zum Inhalt:
Adam Appelby, junger mittelloser Doktorand, praktizierender Katholik und Vater von drei bis vier Kindern, steht das Wasser bis zum Hals. Sein Leben ist von dem verzweifelten Versuch bestimmt, seine sexuellen Sehnsüchte mit den religiösen Überzeugungen seiner Glaubensgenossen in Einklang zu bringen.
Der Autor:
David Lodge, 1935 in London geboren, lehrte als Professor für Neue Englische Literatur an der Universität von Birmingham. Er hat mit seinen vielfach preisgekönten Romanen "Ortswechsel" und "Schnitzeljagd" das Genre der Campus-Romane in Deutschland bekannt gemacht. Heute lebt David Lodge als feier Schreiftsteller in Birmingham.
meine Meinung:
Vorweg gestehe ich, dass ich das Buch nach dem Cover gekauft habe. Der Lampenschirm anstelle des Kopfes auf dem Cover hat meine Kaufentscheidung maßgeblich beeinflusst. Den Rest erledigte dann der Klappentext.
Das Buch spielt im London der frühen 60er Jahre und der Leser begleitet Adam, der genauso verzweifelt wie erfolglos versucht, sich auf seine Dissertation in Englischer Literatur zu konzentrieren, durch einen Tag seines Lebens. Adams Tag beginnt denkbar schlecht mit der Eröffnung seiner Frau, dass sie möglicherweise wieder schwanger ist - zum vierten Mal nach nur vier Jahren Ehe! Das belastet den Jungakademiker derart, dass er sich nicht so richtig auf seine Studien in der Bibliothek des Britischen Museeums konzentrieren kann. Adam und seine Frau sind praktizierende Katholiken und ihr Sexualleben orientiert sich demzufolge an der herrschenden Lehrmeinung der katholischen Kirche, die als einzige Methode zur Empfängnisverhütung die Temeraturmessung nach Knaus-Ogino erlaubt. Das ist nicht nur mit ständiger Furcht vor deren Versagen, sondern auch mit einer sexuellen Enthaltsamkeit von mindestens 2 1/2 Wochen verbunden. Alles in allem nicht grade erquickend in Verbindung mit einer leeren Haushaltskasse.
Adam stolpert von einem Abenteuer ins nächste und das beschreibt der Autor bisweilen schreiend komisch. Der Tolpatsch schafft es, einen Feueralarm im Britischen Musseum mit anschliessendem Feuerwehreinsatz genauso auszulösen, wie bei der Recherche nach Material beinahe einen Seitensprung in Kauf zu nehmen, rein im Namen der Wissenschaft natürlich. Wie er da wieder rauskommt, verrate ich hier allerdings nicht. Adams surreale Erlebnisse sind teilweise fast kafkaesk beschrieben und eine wahre Lesefreude. Die Verlängerung seines Leseausweises im Verwaltungstrakt des Britischen Museums ist derart amtsschimmelig beschrieben, dass es einem die Lachtränen in die Augen treibt. Höchst amüsant fand ich auch die kuriosen Methoden zur Geschlechtsbeeinflussung bei der Zeugung, das ein Freund Adams ihm mehr als anschaulich schildert.
Absolut lesenswert ist auch das Nachwort des Autors. Neben der religiösen Komponente enthält das Buch zahlreiche Anspielungen auf die englischen Literatur, die man natürlich nur erkennt, wenn man die entsprechenden Werke auch gelesen hat. Als Beispiel sei hier nur der Ulysses von James Joyce genannt. Aber auch ohne die erkannten Parodien ist das Buch ein Lesegenuss und absolut empfehlenswert.
Neben dem Lampenschirmtitel gibt es noch eine andere Ausgabe, die aber bei weitem nicht so animiert, das Buch in die Hand zu nehmen. Auf dieser Ausgabe ist der zerstreute Adam zwischen Windeln, Babyflasche und einem Stapel Bücher zu sehen. Es wirkt eher bieder.