'Alles, was wir geben mussten' - Kapitel 01 - 05

  • Vielleicht ist es gar nichts körperliches?

    Ich komme drauf, weil so viel Wert auf Kreativität gelegt wird.

    Allerdings werden die Kinder auch ungewöhnlich häufig untersucht - aber sonst scheint Gesundheit keine besondere Rolle zu spielen.


    Ich denke bisher, dass es etwas Körperliches ist, weil Blut und Schmerzen erwähnt werden und die Erholungsphase ja irgendwie in einem krankenhausartigen Setting stattzufinden scheint.

    Aber die Funktion der Kreativität ist bisher nicht geklärt... Gruselig, das Ganze...


    Das mit dem Mäppchen hat mir richtig wehgetan. Wenn einen schon niemand "besonders" liebt, dann täuscht man wenigstens vor, von jemandem besonders geliebt zu werden... Vielleicht hat Ruth sich so geschämt, weil sie bei diesem Wunsch ertappt wurde. Das Bedürfnis nach Liebe, nach individuellem Wahrgenommensein dürfen die Kinder in Hailsham wohl nicht einmal empfinden, geschweige denn, dass es gestillt würde. Das geht mir durch und durch. :-(

  • Wie subtil hier mit den Ängsten und Gefühlen der Kinder gegen sie gearbeitet wird. Da streut man Geschichten über Vorkommnisse im Wald, die innerhalb der Gruppe eine Eigendynamik entwickeln und so dafür sorgen, dass die Ängste am Leben gehalten werden und die Kinder das Gelände nicht verlassen.

    Auch dieser Basar, die Marken und ausgewählte "Kunstwerke" scheinen dazu zu dienen, die Kinder innerhalb der Gruppe in Schach zu halten.

    Ich bin sehr gespannt, ob das alles noch funktioniert, wenn sie in die Pubertät kommen oder ob andere Methoden notwendig sind.

    Wie eine Schar unbedarfter Lämmer, die irgendwann dem Schlachter folgen. So wirkt es auf mich.

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Das mit dem Mäppchen hat mir richtig wehgetan. Wenn einen schon niemand "besonders" liebt, dann täuscht man wenigstens vor, von jemandem besonders geliebt zu werden... Vielleicht hat Ruth sich so geschämt, weil sie bei diesem Wunsch ertappt wurde. Das Bedürfnis nach Liebe, nach individuellem Wahrgenommensein dürfen die Kinder in Hailsham wohl nicht einmal empfinden, geschweige denn, dass es gestillt würde. Das geht mir durch und durch. :-(

    Gefühle werden dort nicht erlernt, aber die Kinder verlangen danach, ist ganz natürlich. Trotzdem ist in ihrer Interaktion eine gewisse Gefühlskälte zu spüren. Wie ja bei Tom am Anfang, als er vom Spiel ausgeschlossen wird. Wobei das auch in einer normalen Umgebung vorkommt, nur ist es hier, fern von jeder Elternwärme und -liebe extremer. Sie bespitzeln sich, sie neiden die anderen um ihre größere Kreativität, wer darf was für die Galerie abgeben. Traurig sowas, ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.

    Die Aufseher sind da je nach Verhalten, oder Aussehen ihre nächsten Bezugspersonen, die sie verehren oder anhimmeln.

    Irgendwie hab ich bei dieser Mäppchensache nicht durch geblickt, vor allem was Kath in dem Register entdeckt hat, von wem es sein soll und warum Ruth darauf so beschämt reagiert.

  • Wie subtil hier mit den Ängsten und Gefühlen der Kinder gegen sie gearbeitet wird. Da streut man Geschichten über Vorkommnisse im Wald, die innerhalb der Gruppe eine Eigendynamik entwickeln und so dafür sorgen, dass die Ängste am Leben gehalten werden und die Kinder das Gelände nicht verlassen.

