Marienfelde - Corinna Mell

  • Produktinformation (Amazon):

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    • Taschenbuch: 480 Seiten
    • Verlag: Droemer TB (27. Dezember 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3426306417
    • ISBN-13: 978-3426306413
    • ASIN: B07BW5GK22


    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Ein hochemotionaler Roman über die Anfänge der Bundesrepublik Deutschland von Corinna Mell – und zugleich die Geschichte unserer Mütter und Großmütter

    1952 besucht die 16-jährige Sonja eine Bräuteschule am Wannsee: Ehefrau und Mutter möchte sie werden, wie ihre Eltern sich das wünschen und wie es im Nachkriegsdeutschland die Perspektive für die meisten jungen Frauen ist.. Es ist Sonjas Onkel Helmut, der sich im Osten Berlins für ein freies, gerechteres Deutschland einsetzt, der erste Zweifel weckt. Sollte an seinen Parolen von Gleichheit und der Macht der Arbeiter etwas dran sein? Doch nach der Niederschlagung des Arbeiteraufstands vom 17.Juni 1953 gehen Sonja die Augen auf, und sie flüchtet geschockt und verängstigt zurück nach Westberlin. Voller Hingabe beginnt sie sich im Notaufnahmelager Marienfelde für Menschen einzusetzen, die der DDR den Rücken gekehrt haben, eine Entscheidung, die ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen wird.

    Zur Autorin (Verlag):

    Corinna Mell wurde Ende der fünfziger Jahre in der Nähe von Osnabrück geboren.

    Ihre berufliche Laufbahn begann im Einzelhandel, und ihre ersten Versuche im kreativen Schreiben machte sie mit knapp 30 Jahren während der Schwangerschaft mit ihrer Tochter.


    Corinna Mell lebt als freie Autorin in Berlin und in der Nähe von Köln. Ihre Begeisterung für Geschichte und Soziologie hat sie zu diesem Roman inspiriert.

    Meine Meinung:

    Wir begleiten in diesem Buch Sonja Falcke, die mit 16 gerade ihren Schulabschluss gemacht hat und nun eigentlich eine kaufmännische Lehre beginnen möchte. Doch die Eltern drängen sie, erst einmal eine Bräuteschule zu besuchen. Dort lernt sie dann die Menschen kennen, die ihr Leben von Grund auf verändern werden.

    Im Klappentext wird ein hochdramatisches Szenario versprochen, auf das ich mich eigentlich gefreut hatte. So dramatisch ist das Buch dann aber nicht. Sonja lebt nach dem Krieg mit den Eltern im Westen Berlins, der Vater hat sich einen Fahrdienst aufgebaut und wird dann Leiter eine VW-Autohauses. Der Familie geht es wirtschaftlich nicht schlecht und Sonja hat so gut wie alle Freiheiten sich zu entscheiden, was sie tun möchte. Der Onkel lebt wiederum in Ostberlin und hat sich ganz dem Aufbau des sozialistischen Staates der DDR gewidmet. Als der Aufstand des 17. Junis in Ost-Berlin losbricht, fährt Sonja eigentlich nur aus Neugier dorthin und kann dann mit Hilfe der Westberliner Krankenschwester Ulla knapp den Unruhen entkommen. Ulla arbeitet in Marienfelde und Sonja besucht sie dort.

    Ich hätte gerne noch mehr über Marienfelde und die Bewohner dort erfahren, aber die Episoden dort sind nur kurz und gehen kaum auf die dort lebenden Flüchtlinge ein. Stattdessen begleiten wir Sonjas Liebeswirren in der Pubertät und später als junge Ehefrau.

    Das ist gut beschrieben und fängt auch den Geist der fünfziger und frühen sechziger Jahre ein. Auch die Zerrissenheit zwischen dem Wunsch einen Beruf zu erlernen, um selbstständig zu sein und dem, eine gute und brave Ehefrau zu werden, wird dargestellt. Allerdings hätte ich mir da von Sonja mehr Widerstand gegen den zukünftigen Ehemann gewünscht. Als er meint, ihre Berufspläne würden sich ja nur schlecht mit seinen vereinbaren lassen, knickt sie sofort ein und schmeißt den Wunsch nach Selbstständigkeit sofort über Bord. An dieser Stelle hätte man sicherlich mehr aus der Geschichte holen können, das ging mir alles zu flott.

