'Der Meister und Margarita' - Seiten 092 - 186

  • Ich bin noch nicht fertig mit dem Abschnitt, aber ich möchte schon mal dazu schreiben, dass ich das Buch immer besser finde, je länger ich es lese. Das Kapitel 7 war einfach köstlich. Ich habe mich so amüsiert. Und ich fand es echt genial beschrieben, wie dieser Stjopa Lichodejew in der Früh aufwacht und total verkatert ist. Dieser Zustand wird so super beschrieben, wie er sich fühlt und einfach nicht aufstehen kann. Und wie er dann diesen Fremden in der Wohnung vorfindet und dann immer mehr glaubt, den Verstand zu verlieren.


    Es gibt ganz viele Sätze in dem Buch, die ich mir am liebsten notieren möchte, weil sie mir so gut gefallen. Zum Beispiel ( in meiner Ausgabe auf S. 115 ). "Er ist klug, dachte Iwan, man muß zugeben, daß es unter den Intelligenzlern gelegentlich auch sehr kluge Köpfe gibt. Unbestreitbar" :lache Einfach herrlich!

  • Ich bin noch nicht fertig mit dem Abschnitt, aber ich möchte schon mal dazu schreiben, dass ich das Buch immer besser finde, je länger ich es lese. Das Kapitel 7 war einfach köstlich. Ich habe mich so amüsiert. Und ich fand es echt genial beschrieben, wie dieser Stjopa Lichodejew in der Früh aufwacht und total verkatert ist. Dieser Zustand wird so super beschrieben, wie er sich fühlt und einfach nicht aufstehen kann. Und wie er dann diesen Fremden in der Wohnung vorfindet und dann immer mehr glaubt, den Verstand zu verlieren.


    Es gibt ganz viele Sätze in dem Buch, die ich mir am liebsten notieren möchte, weil sie mir so gut gefallen. Zum Beispiel ( in meiner Ausgabe auf S. 115 ). "Er ist klug, dachte Iwan, man muß zugeben, daß es unter den Intelligenzlern gelegentlich auch sehr kluge Köpfe gibt. Unbestreitbar" :lache Einfach herrlich!

    Die oben genannte Szene ist aus "Das unheimliche Zimmer". Wohnung 50 in der Sadowaja 302b scheint eine echte Spukbude zu sein. Ich habe das Buch zwar schon mal gelesen, bare ich weiß nicht mehr, wohin die ganzen Mieter verschwunden sind. Stjopa ist nach der ganzen, wirklich köstlich beschriebenen Aufstehen, jedenfalls in Jalta. Oder bist du da noch nicht?

    Mit dem teuflischen Trio, Volant und dem Kater und dem Dünnen (Korowjew), hab ich immer ein bisschen meine Schwierigkeiten. Ich mag einfach so Streiche nicht, und die machen ständig ebensolche. Nun ja.


    Ich fand die Szene in der Anstalt richtig gut. Stjopa fühlt sich erstmals nicht mehr als Verrückter, dabei wird er eben als solcher behandelt, nur professionell. Wie der Chefarzt ihn dazu bringt, die Notwendigkeit seines Bleibens zu erkennen - köstlich!

  • Und zum Ende des Abschnittes taucht er auf, der Meister.

    Seinen Namen werden wir nicht erfahren, denn den weiß er selbst nicht mehr. Ganz schön wird ist seine Erzählung auch, aber nicht umsonst ist er in der Anstalt. Obwohl, wenn ich es Recht bedenke, so werden die Leute ganz schön schnell weggesperrt...

    Auch was er von seiner Liebsten, Margarita, erzählt, ist konfus und sprunghaft, aber die Beiden werden uns weiter begleiten, also kommt da bestimmt noch etwas Klarheit.

  • Ist das "Spukhaus" vielleicht schon eine Anspielung auf die vielen Menschen, die in der Sowjetunion von den Sicherheitsbehörden abgeholt wurden und dann einfach verschwunden sind?


    Übrigens hat nach meinen Anmerkungen Bulgakow selbst einmal für vier Jahre in dieser Wohnung gewohnt. Heute soll da ein Museum sein.


    Auch diese psychiatrische Klinik ist irgendwie phantastisch. Fast ein paradiesischer Ort und nicht etwas, wo dann später missliebige Personen zwangsbehandelt wurden.


    Meine Seitenangaben stimmen nicht ganz mit euren überein. Zwei Seiten vorher.