    Auch dieser Basar, die Marken und ausgewählte "Kunstwerke" scheinen dazu zu dienen, die Kinder innerhalb der Gruppe in Schach zu halten.

    Ich bin sehr gespannt, ob das alles noch funktioniert, wenn sie in die Pubertät kommen oder ob andere Methoden notwendig sind.

    Wie eine Schar unbedarfter Lämmer, die irgendwann dem Schlachter folgen. So wirkt es auf mich.

    Es wird wirklich sehr ausgeklügelt gelenkt, wobei wir noch nicht so recht wissen wohin. Egal, um was es wirklich geht was das Ziel betrifft, in jedem Fall waren Psychologen mit am Werk.


    Helft mir mal: habe ich es überlesen, wann handelt dieses Buch?

  • Mich wundern diese Verhaltensweisen nicht. Das passiert in solchen Gruppen ohne individuelle, liebevolle Bezugspersonen (Eltern). Das gab (und gibt) es ja auch im realen Leben in Heimen. Perfide ist, dass dies hier gewollt ist, die Kinder bewusst so konditioniert werden. Das ist grausam, was Ishiguro durch seine nüchtern gehaltene Perspektive durch Kathys Erzählung noch verstärkt. Zumindest geht es mir so.

    Ihre Erinnerungen sind nur oberflächlich betrachtet belanglos, auf einer tieferen Ebene seltsam kühl, grausam und traurig.

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Ihre Erinnerungen sind nur oberflächlich betrachtet belanglos, auf einer tieferen Ebene seltsam kühl, grausam und traurig.

    Ich finde gerade durch die Art, wie sie alles schildert, so sachlich und emotionsarm, teilweise nüchtern, wird der Eindruck nur bedrückender. Für belanglos halte ich ihre Schilderungen aus der eigenen Vergangenheit auf keinen Fall.

  • Ein weiterer Punkt auf der "ich bin gespannt auf-Liste": Wird aus dieser sachlichen, schicksalsergebenen Betrachtungsweise irgendwann echte Auseinandersetzung bzw. Aufbegehren und Gegenwehr?

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Aus den Andeutungen der erwachsenen Kathy ergibt sich bisher nirgends ein Aufbegehren, sie scheint es eher als eine Art verlorenes Paradies zu sehen.

    Auch in den Gesprächen mit Ruth, als Erwachsene, werden schwierige Themen ausgeklammert. Sicher auch als Folge von Ruths schlechtem Zustand.


    Interessant ist auch, dass Betreuer offenbar nicht Spender sind, solange sie ihre Tätigkeit ausüben.

    Und - auch Menschen, die nicht in diesem "Internat" waren, werden Spender.


    Es hilft nix, wir müssen weiterlesen. :)

  • So ich bin auch durch mit dem Abschnitt, ich finde es liest sich gut auf Englisch, trotzdem bin ich dadurch bissl langsamer. Ich versteh nicht ganz wie Kath zur Betreuerin geworden ist, während die anderen Spender sind. Wie wird denn da entschieden, wer spenden muss und wer nicht?


    Ich fand die Szene mit Madam sehr interessant, wie sie reagiert als sie plötzlich von den Kindern "umzingelt" ist. Die Außenwelt weiß also, was da vor sich geht und die Menschen reagieren wohl sehr unterschiedlich darauf. :/


    Ruth kann ich irgendwie nicht ausstehen. Sie ist mir zu herrisch und bestimmerisch und ihre ganzen Lügen werden später bestimmt schlimmere Folgen haben, wenn die Kinder älter werden und diese Spenden-Sache real wird. Da bin ich gespannt, wie sich das entwickelt.


    Sonst find ich das Buch bisher sehr gut. Es fesselt mich auf seine ruhige Art und ich will unbedingt wissen, was hinter all dem steckt. Hoffentlich komm ich heute dazu weiter zu lesen. :)

  • Ich bin auch sehr gespannt darauf, ob und wann herauskommt, wem genau Kathy ihre Geschichte erzählt.

