Was für ein vorläufiges Ende! Nach ewigem Warten kommen die Ausreisegenehmigungen, und dann hätte man 3 Jahre warten müssen. Ein Unding. Aretz nimmt die Mädchen zu sich. Wo sind die Eltern hin? Das ging alles recht plötzlich nach der Reichsprogromnacht.
Das war für mich das erste Buch von Ulrike Renk und ich hatte einige Kritikpunkte. Aber jetzt im gesamten Überblick finde ich es doch durchaus gelungen. Man merkt, wie viel Arbeit und Recherche sie damit hatte und dass es ihr ein inneres Bedürfnis war, diese wahre Geschichte in Romanform zu erzählen. Gern hätte ich auch die Tagebücher von Ruth durchgestöbert, aber in so gefällige Form hätte ich sie wohl nicht zusammenfassen und ausarbeiten können.
Vielleicht ist es die richtige Art, das Familienleben möglichst harmonisch darzustellen und mehr Gewicht auf das tolerante Umfeld zu legen als auf die hässlichen Seiten und die alltäglichen Anfeindungen, denen auch freundliche Juden in dieser schrecklichen Zeit ausgesetzt waren. So können auch zartbeseitete Leser diese Geschichte bis zum bitteren Ende lesen. Die Greueltaten bleiben weit genug weg bzw. im nebulösen Halbwissen im Hintergrund.
Ich habe schon mehrere Bücher von Ulrike Renk gelesen. Ich finde ihre Romane wirklich sehr ansprechend. Zwischen den Zeilen konnte man immer wieder merken, wie sich die Familie fühlte, wie die Bedrohung immer größer wurde. Die Familie hat sehr lange in einem glücklichen Umfeld gelebt, sie hatte die entsprechenden finanziellen Mittel. Man muß in diesem Zusammenhang auch sehen, daß es hier um die junge Familie ging. Die Eltern haben sich immer sehr um die Belange der Kinder gekümmert. Eine zehnjährige kann nicht verstehen, daß Leni einen Schwangerschaftsabbruch hat durchführen lassen, der für sie tödlich endete. Aber es wurde in der Geschichte erwähnt, damit wir die Zusammenhänge verstehen.