    Zum Thema Namen : Korowjew, Kapitel 9 kommt vom russischen Wort für Kuh - korova. Entweder eine Assoziation : mit Hörnern oder auf eine atheisische russische Zeitschrift der Zeit, die den Untertitel korovj führte und die Bauern ansprechen sollte.


    Bossoi heißt: barfüßig.

  • Und zum Ende des Abschnittes taucht er auf, der Meister.

    Ja ich habe mich auch gefreut, dass der "Meister" nun endlich mal erscheint. Ich habe schon richtig auf ihn gewartet. Nur was ich von ihm halten soll, ist mir noch nicht so ganz klar. Er scheint mir schon richtig verrückt zu sein.

    Überhaupt füllt sich ja das Irrenhaus ziemlich schnell. Immer mehr Personen, die wir schon aus der Handlung kennen, werden eingeliefert. Und das Irrenhaus scheint mir auch kein so schlechter Ort zu sein. Er kommt mir wie eine friedliche Oase vor, im Gegensatz zum restlichen Moskau.

    Stjopa ist nach der ganzen, wirklich köstlich beschriebenen Aufstehen, jedenfalls in Jalta. Oder bist du da noch nicht?

    Dieses Kapitel, in dem Stjopa verzweifelt aus Jalta telegrafiert, und die anderen zwei sich gar nicht vorstellen können, wie er dort hingekomen ist fand ich auch wieder unheimlich amüsant. Ich habe das Gefühl, beim Lesen ständig ein Grinsen im Gesicht zu haben.


    Die Szene im Variete, mit der Schwarzen Magie, dem Kater der einem den Kopf abreist und den kostenlosen Kleidern und Parfüms für die Frauen war ja mehr als verrückt. Was das bedeuten soll verstehe ich noch nicht so ganz. Wollen diese drei Gestalten einfach nur Verwirrung und Chaos stifen in Moskau? Oder steckt da noch was anderes dahinter? Ich habe keine Ahnung.

  • Die Szene im Variete, mit der Schwarzen Magie, dem Kater der einem den Kopf abreist und den kostenlosen Kleidern und Parfüms für die Frauen war ja mehr als verrückt. Was das bedeuten soll verstehe ich noch nicht so ganz. Wollen diese drei Gestalten einfach nur Verwirrung und Chaos stifen in Moskau? Oder steckt da noch was anderes dahinter? Ich habe keine Ahnung.

    Ich glaube, in dieser Vorstellung im Theater amüsiert sich vor allem Voland. Er entlarvt die Moskauer als das, was sie sind: verführbar, voller Begehrlichkeiten nach dem, was sie nicht haben, was Mangelware ist, andererseits neidisch auf den Nachbarn, aus der Not geborene Denunzianten, um ein paar kleine Vorteile zu ergattern oder eine Wohnung...

  • Übrigens hat nach meinen Anmerkungen Bulgakow selbst einmal für vier Jahre in dieser Wohnung gewohnt. Heute soll da ein Museum sein.

    Das habe ich mir im Netz angesehen, mit Schreibtisch und allem. Bulgakow-Anhänger pilgern da wohl hin.


    Ist das "Spukhaus" vielleicht schon eine Anspielung auf die vielen Menschen, die in der Sowjetunion von den Sicherheitsbehörden abgeholt wurden und dann einfach verschwunden sind?

    Das weiß ich nicht. Ich möchte nicht zu viel hinein interpretieren. Allerdings durfte das Buch auch erst mehr als zwanzig Jahre nach dem Tod des Autors erscheinen.


    Zum Thema Namen : Korowjew, Kapitel 9 kommt vom russischen Wort für Kuh - korova. Entweder eine Assoziation : mit Hörnern oder auf eine atheisische russische Zeitschrift der Zeit, die den Untertitel korovj führte und die Bauern ansprechen sollte.


    Bossoi heißt: barfüßig.

    Danke dafür. Das interessiert mich sehr. Sind diese Namensanspielungen auch Teil der Anmerkungen in deinem Buch?

  • Ja, in diesem Buch finde ich die Anmerkungen mehr als gelungen. Man muss sie ja nicht lesen - aber mir helfen sie weiter und es macht noch mehr Spaß, das Buch zu lesen.


    Auch zu zitierten Gedichten, Namen von Zeitungen usw sind die Anmerkungen hilfreich. Aber ich will ja nicht alle zitieren. ;)

    Es ist jedenfalls toll, wenn du etwas von diesen Anmerkungen einwirfst. Da kann man 'was lernen.:)

  • Rumpelstilzchen : auch von mir ein ganz herzliches Dankeschön für deine Anmerkungen. In meinem Buch sind sie nicht drinnen und ich finde sie echt interessant!:)


    Ich weiß jetzt schon, dass ich dieses Buch in naher Zukunft noch mal lesen werde. Ich verschlinge es gerade (wenn ich Zeit habe) und überlese bestimmt ganz viel dabei. Ich möchte es dann noch mal in aller Ruhe und mit den Anmerkungen lesen.