    An sich war es ein schönes Buch, gut zu lesen und auch spannend, aber mir haben dann doch ein wenig historischen Bezüge gefehlt. Am Ende war es irgendwie nur ein Buch über ein junges Mädchen mit hochfliegenden Träumen, das sich zum braven Ehefrauchen entwickelt.

    Wer gerne Bücher mit dem Flair der fünfziger Jahre liest, wird hier sicher seinen Spaß finden. Wer mehr über Marienfelde, den 17. Juni und den Mauerbau wissen will, sollte sich etwas anderes suchen.

    8 von 10 Punkte

  • Der Roman beschreibt die Jugend- und ersten Erwachsenenjahre von Sonja Falcke. Mit 16 verlässt Sonja die allgemeinbildende Schule und wechselt auf Druck und Wunsch der Eltern 1951 auf eine Bräuteschule. Ziel war es, sie auf das Leben als Ehefrau und Mutter vorzubereiten.


    Der Roman zeigt die Schwierigkeiten und besonderen Herausforderungen für junge Frauen, sich in der neu gegründeten und durch Adenauer stark geprägten konservativen Bundesrepublik zurechtzufinden. Dabei werden viele der alltäglichen Probleme von Heranwachsenden bei der Berufswahl und Familiengründung dargestellt. Ihre Versuche, sich von den traditionellen Wertvorstellungen freizumachen und eine Persönlichkeit nach eigenen Vorstellungen zu entwickeln, ohne in völligen Widerstand zur eigenen Familie zu geraten.


    Das Buch vermittelt ein gutes Verständnis des damaligen Zeitgeists, des patriarchisch geprägten Familienbildes, in der eine Frau ohne die Zustimmung ihres Ehemannes noch nicht voll geschäftsfähig war.

    Neben den gesellschaftlichen und familiären Themen geraten auch regelmäßig die damaligen politischen Ereignisse in den Vordergrund. Den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 erlebt man durch Sonja hautnah mit. Intensiv erörtert werden auch die Fluchtbewegungen, die dann durch den Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 jäh gestoppt wurden. Durch diesen Mauerbau bekommt der Roman eine dramatische Wendung und nimmt etwas an Spannung zu. Vorher wurden viele Details sehr ausführlich behandelt, was für mich jedoch zu keiner Zeit langweilig war. Manchmal und anfangs hate ich aber das Gefühl, eher ein Buch für Jugendliche zu lesen.


    „Marienfelde“ von Corinna Mell hat mir insgesamt aber recht gut gefallen. 8 Punkte gibt es auch von mir.

  • 1952. Während sich ihr Onkel in Ostberlin für ein freies Deutschland engagiert, schicken Sonjas Eltern die 16-jährige in eine Schule für junge Bräute am Wannsee, denn sie soll einmal eine gute Ehefrau und Mutter werden, wie es dem damaligen Weltbild für junge Frauen entspricht. Als der Arbeiteraufstand 1953 niedergeschlagen wird, ist Sonja völlig durcheinander und flieht nach Westberlin, wo sie sich in einem Notaufnahmelager um diejenigen kümmert, die die DDR verlassen haben und einer unsicheren Zukunft entgegengehen. Sonjas Entscheidung hat auch weitreichende Folgen für ihr eigenes Leben…


    Corinna Mell hat mit ihrem Buch „Marienfelde“ einen Roman vorgelegt, der sich zeitlich in der Nachkriegszeit ansiedelt. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, jedoch konnte das Buch den Leser zu keiner Zeit fesseln. Vielmehr liest sich der Roman wie eine geschichtliche Abhandlung, die allerdings nicht in die Tiefe geht, sondern jeden wichtigen Punkt nur kurz streift, um ihn dann so stehen zu lassen. Durch die fehlende Ausarbeitung und recht lieblose Aufzählung kommt keinerlei Spannung auf, selbst ein Geschichtsbuch ist da informativer und spannender zu lesen.


    Leider hat die Autorin es auch nicht geschafft, ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Alle wirken oberflächlich gezeichnet und blass, so dass der Leser sich überhaupt nicht mit ihnen identifizieren und mit ihnen fiebern kann. Es baut sich keinerlei Beziehung auf, was das Lesen mühselig macht und auch für Langeweile sorgt.


    „Marienfelde“ hatte zwar eine gute Idee als Handlung, davon war allerdings leider gar nichts zu merken. Dies Buch sollte man getrost ignorieren.


    Mir hat das Buch überhaupt nicht gefallen, sondern tödlich gelangweilt. Deshalb gibt es auch nur 1 Stern von 5

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)