figuren und ihren Hintergründen. Andererseits wird es durch stete Wiederholung mit der Zeit einfacher, die nicht ganz unkomplizierten Familienverhältnisse zu durchschauen *g*. Und ein gewisser Wiedererkennungswert hinsichtlich der Nebenfiguren ist auch nicht übel.


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    Die Spannungsszenen kamen mir hier etwas knapper bemessen vor als in Teil 1 und 2. Ist das nur ein subjektiver Eindruck von mir, was meinst du, Buchdoktor ?

    Ich fand hier das Vater-Sohn-Verhältnis höchst interessant. In der chinesischen Wirtschaft knirscht es ganz gehörig, weil bisher unvorstellbar war, dass jemand einen leitenden Posten in einer Firma übernimmt, der nicht im weitesten Sinne aus der Familie stammt. Familie stach bisher immer Qualifikation. Wenn alle Familien - theoretisch - nur ein Kind haben, funktioniert die gewohnte Nachfolge ohnehin selten. Hier hätte ich zu gern gewusst, wie Michaels Vater darauf reagiert, dass sein Sohn noch längst nicht reif genug für die Rolle des Familienoberhaupts ist. Und mit Michaels zukünftiger Frau steht eine gut ausgebildete Fachfrau in den Startlöchern, deren Lebensweg ich zu gern verfolgen würde.

  • Ich fand hier das Vater-Sohn-Verhältnis höchst interessant. In der chinesischen Wirtschaft knirscht es ganz gehörig, weil bisher unvorstellbar war, dass jemand einen leitenden Posten in einer Firma übernimmt, der nicht im weitesten Sinne aus der Familie stammt. Familie stach bisher immer Qualifikation

    Da hast du vermutlich recht, aber das war für mich jetzt nicht so bedeutsam.


    Hier hätte ich zu gern gewusst, wie Michaels Vater darauf reagiert, dass sein Sohn noch längst nicht reif genug für die Rolle des Familienoberhaupts ist. Und mit Michaels zukünftiger Frau steht eine gut ausgebildete Fachfrau in den Startlöchern, deren Lebensweg ich zu gern verfolgen würde.

    Um so mehr dieser Aspekt. Michael kam für mich reichlich inkompetent rüber, in mehr als einer Hinsicht. Wie er mit Amanda eine Frau von solchem Format an Land ziehen konnte, ist schon erstaunlich. Allerdings scheint er gut auszusehen, ein freundliches Wesen zu haben und möglicherweise auch form- bzw. lenkbar zu sein und insofern vielleicht doch ganz interessant für sie :grin.


    Zu ihrer eigenen Verblüffung arbeitet Ava hier erfolgreich mit zwei starken Frauen zusammen, von denen sie sich eine nicht aussuchen konnte und die andere bisher völlig unterschätzt hat.

    Bislang war Ava Lee die einzige starke Frau im Geschehen, zumindest die einzige, die offensichtlich als solche agiert, das hat sich hier erstmals geändert, wie du geschrieben hast. Eine wichtige Anmerkung. Vielleicht geht es in Zukunft noch mehr in diese Richtung, die Ausrichtung des neuen herausgebenden Verlages könnte dafür ein Indiz sein.

    Es gibt immer mehr Gründe, auf den Bankier von Surabaya gespannt zu sein. :-]

  • Es handelt sich um den 4. Band mit der kanadisch-chinesischen Wirtschaftsprüferin, Kosmopolitin und Geldeintreiberin Ava Lee als Protagonistin. Dieses Mal ist die eigene Familie betroffen. Ihr Halbbruder Michael und sein Partner haben sehr viel Geld in Immobiliengeschäfte investiert und nun läuft einiges aus dem Ruder. Der Markt von Macao, das Las Vegas des Ostens, war für sie eigentlich eine sichere Nummer bezüglich Immobilienanlagen, aber sie geraten in eine Welt des organisierten Verbrechens, der Korruption und der Triaden. Ihre Geschäftspartner stellen zusätzliche Geldforderungen, die beiden geraten in eine Falle und Simon wird entführt. Unterstützt wird Ava bei diesem Auftrag am Ende doch von Onkel Chow mit seinen unschätzbar wertvollen Verbindungen. Außerdem von Amanda, der Freundin von Michael, die unter Umständen auf einen reichen Vater zurückgreifen könnte und von May Ling, einer der sehr reichen Geschäftsfrau, sowie von Onkels Bodyguard und seinen Männern, die gnadenlos, gutherzig und loyal sind. Wegen der Entführung steht das ganze Unternehmen unter einem starken Zeitdruck. Die Frage ist nun, schafft es Ava, den guten Ruf und die Existenz ihrer Familie zu retten? Schaffen Ava und Michael es, den Vater aus der Geschichte herauszuhalten? Wie sieht es mit den Zukunftsaussichten für Michael innerhalb der Familie aus? Und kann Simon befreit werden?




    In diesem Band geht es eine Spur schärfer zu als in den Vorgängerbänden. Da die Triaden nicht zimperlich im Umgang sind, stellt sich auch der weibliche James Bond, Ava, darauf ein. Sie ist zwar zart wie eine Lotusblüte, aber hochintelligent und eisenhart. Vor allem wurde sie in Kanada katholisch und chinesisch erzogen. Ich finde man merkt dies besonders in dem respektvollen Umfang mit ihrer Mutter und dem weisen Onkel Chow. Ihre angewandten Methoden in diesem Fall sind nicht immer legal. Es werden Gefallen eingefordert, größere Summen wechseln ihre Besitzer und es wird scharf geschossen.


    Und auch in Band 4 merkt man, daß der Autor über profundes Wissen über China, seine Mentalität und Kultur verfügt. Man spürt es bei allem was er schreibt und wie er die Geschichte vorantreibt.


    Für mich wieder ein fesselndes Lesevergnügen!