'Alles, was wir geben mussten' - Kapitel 21 - Ende

  • Diese Aussage im Interview konnte ich auch nicht nachvollziehen. Ich finde nicht die Spur von Optimismus in diesem Roman. :-(


    Vielleicht ist der Autor tatsächlich zynisch, vielleicht sind auch im Interview Absätze verrutscht oder missverständlich übersetzt worden. Alles schon vorgekommen. :gruebel

    Habe jetzt aber keine Lust auf eine genauere Recherche, wie er das gemeint haben könnte oder nicht, das ist mir persönlich immer noch zu früh, sondern ich lasse lieber das Buch noch ein bisschen einfach so nachklingen, wie ich es verstanden habe. Damit habe ich gerade genug zu tun. :|

  • Das einzig Optimistische, das ich bei dem Roman herauslesen könnte, wäre eventuell dass die Menschlichkeit sich selbst unter scheusslichsten Bedingungen durchwinden kann: Die Guardians (Wächter) in Hailsham haben die Kinder einigermaßen menschlich behandelt und die Carer (Betreuer) waren ganz für ihre Leidensgenossen da. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Ich persönlich habe meistens nicht das Bedürfnis mir das Werk eines Autors/einer Autorin von ihm/ihr erklären zu lassen. Ich verlasse mich lieber auf meine eigenen Empfindungen beim Lesen.

    Das funktioniert für mich sowieso nicht über Interviews o. ä., sondern nur im persönlichen Gespräch bzw. direktem Austausch.

  • Das einzig Optimistische, das ich bei dem Roman herauslesen könnte, wäre eventuell dass die Menschlichkeit sich selbst unter scheusslichsten Bedingungen durchwinden kann: Die Guardians (Wächter) in Hailsham haben die Kinder einigermaßen menschlich behandelt und die Carer (Betreuer) waren ganz für ihre Leidensgenossen da. :gruebel

    Das Verhalten von Miss Emily & Co. finde ich nicht besonders optimistisch. Auch für sie waren die Kinder keine gleichgestellten Menschen , sondern nur Ersatzteillager, denen sie menschliche Züge zugestanden haben. Sich vor ihnen geekelt und Angst haben sie trotzdem vor ihnen. Dieses sich selbst auf die Schulterklopfen von den Verantwortlichen in Hailsham, fand ich ehrlich gesagt, abstoßend.

  • Ich persönlich habe meistens nicht das Bedürfnis mir das Werk eines Autors/einer Autorin von ihm/ihr erklären zu lassen. Ich verlasse mich lieber auf meine eigenen Empfindungen beim Lesen.

    Das funktioniert für mich sowieso nicht über Interviews o. ä., sondern nur im persönlichen Gespräch bzw. direktem Austausch und auch dann ich immer.

    Ich finde es meist schon interessant zu erfahren, was der Autor eigentlich von seinem eigenen Werk hält - wobei solche Interviews natürlich ein verfälschtes Bild seiner Intention widergeben können.

    Aber oft wundere ich mich dann, dass ich nur wenig davon in dem Werk entdecken konnte. Ist das dann meine falsche Sichtweise oder das Unvermögen des Autors? :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Das Verhalten von Miss Emily & Co. finde ich nicht besonders optimistisch. Auch für sie waren die Kinder keine gleichgestellten Menschen , sondern nur Ersatzteillager, denen sie menschliche Züge zugestanden haben. Sich vor ihnen geekelt und Angst haben sie trotzdem vor ihnen. Dieses sich selbst auf die Schulterklopfen von den Verantwortlichen in Hailsham, fand ich ehrlich gesagt, abstoßend.

    Ich habe sie bei ihrer Rechtfertigungsrede doch so verstanden, dass sie sich mit ihren Kunstsammlungen darum bemüht haben, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass diese Klone eine menschenwürdige Behandlung verdienen - trotz ihres eigenen Ekels oder ihrem Skeptizismus dem gesamten System gegenüber.


    Ich stelle mir vor, dass Madame und Miss Emily vor Hailsham in noch viel schlimmeren Instituten gearbeitet hatten, wo die Klone wie Schweine oder ähnliches gehalten wurden.