    Ich habe es bisher so verstanden, dass Kathy ihre Geschichte den interessierten Lesern erzählt - also als Stilmittel des Autors gewertet :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Ich habe erst die ersten beiden Kapitel des Buches gelesen, möchte dann aber dazu schon ein paar Sätze schreiben.

    Also erst mal: ich mag das Buch, und zwar sehr sogar.:-]

    Das ist jetzt dieses Jahr das vierte Buch des Autors, welches ich lese und ich bin immer wieder begeistert von seinem Schreibstil und seiner Sprache. Und vor allem, dass sie auch so wandelbar ist und sich dem jeweiligen Thema anpassen kann. Ich glaube bei dem Autor ist mir das Thema gar nicht so wichtig, ich würde alles von ihm lesen, weil ich seine Sprache so mag. Ich genieße dieses Buch hier sehr, auch wenn ich nur langsam voran komme.

    Ich kenne den Film dazu nicht und bin auch irgendwie froh darüber, dass ich das Buch erst mal so ohne Voreindruck von einem Film lesen kann.

    Aber ich finde hier auch das Thema sehr interessant und mir stellen sich nach 2 Kapiteln schon viele Fragen: Warum ist diese Kreativität bei den Schülern so wichtig? Das finde ich schon sehr auffällig. Und warum gibt es keine Eltern?

    Und ich frage mich, wie es zu der Freundschaft zwischen Kathy und Thommy gekommen ist. Die beiden scheinen ja in unterschiedlichen Klassen oder Jahrgängen zu sein und müssen immer wieder Tricks anwenden um miteinander zu reden. Wie ist es zu der Verbundenheit zwischen den beiden gekommen??


    Ich versteh nicht ganz wie Kath zur Betreuerin geworden ist, während die anderen Spender sind. Wie wird denn da entschieden, wer spenden muss und wer nicht?

    Das frage ich mich auch gerade. Kathy und Ruth waren in der gleichen Schule und dort befreundet. Warum ist die eine eine Betreuerin geworden und die andere eine Spenderin?? Wie und von wem wird das ausgewählt?

  • Irgendwie hab ich bei dieser Mäppchensache nicht durch geblickt, vor allem was Kath in dem Register entdeckt hat, von wem es sein soll und warum Ruth darauf so beschämt reagiert.

    Kathy hat ja nur behauptet, in dem Register entdeckt zu haben, dass Ruth das Mäppchen beim Sale gekauft hat, um sie ihrer Lüge zu überführen. Das hat so weit funktioniert. Ruth schämt sich, weil sie sich durchschaut fühlt.

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  • Helft mir mal: habe ich es überlesen, wann handelt dieses Buch?

    Bei mir steht auf einer Seite vor dem ersten Kapitel: "England, late 1990s"

    Das beziehe ich auf den Anfang, in dem Kathy sagt, sie wäre jetzt 31 Jahre alt, die Rückblenden wären damit um die 20 Jahre früher - also Ende der 1970er Jahre.

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  • Ein weiterer Punkt auf der "ich bin gespannt auf-Liste": Wird aus dieser sachlichen, schicksalsergebenen Betrachtungsweise irgendwann echte Auseinandersetzung bzw. Aufbegehren und Gegenwehr?

    Das könnte man den Protagonisten wirklich wünschen.

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  • Und - auch Menschen, die nicht in diesem "Internat" waren, werden Spender.


    Es hilft nix, wir müssen weiterlesen. :)

    Ich hatte es so verstanden, dass es auch noch andere Einrichtungen zum Spendersammeln gibt, die aber nicht so "menschlich" geführt wurden.

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  • Ich versteh nicht ganz wie Kath zur Betreuerin geworden ist, während die anderen Spender sind. Wie wird denn da entschieden, wer spenden muss und wer nicht?

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