    Ich habe das Gefühl, ich habe ein neues Lieblingsbuch gefunden.:-]

  • Ich hänge noch in der Varieté Szene und kann mich gar nicht wieder einkriegen vor Begeisterung. Ich würde das zu gerne als Film sehen. :)


    Ist euch aufgefallen, wie drastisch sich der Schreibstil geändert hat, als der "Administrator" Warenucha mitsamt seinem Koffer voller Telegramme überfallen wurde?

    Bei mir auf S. 150.

    Die Sätze werden - im Gegensatz zu allen übrigen - extrem kurz.

    "Dann griffen die beidenden Administrator unter die Arme. Dann zerrten sie ihn auf die Gartenstraße und sausten dahin. Der Sturm war gewaltig....." Ein paar Sätze werden dann länger, aber ich habe den Eindruck, der Autor sitzt da selber atemlos und schreibt.

  • Ich hänge noch in der Varieté Szene und kann mich gar nicht wieder einkriegen vor Begeisterung. Ich würde das zu gerne als Film sehen.

    Die Szene ist großartig, finde ich auch.


    Ist euch aufgefallen, wie drastisch sich der Schreibstil geändert hat, als der "Administrator" Warenucha mitsamt seinem Koffer voller Telegramme überfallen wurde?

    Bei mir auf S. 150.

    Die Sätze werden - im Gegensatz zu allen übrigen - extrem kurz.

    Ist mir nicht aufgefallen.

    Ich finde keinen Unterschied zu anderen Szenen, irgendwie. Wenn es zum Verschwinden oder Liquidierung einer Figur, wenn man das so nennen will, kommt, dann geht es immer recht schnell und ohne Ausflüchte. Schließlich ist Warenucha gewarnt worden, aber er hat nicht gehört.

  • Von dem Abschnitt habe ich erst etwa die Hälfte gelesen (den Rest hoffentlich heute Abend), aber eines fällt mir auf: ist ist meist von "Bürgern" die Rede. Müßte das in der Zeit, in der es angesiedelt ist, nicht eher "Genosse" heißen? (Eure Posts habe ich noch nicht gelesen).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Von dem Abschnitt habe ich erst etwa die Hälfte gelesen (den Rest hoffentlich heute Abend), aber eines fällt mir auf: ist ist meist von "Bürgern" die Rede. Müßte das in der Zeit, in der es angesiedelt ist, nicht eher "Genosse" heißen? (Eure Posts habe ich noch nicht gelesen).

    "Bürger" ist schon richtig. Genossen waren die Parteifreunde, also eigentlich alle Funktionäre, die in der Partei waren und sein mussten. Alle anderen und in anderem Zusammenhang angesprochen Leute waren "Bürger".

  • Clare

    Danke für die Erläuterung zum „Genossen“. Das wußte ich so nicht, wieder was gelernt. :-)


    Den Abschnitt habe ich nun durch. Und obwohl das Buch durchaus - gelinde gesagt - ziemlich seltsam ist, gefällt es mir ausnehmend gut. :-] Auch wenn ich die meisten Anspielungen vermutlich überhaupt nicht mitbekomme. Ich nehme dieses erste Lesen jetzt einfach dazu, das Buch kennenzulernen und die Handlung in den Kopf zu bekommen, beim späteren zweiten Lesen will ich dann die von Rumpelstilzchen erwähnte DTV-Ausgabe mit den vielen Anmerkungen benutzen.


    Was soll ich zu dem Abschnitt schreiben? Es ist einfach beeindruckend zu lesen, was sich der Autor erdacht hat. Ohne viel über Logik und Realität nachzudenken, folge ich fasziniert den Gedankengängen und ertappe mich manchmal bei der Frage, ob das nicht doch Realität sein könnte. Ich muß immer wieder - vor allem, als im 13. Kapitel der „Gast“ (S. 164) davon sprach, daß Voland der leibhaftige Teufel ist - an einen Pater denken, den ich in meiner Jugend kannte. Der meinte, der größte Erfolg des Teufels (womit er denn freie Bahn auf der Erde bekommt) sei, daß niemand mehr an ihn glauben würde. Das findet sich hier im Buch mit anderen Worten an dieser Stelle auch.


