Globalia von Jean-Christophe Rufin

  • Klappentext:
    Alles in Globalia ist perfekt - und alles ist falsch. Ein großer utopischer Roman in der Tradition von "Schöne neue Welt" und "1984".
    "Globalia" erzählt von einer scheinbar perfekten Demokratie: Ein Land ohne Grenzen, eine Welt ohne Kriege. Das Alter ist abgeschafft, die Vergangenheit auch. Die Menschen sind rundum versorgt. Alles in Globalia ist erlaubt, bis auf das Abenteuer. Globalia ist von einer riesigen Glaskuppel überdacht. Sie sorgt für immer schönes Wetter und schützt die Menschen vor den unzivilisierten Gebieten außerhalb der perfekten Welt. Doch einem ist die bestmögliche aller Welten unerträglich: Der junge Baikal will raus, er will das Meer sehen, frische Luft spüren, will sich streiten und das Land jenseits der Glasglocke entdecken. Mit seiner Freundin Kate bricht er aus, wird bald vom "Gesellschaftsschutz" gefasst, nur um dann schnell wieder in der Non-Zone auf freien Fuß gesetzt zu werden. Denn die Regierung braucht ein klares Feindbild, um das Regime aufrecht und die Bevölkerung unter Kontrolle zu halten. Eine spannende Jagd auf Baikal beginnt ...


    Meine Meinung:
    Die Idee des Buches fand ich interessant und gar nicht so schlecht umgesetzt. Zumindest gab es kaum Stellen, bei denen man sich langweilte oder wo man anfaengt quer zu lesen. Außerdem besteht auch kaum eine Ähnlichkeit zu anderen älteren Utopien, wie 1984 von Orwell. Eine gewisse Spannung (und manchmal auch kurzzeitige Verwirrung) kommt auch dadurch zustande, dass man bei verschiedenen Personen bis zum letzten Kapital nur ahnen/raten kann, auf welcher Seite sie nun stehen. Etwas komisch fand ich nur (was eher Formsache ist), dass im Epilog noch ziemlich wichtige Handlungen und Erklärungen kamen, die sonst meistens eher noch zu der Haupthandlung zugeordnet werden. Insgesamt fand ich es also durchaus lesenswert.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Habe damals das Leseexemplar gelesen, meine Erinnerung ist also nicht mehr taufrisch. Wenn man 1984 und Schöne neue Welt mag, wird man Globalia sicherlich auch mögen.
    Mir hat es sehr gefallen, auch wenn das Buch seine Längen hat... Kann man aber alles in allem drüber hinwegsehen.

    "e, quio quio quaru ar Yr aedat
    temoluqu' braown elepr' kyryr..."

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  • Es gibt keine Staaten mehr auf der Erde beziehungsweise nur noch einen, Globalia, und die No-Zonen außerhalb Globalias, welche Niemandsland sind. Globalia versteht sich selbst als perfekte Demokratie und die meisten Bürger würden dem auch zustimmen. Aber nicht Baikal. Und so versucht er eines Tages mit seiner Freundin Kate in die No-Zonen zu fliehen. Weit weg von Globalia. Doch der Plan missglückt und der Gesellschaftsschutz wird auf ihn aufmerksam und macht ihm ein Angebot. Ein perfides Spiel beginnt...


    Das Buch beginnt mit dem Fluchtversuch von Baikal und Kate. Dabei wird der Leser ziemlich unvorbereitet in die Welt von Globalia geworfen und erfährt erst nach und nach, wie diese Welt, die unserer in einigen Dingen sehr ähnelt und in anderen völlig anders ist, funktioniert. Das macht es am Anfang spannend und fesselt den Leser auch. Ab dem zweiten Drittel fand ich die Handlung allerdings mehr und mehr konstruiert, auch wenn es gerade zum Schluss hin einige interessante Wendungen gab. Aber die Auflösung am Schluss, soweit man überhaupt von Auflösung sprechen kann, wird dem vorigen Aufbau nicht gerecht, sondern hinterlässt eher das Gefühl: Das kann doch jetzt nicht alles gewesen sein. Es geht dem Autor hier deutlich mehr darum seine Vision oder eher Warnung von der Richtung, in welche sich die Gesellschaft entwickeln könnte, in einem Roman darzulegen als eine durchgängig spannende und glaubhaft wirkende Handlung.


    Und das merkt man auch den Figuren an. Sie sind alle hölzern und marionettenhaft und teilweise, wie zum Beispiel bei Pujol extrem überzeichnet. Ihre Motivation bleibt stark im Hintergrund. Gerade bei Kate hätte ich mir da mehr Informationen gewünscht. Sie wird durch ihre Liebe zu Baikal zu einigen sehr extremen Aktivitäten getrieben, die ihre Persönlichkeit stark verändern. Aber gleichzeitig wird nie deutlich, was das Besondere an dieser Liebe ist, dass sie so eine Veränderung bewirken kann.


    Insgesamt hab ich mir von dem Buch deutlich mehr erwartet. Die Kurzbeschreibung klang nach einer spannenden Dystopie, aber die Grundidee ist nur teilweise gelungen umgesetzt.