'Alles, was wir geben mussten' - Kapitel 01 - 05

  • Bei mir steht auf einer Seite vor dem ersten Kapitel: "England, late 1990s"

    Das beziehe ich auf den Anfang, in dem Kathy sagt, sie wäre jetzt 31 Jahre alt, die Rückblenden wären damit um die 20 Jahre früher - also Ende der 1970er Jahre.

    Stimmt, steht bei mir auch, England, Ende des 20. Jahrhunderts.

    Danke!

  • Es gibt in den Folgekapiteln (will jetzt nicht spoilern, daher nichts Genaueres) Hinweise auf eine Jugend der Protas in den Achtzigern / frühen Neunzigern, vielleicht auch noch mittleren Neunzigern, je nachdem, mit wie viel zeitlicher Verzögerung eine gewisse Errungenschaft in Hailsham Einzug gehalten hat. :sonnenbrille

  • Es gibt in den Folgekapiteln (will jetzt nicht spoilern, daher nichts Genaueres) Hinweise auf eine Jugend der Protas in den Achtzigern / frühen Neunzigern, vielleicht auch noch mittleren Neunzigern, je nachdem, mit wie viel zeitlicher Verzögerung eine gewisse Errungenschaft in Hailsham Einzug gehalten hat. :sonnenbrille

    Ich bin mir sowieso ganz sicher, dass Ishiguro alles nach und nach aufklären und erklären wird. Dieses nur das wissen dürfen/können, was Kathy hier berichtet, ist ja Teil des Buches.
    Die zeitliche Einordnung ganz am Anfang habe ich überlesen.

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Ich habe es bisher so verstanden, dass Kathy ihre Geschichte den interessierten Lesern erzählt - also als Stilmittel des Autors gewertet :gruebel

    Ich habe das Buch gerade nicht zur Hand, aber in einem der Kapitel (4 oder 5) spricht sie in ihrer Erzählung mehrfach jemanden mit "Sie" an. Ich habe das nicht so verstanden, als wäre ich als Leserin damit gemeint (was natürlich nicht heißen muss, dass ich Recht habe). ;-)

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Ruth kann ich irgendwie nicht ausstehen. Sie ist mir zu herrisch und bestimmerisch und ihre ganzen Lügen werden später bestimmt schlimmere Folgen haben, wenn die Kinder älter werden und diese Spenden-Sache real wird. Da bin ich gespannt, wie sich das entwickelt.

    Mir tut sie einfach leid. Sie ist und bleibt ein Kind, das in dieser seltsamen, kalten Situation aufwachsen muss. Viele von uns würden vielleicht ebenso nach Aufmerksamkeit suchen. Ich finde ihr Verhalten sehr menschlich.
    Wer nimmt diese Kinder eigentlich mal in den Arm, wer tröstet sie und hilft ihnen in schwierigen Situationen, in denen schöne Worte oder Ratschläge nicht reichen? Das prägt und wirkt sich eben auch auf das Verhalten eines Kindes aus.

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Ich habe das Buch gerade nicht zur Hand, aber in einem der Kapitel (4 oder 5) spricht sie in ihrer Erzählung mehrfach jemanden mit "Sie" an. Ich habe das nicht so verstanden, als wäre ich als Leserin damit gemeint (was natürlich nicht heißen muss, dass ich Recht habe). ;-)

    Ich habe mir das englische "You" eher mit "man" übersetzt - aber wenn es offiziell mit "Sie" übersetzt wird, sieht es ein wenig anders aus. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Also erst mal: ich mag das Buch, und zwar sehr sogar.

    Das ist jetzt dieses Jahr das vierte Buch des Autors, welches ich lese und ich bin immer wieder begeistert von seinem Schreibstil und seiner Sprache. Und vor allem, dass sie auch so wandelbar ist und sich dem jeweiligen Thema anpassen kann. Ich glaube bei dem Autor ist mir das Thema gar nicht so wichtig, ich würde alles von ihm lesen, weil ich seine Sprache so mag. Ich genieße dieses Buch hier sehr, auch wenn ich nur langsam voran komme.

    Ich kenne den Film dazu nicht und bin auch irgendwie froh darüber, dass ich das Buch erst mal so ohne Voreindruck von einem Film lesen kann.

    Das kann ich nur unterschreiben. Welches Buch hast du außer "Was vom Tage übrig blieb", "Der begrabene Riese" und diesem hier gelesen? Ich möchte unbedingt mehr von ihm lesen.

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  • Ich habe mir das englische "You" eher mit "man" übersetzt - aber wenn es offiziell mit "Sie" übersetzt wird, sieht es ein wenig anders aus. :gruebel

    In der deutschen Ausgabe steht tatsächlich "Sie" als direkte Anrede. Deine Interpretation und diese Übersetzung machen die Frage für mich noch interessanter. Mal sehen, wie sich das auflöst.

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  • Ich kenne den Film dazu nicht und bin auch irgendwie froh darüber, dass ich das Buch erst mal so ohne Voreindruck von einem Film lesen kann.

    Das erhöht natürlich die hauptsächliche Spannung ganz erheblich.


    Ich habe doch sehr eindrücklich die Bilder vom Film im Kopf beim Lesen, obwohl es mindestens ein Jahr her ist, dass ich den das letzte Mal gesehen habe.

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  • Mir tut sie einfach leid. Sie ist und bleibt ein Kind, das in dieser seltsamen, kalten Situation aufwachsen muss. Viele von uns würden vielleicht ebenso nach Aufmerksamkeit suchen. Ich finde ihr Verhalten sehr menschlich.
    Wer nimmt diese Kinder eigentlich mal in den Arm, wer tröstet sie und hilft ihnen in schwierigen Situationen, in denen schöne Worte oder Ratschläge nicht reichen? Das prägt und wirkt sich eben auch auf das Verhalten eines Kindes aus.