    Die Wohnung (Kapitel 7) ist wirklich unheimlich, in so eine möchte man lieber nicht kommen. Aber entfernt - es verlassen ja nicht alle Mieter die Wohnung freiwillig - mußte ich an „Moskau, Bel Etage“ von Grigori Rjaschski denken. Die dortige Geschichte ist zwar durch und durch realistisch, aber so einige müssen ihre Wohnungen auch nicht ganz freiwillig verlassen. Ich könnte mir denken, daß das eine Anspielung ist, die ich verstanden habe (nicht auf das Buch, sondern die Vorgänge, wenngleich die in realiter vermutlich keines Hokuspokus bedurft haben...).


    Voland schafft es jedenfalls, die Anzahl der Insassen der Moskauer Irrenanstalt (wie man solche Häuser damals wohl noch nannte) beträchtlich anwachsen zu lassen.


    Zumindest Iwan scheint dort ja richtig zu sein, wenn man der Überschrift „Die Spaltung Iwans“ (Kapitel 11) glauben darf. Wenngleich ich dem Autor widersprechen muß: sein Berlioz ist der eher unbekannte, beim ersten nennen des Namens hatte ich den durchaus vielen Menschen bekannten Komponisten Berlioz im Kopf. :grin (S. 138)


    Die Varietevorstellung des Voland hat es dann in jeder Hinsicht in sich. Als von der „Vorladung in Sachen Alimente“ die Rede war, dachte ich mir schon, daß das nicht die einzige solche Überraschung bleiben würde. Und ich wurde nicht enttäuscht. :grin Ich möchte zwar nicht in der Haut solcherart Entlarvter stecken, aber lesen ließ es sich köstlich. :grin


    Schließlich taucht der „Meister“ selbst auf. Auch er ist über Pilatus gestolpert und in der Anstalt gelandet. Da er in der Überschrift als „Held“ bezeichnet wird, bin ich gewiß, daß er noch öfters auftauchen wird. Ich bin gespannt, wie seine Geschichte und die zusammen mit seiner Geliebten weitergehen wird. Immerhin sind das wohl die Titelgeber des Romans.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ist das "Spukhaus" vielleicht schon eine Anspielung auf die vielen Menschen, die in der Sowjetunion von den Sicherheitsbehörden abgeholt wurden und dann einfach verschwunden sind?

    So habe ich das verstanden.




    Und das Irrenhaus scheint mir auch kein so schlechter Ort zu sein. Er kommt mir wie eine friedliche Oase vor, im Gegensatz zum restlichen Moskau.

    Das Buch ist in den dreißiger Jahren geschrieben, zu Zeiten Stalins. Da war das möglicherweise eine "friedliche Oase"...



    Die Sätze werden - im Gegensatz zu allen übrigen - extrem kurz.

    "Dann griffen die beidenden Administrator unter die Arme. Dann zerrten sie ihn auf die Gartenstraße und sausten dahin. Der Sturm war gewaltig....." Ein paar Sätze werden dann länger, aber ich habe den Eindruck, der Autor sitzt da selber atemlos und schreibt.

    Das ist in meiner Ausgabe (S. 137) nicht so. Da beginnt der Absatz:

    "Dann packten die beiden den Administrator an den Armen, schleiften ihn durch den Sommergarten und rasten mit ihm die Sadowaja entlang. Das Gewitter tobte mit voller Kraft, brausend und heulend schoß das Wasser in die Gullys..." (Der Satz ist ewig lang.)


    Jetzt wäre es interessant zu wissen, wie das im Original steht. Also welcher Übersetzer sich da die größere Freiheit herausgenommen hat. Allerdings ist es bei Übersetzungen natürlich so, daß manches in der Zielsprache gewöhnlich anders ausgedrückt wird als in der Ursprungssprache, das ist dann eine Gratwanderung, das einigermaßen korrekt zu übertragen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich bin noch ganz im Rausch, habe eben fast den ganzen Leseabschnitt in einem Rutsch gelesen. Irre, diese Szenen im Varieté-Theater und in der Wohnung Nr. 50. :yikes


    Der Meister hingegen erscheint mir wie ein blasses, schwächliches Männlein. Ich erinnere mich, dass ich ihn schon beim ersten Mal, als ich den Roman gelesen habe, als Protagonisten nicht sonderlich beeindruckend fand und mich gewundert habe, dass er der "Meister" ist und das Buch u.a. nach ihm benannt ist. Mal sehen, ob ich diesmal meine Meinung über ihn noch ändere und ihn als interessanter wahrnehme.