Paul Auster - Das Buch der Illusionen

  • Klappentext:
    Die schillernde Welt des Paul Auster: ein Professor, eine Blondine und ein Moment des Glücklichseins. Professor Zimmer, bekannt aus „Mord über Manhattan“, ist ein gebrochener Mann, seit seine Frau und seine Kinder bei einem Flugzeugabsturz starben. Nur die Arbeit an einem Buch über einen 1929 verschollenen Stummfilmkomiker namens Hector Mann erhält ihn am Leben. Dann geschieht Seltsames: Manns verloren geglaubte Filme tauchen auf. Und eines Abends steht eine attraktive Blondine mit einem Revolver vor Zimmers Haustür.


    „Klüger kann Kino im Kopf nicht sein, kurzweiliger auch nicht.“ Brigitte


    Meine Meinung:
    Ich sehe einige Parallelen zu Paul Austers „Stadt aus Glas“: Der Protagonist hat Frau und Kinder verloren und zieht sich von der Welt zurück, um Bücher zu schreiben. Was bei „Stadt aus Glas“ die langweilige Nacherzählung eines Buches ist, ist hier die langatmige Wiedergabe der Inhalte sämtlicher Stummfilme, in denen Hector Mann einst die Hauptrolle spielte. Und das Ende der Geschichte ist deprimierend.


    Trotzdem lässt das Buch sich gut lesen. Ich hatte zwischendurch nie das Gefühl, es aus der Hand legen zu wollen. Paul Auster versteht es, fesselnd zu erzählen, nur seine Geschichten begeistern mich nicht. Ich vergebe 7 von 10 Punkten.

  • Ich liebe Austers deprimierende Geschichtenenden!!! Das Buch kenne ich noch nicht, hört sich gut an :write
    Ist doch auch eine Art Kompliment an einen Autor, oder? Die Geschichten begeistern dich nicht wirklich, sind aber so gut geschrieben, dass du das Buch nicht weglegen kannst :-)


    Was magst du nicht an ihnen? "Schön krank" - meinte ein Bekannter mal. Genau das mag ich.

  • Klar, dass er fesselnd schreibt, ist auf jeden Fall ein Kompliment an den Autor. Das Buch hat ja auch 7 Punkte von mir bekommen!


    Was mir an seinen Geschichten nicht gefällt? Wow, das ist viel schwerer zu beantworten, als ich dachte... In "Stadt aus Glas" war vieles, was ich gelesen habe, schwer verdaulich. Ein Blick in die Abgründe der Menschheit. So dunkel, dass ich teilweise dachte: Wollte ich das jetzt lesen?! Aber da hatte ich es schon gelesen! :-) Beim "Buch der Illusionen" hat mich das Stummfilmthema nicht sonderlich angesprochen und nach dem Klappentext hatte ich etwas mehr Action erwartet.

  • Ich habe das Buch inzwischen zu zwei Dritteln gelesen und finde nicht das das Stummfilmthema im Mittelpunkt steht.
    Auch habe ich bisher nur eine ausführliche Beschreibung eines Films gelesen.
    Meiner Meinung nach geht es (wie so oft in Austers Romanen) um Schicksal - selbstgewählt oder von außen bestimmt - und Lebensentwürfe.
    Es geht um Selbstfindung und Zweifel am eigenen Tun.
    Werde aber auch den Rest des Buches aufmerksam lesen und mich dann noch mal zu Wort melden.

  • Nun habe ich den Auster beendet.
    Es gab doch tatsächlich noch eine zweite Filmbeschreibung - allerdings von einem Tonfilm.
    Ehrlich gesagt würde ich jedem, der glaubt im "Buch der Illusionen" stünde die Filmthematik im Mittelpunkt, das Buch entweder noch einmal zu lesen oder sich an einfachere Autoren zu halten.
    Die Filmbeschreibungen sind eindeutig nur ein stilistisches Mittel.
    Im Mittelpunkt des Romans steht die Frage nach Schuld-Unschuld-Mitschuld und den Umgang mit Leid.
    Ich fand das Buch sehr lesenswert.

  • :gruebel Vielleicht fand ich die Filmbeschreibungen einfach so gräßlich lang und langweilig, dass sie mir im Gegensatz zum Rest der Handlung sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben sind...?

  • Nachdem mich "Mond über Manhattan", "Die Brooklyn-Revue" und schließlich "Die New York-Trilogie" richtig begeistert hatten, bin ich doch ziemlich enttäuscht von diesem Buch. Auster schafft es einfach nicht, mir die Figuren nahe zu bringen oder überhaupt nur das geringste Interesse an der Story aufrecht zu erhalten.


    Anfangs war noch eine Ahnung von seinen gewohnt mysteriösen, verstrickten Plots vorhanden, die den Leser in seinen Bann ziehen, aber dann verliert er sich immer mehr in langwierigen, langweiligen Details zu den Filmen Hector Manns, dann zu seiner Übersetzung der Memoiren von Chateaubriand (langweiliger, als diese Passage es ist, geht es für mich nicht!), und dann über Hector Manns Schicksal.


    Das einzige, was mich wirklich vorübergehend packte, waren einige Beschreibungen der Stummfilme, da die Figur, die Hector Mann in all seinen Filmen spielt, etwas rührendes hat, dass Auster sehr gut rüberbringt.


    Ansonsten kommt mir alles seltsam emotionslos vor - was schon krass ist, da alle Figuren hier nur so überwältigt von Gefühlen verschiedenster Art sind. Mit dem Erzähler werde ich nicht warm, die Frau, die ihn abholt, um mit ihm Hector Mann aufzusuchen, wirkt sehr unrealistisch...


    Leider, leider hat mich dieser Auster-Roman wie gesagt enttäuscht. Sein Erzählstil ist, während man liest, gewohnt gut, aber sobald ich das Buch weglege, merke ich, dass es mich nicht im geringsten interessiert, wie es weitergeht. Es langweilt mich und da ich mit 170 Seiten, die ich bisher gelesen habe, noch nicht einmal die Hälfte hinter mir habe, wird es wohl das erste Buch des Autors, das ich abbreche.

  • Mir hat "Das Buch der Illusionen" gut gefallen, wieder ein typischer Auster mit Geschichten in der Geschichte, mit Ereignissen, die ein gesamtes Leben anders verlaufen lassen, mit der uralten Frage nach Schuld-Unschuld, mit einer Mann-Frau-Geschichte bzw. -Geschichten, usw.
    Die Filmpassagen, die ganz klar nicht im Mittelpunkt stehen, haben mich nicht gestört, ebensowenig die (kurze) Passage aus der Übersetzung von Chateaubriands Text.
    Bei Austers Büchern habe ich nach der Lektüre immer das Gefühl, eine viel größere Anzahl an Seiten gelesen zu haben, als es tatsächlich der Fall ist. In diesem Falle allerdings ist das durchwegs positiv zu verstehen und hat nichts mit Langatmigkeit oder Weitschweifigkeit zu tun, sondern mit Tiefgründigkeit und Doppelbödigkeit.
    Auster kann´s, das steht für mich fest.