Verlag: Knaur
OT: Traversée de la Mangrove
aus dem Französischen übertragen Ingeborg Ebel und Traudl Weiser
Kurzbeschreibung:
In Riviere au Sel, mitten im Urwald von Guadeloupe, wird ein Mann tot aufgefunden., der vor einigen Jahren auf die Insel gekommen ist und über den man nicht viel weiß. War er Kubaner? Oder Kolumbianer? Ist er desetiert? Warum ist er nach Guadeloupe zurückgekommen?
Durch die Aussagen der Menschen, die den Toten gekannt haben oder die ihm begegnet sind, entfaltet sich nicht nur das Bild eines Mannes, sondern auch ein Kaleidoskop des heutigen Guadeloupe in seiner ganzen spannungsreichen Widersprüchlicjkeit.
Über die Autorin:
Maryse Condé (*1937 in Guadeloupe) studierte Literaturwissenschaften an der Sorbonne in Paris und lebte danach viele Jahre in Westafrika. Zurück in Frankreich widmete sie sich dem literarischen Schreiben und der Wissenschaft. Nach Stationen als Universitätsdozentin in Paris, Berkeley und Maryland, wechselte sie 1995 an die Columbia University in New York. Seit der Gründung 1997 hatte sie den Vorsitz des Center for French and Francophone Studies bis zu ihrer Emeritierung 2002. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. 1988 mit dem LiBeraturpreis. 2018 erhielt sie den New Academy Prize für Literatur. Maryse Condé lebt heute in New York und in Guadeloupe.
Mein Eindruck:
In einem Dorf in Guadeloupe kommt ein Fremder, dessen Tod viele beschäftigt. Francis Sancher hat seine Wurzeln in Guadeloupe, aber geboren wurde er in Kolumbien udn er lebte auch in Kuba. Er war ein Mann, der wirklich lebte, aber paradoxerweise auch von seinem eigenen Tod besessen war. Er glaubte sich dem Untergang nahe und lebte deswegen in vollen Zügen. Besonders die Frauen waren von ihm fasziniert.
Der Tod von Francis Sancher erschüttert alle.19 Dorfbewohner kommen in wechselnden Kapiteln zu Wort, die über ihn und die Geschehnisse Auskunft geben. Eine effektive Weise zu erzählen, denn man erfährt nicht nur von dem Toten viel sondern auch über die anderen und ihr Leben.
Maryse Condé ist eine wundervolle Autorin, die ihren Figuren Leben verleiht. Dabei kommen die Schwächen der menschen, wie Missgunst und Neid genauso zum Vorschein wie ihre Träume und Hoffnungen, die nicht selten schwinden. Aber die Autorin urteilt nicht über ihre Figuren, sie zeigt sie realistisch.
Guadeloupe ist für uns westliche Leser eine fremde Welt, doch eine Autorin wie Maryse Condé vermag es, sie vertrauter zu machen.