Silberkiesel - Hansjörg Schneider

  • Kurzbeschreibung bei Amazon:


    Die Jagd nach Diamanten, Erlös der weltumspannenden Drogenmafia mit Schweizer Connection, treibt die Handlung dieses in Basel und seiner Umgebung spielenden Kriminalromans voran. Kayat, ein libanesischer Kurier, entledigt sich seiner Ware, bevor die Polizei zugreifen kann. Gefunden wird sie von dem türkischen Kanalarbeiter Erdogan Civil, der das ihm zugefallene Glück nicht mehr hergeben will und unverzüglich seine Rückreise in die Türkei zu Frau und Kind plant, während seine Schweizer Freundin Erika Waldis, Kassiererin im Einkaufszentrum, mit beiden Füßen auf dem Boden stehend und rechtschaffen, eigenwillig und schlau, um ihr bescheidenes Liebesglück bangt. Kayat setzt unter dem Druck seiner Arbeitgeber alles daran, die Diamanten zurückzuerobern ... Kommissar Hunkeler, geschieden, ein Kind, hat den Fall zu lösen: ein bärbeißiger, aufbrausender Mann in der Lebensmitte, der seine jugendlichen Hoffnungen auf eine gerechter eingerichtete Welt in all den Jahren nach und nach den Rhein hat hinunterschwimmen sehen. Seine Liebe gilt den "Kleinen", sein Hass den "Großen" und ihrer selbstgerechten Verlogenheit.


    Der Autor (lt. Amazon):


    Hansjörg Schneider wurde 1938 in Aarau geboren. Er gehört zu den meistgespielten deutschsprachigen Dramatikern und schrieb zahlreiche Romane und Erzählungen. Für sein Schaffen wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Hansjörg Schneider lebt in Basel.


    Meine Meinung:


    Dies ist der erste Band der Hunkeler-Reihe, und ich werde nach den übrigen Bänden Ausschau halten.


    Ein Krimi, der ganz ohne Leiche auskommt, aber trotzdem spannend ist. Der Schluss wollte mich, wie er sich anzubahnen schien, zuerst enttäuschen, und auf der letzten Seite kam dann doch noch eine überraschende Wendung, die der Entwicklung zuvor einen stimmigen Sinn gibt.


    Ein Krimi für Leute, die nicht die ganze Zeit Action brauchen, sondern auch an den menschlichen Verquickungen sowohl bei den Ermittelnden als auch bei den sonstigen Beteiligten interessiert sind. Sehr schön gezeichnet der türkische Kanalarbeiter Civil und seine schweizerische Freundin. Die Besonderheit der Beziehung wird dargestellt, ohne in Nationalklischees zu verfallen. Kommissär Hunkeler ist ein sympathischer Kerl, der trotzdem seine Ecken und Kanten hat.


    Man merkt, dass der Krimi schon Anfang der 1990er Jahre erstmals veröffentlicht wurde - keine Mobiltelefone, und gewisse "aktuelle" Ereignisse sind inzwischen überholte Geschichte. Das tut der Geschichte aber keinen Abbruch.


    Und nicht zu vergessen der Lokalkolorit. Wer Basel kennt, wird den Figuren mit noch grösserer Begeisterung durch die Strassen, über die Brücken, in die Hotels, in die Bars, über Grenzübergänge ins nahe Elsass, durch den Bahnhof... folgen und wird den Konflikt zwischen den "Grossen" und den "Kleinen" noch engagierter mitfühlen. Wer Basel und die Schweiz nicht kennt, bekommt den Lokalkolorit nicht zuletzt durch die Sprache vermittelt: Schweizerdeutsch kommt in dem Buch zwar nicht vor, aber viele Ausdrücke in den alltäglichsten Zusammenhängen belegen die sprachliche Herkunft des Autors, sei es, dass eine Nummer am Telefon "eingestellt" statt gewählt wird oder sei es, dass Erika nach Feierabend auf "das Tram" wartet. ;-)

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ich habe es jetzt auch gelesen, war allerdings etwas enttäuscht :-(


    Meine Meinung:
    Wie Silberkiesel sehen die verschwundenen Diamanten aus, auf deren Suche sowohl der Kurier als auch die Polizei ist und die dem türkischen Kanalarbeiter wie das Paradies erscheinen. Nicht in jedem Krimi muss zwangsläufig eine Leiche vorkommen, dem stimme ich zu, auch wenn ich schon das eine mit dem anderen verbinde. Das war jedoch nicht der Grund, warum mich dieser erste Band um Kommissar Hunkeler nicht überzeugen konnte, vielmehr wurde ich mit der Person Hunkeler selbst nicht warm. Innerlich zerrissen und tief in seinem Herzen ein Rebell, sich auflehnend gegen Autoritäten und reaktionäre Konservative, verhält er sich träge und wie gehemmt. Er wirkt auf mich eher behäbig, was überhaupt nicht zu seinem beschriebenen Innenleben passt. So ist "Silberkiesel" zwar für Basel-Kundige durch den Wiedererkennungswert der Örtlichkeiten interessant, aber als spannend empfand ich den Fall nicht, da sich viel zu früh und ohne Umwege die Lösung abzeichnete. Schade!

  • Nachdem ich schon einen späteren Fall von Hunkeler gelesen habe, wusste ich schon, was mich erwartete. Die Geschichte plätschert so vor sich hin ohne grosse Wendepunkte. Sie ist spannend, weil man wissen möchte, wie die Geschichte ausgeht und nicht, weil der Schreibstil oder die Sprache eine gewisse Spannung aufkommen lassen.


    Hunkeler scheint bei seinen Arbeitskollegen nicht sehr beliebt zu sein und man fragt sich warum er überhaupt Polizist ist, da er eine grosse Wut auf die Polizei verspürt. Trotzdem habe ich Hunkeler mittlerweile in mein Herz geschlossen.
    Beim Fall hat aber die Polizei nicht allzu viel eingegriffen und wenn ich mich recht erinnere, hat der Leser öfter die Perspektive aus der Sicht der Bösen als aus der Sicht der Ermittler.


    Zitat

    Original von MaryRead
    Ein Krimi, der ganz ohne Leiche auskommt, aber trotzdem spannend ist. Der Schluss wollte mich, wie er sich anzubahnen schien, zuerst enttäuschen, und auf der letzten Seite kam dann doch noch eine überraschende Wendung, die der Entwicklung zuvor einen stimmigen Sinn gibt.


    Ich kann mich eigentlich allem, was MaryRead ausgeführt hat, anschliessen. Insbesondere die Helvetismen haben mir sehr gefallen, da es zur Umgebung passt.
    Ich vergebe 7/10 Punkten.