    Klar beeinflusst das ihr Verhalten und mir tun die Kinder schon auch leid. Trotzdem ist das auch irgendwo Charaktersache, es verhalten sich ja nicht alle Kinder in Hailsham so wie sie. Und gerade dieses herrische mag ich persönlich überhaupt nicht - als zB raus kommt, dass sie gar nicht Schach spielen kann. Kath sagt ja nicht mal was dazu und hätte es wahrscheinlich einfach auf sich beruhen lassen. Aber dann als Strafe dafür, dass ihre Lüge aufgeflogen ist, Kath aus der Gruppe auszuschließen, find ich echt gemein. Eben gerade in der Situation, dass die Kinder niemanden haben außer eben ihren Freunden.


    Ich finde es aber sehr interessant, wie deutlich der Autor die Persönlichkeiten der Kinder rüber bringt, obwohl man alles aus Kathys Sicht sieht und diese übliche 0815-Beschreibung gar nicht vor kommt. Trotzdem weiß man, dass Kathy nicht der Typ Mensch ist, der aus solchen Sachen eine große Sache macht, dass sie eher so der "Mitläufer" ist, nicht negativ gemeint. Das ist mein erstes Buch von Ishiguro und ich bin beeindruckt von seiner Schreibweise.

  • Das ist für mich keine Charaktersache, sondern Hilflosigkeit, die Folgen von Einsamkeit, fehlender Liebe, fehlendem Urvertrauen usw. Sie trägt nicht die Verantwortung dafür, wie sie aufwachsen muss und wie sie damit umgeht. Das kann sie gar nicht, sie ist 10 Jahre alt.
    Mir tut Ruth - wie gesagt - sehr leid. Ich mag diese Figur gern. Kathys (vermeintliche?) Fügsamkeit als erzählende Erwachsene finde ich unangenehmer, aber ebenso authentisch.

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  • Das frage ich mich auch gerade. Kathy und Ruth waren in der gleichen Schule und dort befreundet. Warum ist die eine eine Betreuerin geworden und die andere eine Spenderin?? Wie und von wem wird das ausgewählt?

    Vielleicht wird man ja erst Betreuerin bevor man Spender wird??? So habe ich mir das erstmal erklärt.

  • Kathy hat ja nur behauptet, in dem Register entdeckt zu haben, dass Ruth das Mäppchen beim Sale gekauft hat, um sie ihrer Lüge zu überführen. Das hat so weit funktioniert. Ruth schämt sich, weil sie sich durchschaut fühlt.

    Ruth selbst hat doch gesagt sie hat es getauscht. Ich glaube Kath hat entdeckt, dass es nicht so war. Hat da nicht Miss Geraldine ihre Finger im Spiel, die Ruth so verehrt???

  • Ich bin mir sowieso ganz sicher, dass Ishiguro alles nach und nach aufklären und erklären wird. Dieses nur das wissen dürfen/können, was Kathy hier berichtet, ist ja Teil des Buches.
    Die zeitliche Einordnung ganz am Anfang habe ich überlesen.


    Also, mir persönlich war und ist die genaue zeitliche Einordnung auch gar nicht wichtig. Ich bin nur auf die entsprechende Frage eingegangen, die jemand vorher gestellt hatte...

  • Ruth selbst hat doch gesagt sie hat es getauscht. Ich glaube Kath hat entdeckt, dass es nicht so war. Hat da nicht Miss Geraldine ihre Finger im Spiel, die Ruth so verehrt???

    Ruth wollte es so aussehen lassen, als hätte sie das Mäppchen von Miss Geraldine geschenkt bekommen, indem sie das verleugnet hat mit einem "wissenden Lächeln".


    Im Original heißt es: "Finally she said very deliberately: 'Let's just agree. Let's agree I got it in the Sale.' Then she gave us all a knowing smile."

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  • Also, mir persönlich war und ist die genaue zeitliche Einordnung auch gar nicht wichtig. Ich bin nur auf die entsprechende Frage eingegangen, die jemand vorher gestellt hatte...

    Mir auch nicht. Ich habe allgemein darauf antworten wollen und nur dein Zitat dafür benutzt. Das war nicht kritisch gemeint.

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  • Also, mir persönlich war und ist die genaue zeitliche Einordnung auch gar nicht wichtig. Ich bin nur auf die entsprechende Frage eingegangen, die jemand vorher gestellt hatte...

    Ich finde eigentlich, dass Ishiguro die gesamte Geschichte besser in einer nahen (nicht so konkreten) Zukunft angesiedelt hätte. :gruebel

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  • Ich glaube auch nicht, dass es sein Anliegen war, die Geschichte zeitlich genau einzuordnen. Manches ergibt sich einfach aus dem Kontext. Allerdings hätte ihm die Verbreitung des Internets vielleicht schon einen Strich durch die Rechnung gemacht :grin , also muss es vorher spielen.

  • Ich habe wohl noch kein Buch gelesen, bei dem ich nach 70 Seiten immer noch so überhaupt gar keine Ahnung hatte, um was es eigentlich geht und das mir trotzdem richtig gut gefällt.


    Um was es bei den "Spendern" geht, da habe ich natürlich auch keine Ahnung, vor allemder hohe Stellenwert der Kreativität verwirrt mich. Ginge es um Organspenden würde so etwas doch keine Rolle spielen, da wäre doch eher viel Sport und so wichtig. :gruebel