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    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Saiya Ja, ich habe seine Aussage auch nicht so recht nachvollziehen können und entweder ist es zynisch oder er hat irgendwie sein eigenes Thema verfehlt. Dieses unmenschliche Setting taugt kaum dazu, sich über das Abfinden der eigenen Sterblichkeit Gedanken zu machen. :gruebel

    Ja, da kann man sehen, er nimmt nicht die Brisanz und Unmenschlichkeit seiner eigenen Geschichte wahr. Will schildern, wie jeder in seiner eigenen Luftblase lebt. Nun, das kann man so sehen, wir leben auch in unserer Welt, aber ich denke schon, dass ich offen für andere Menschen und ihr Leid und vor allem schlimme Dinge, die in unserer Welt leider an der Tagesordnung sind, offen bin und sie wahr nehme. Und mein Möglichstes tue um die Welt ein bisschen besser zu machen.


    Und der Tod begegnet auch schon Kindern, sicher gibt es Menschen, die ihre eigene Sterblichkeit nicht realisieren, aber die meisten denke ich, tun es. Das war nie ein Thema für mich, schon gar nicht in dem Buch.

  • Das Verhalten von Miss Emily & Co. finde ich nicht besonders optimistisch. Auch für sie waren die Kinder keine gleichgestellten Menschen , sondern nur Ersatzteillager, denen sie menschliche Züge zugestanden haben. Sich vor ihnen geekelt und Angst haben sie trotzdem vor ihnen. Dieses sich selbst auf die Schulterklopfen von den Verantwortlichen in Hailsham, fand ich ehrlich gesagt, abstoßend.

    Das Verhalten von Miss Emily und Co finde ich auch überhaupt nicht optimistisch, das ganze menschenunwürdige System stellen sie ja überhaupt nicht in Frage.

    Das war für mich in diesem letzten Abschnitt sowieso das Schlimmste, das scheinbar überhaupt niemand da ist, der sich gegen dieses System stellt.

    Das wäre ein hoffnungsvolles Gerücht gewesen: Da und da gibt es jemanden, der hat die Möglichkeit euch hier raus zu bringen, quasi ein "Underground Railroad für Spender" ( das Buch geht mir auch noch nicht aus dem Kopf


    Die Würde des Menschen ist unantastbar und niemals heiligt der Zweck die Mittel.


    Das sehe ich so und das ist für mich auch nicht diskutierbar.

    :write

  • Ich habe das Buch heute fertig gelesen. Das Buch hat mich sowohl wahnsinnig traurig als auch wütend gemacht. Wie kann man nur so mit den Klonen umgehen? Als hätten sie keinerlei Menschenrechte? Das ist einfach furchtbar . Ich empfinde das Buch auch in keinster Weise als optimistisch. Ich bin einfach nur froh, in einer Welt zu leben, in der diese Sachen, wie sie hier beschrieben wurden noch nicht Wirklichkeit sind.


    Ich habe ja schon mehr Bücher von Ishiguro gelesen. Und bei allen seinen anderen Büchern hatte ich danach das Gefühl, dass ich seine Bücher auf jeden Fall noch einmal später lesen möchte. Diese Geschichte hier hat mich allerdings richtig verstört, und ich glaube nicht, dass ich dieses Buch noch einmal zur Hand nehmen werde.

    Ich habe auch gerade gar kein Bedürfnis noch mehr darüber zu diskutieren. Ich muss das jetzt erst mal für mich sacken lasse und verarbeiten.

  • Ich kann das gut verstehen, Rouge. Mir geht es ähnlich.

    Trotzdem oder gerade weil Ishiguros Bücher mich immer so beschäftigen, habe ich mir heute zwei eBooks von Ishiguro gekauft, die ich auch gerne bald lesen möchte ("Damals in Nagasaki" und "Der Maler der fließenden Welt"). Die, die mir dann noch fehlen, möchte ich aber auch noch lesen.

  • Das war jetzt mein erstes Buch von Ishiguro und wird es wohl auch bis auf weiteres das letzte sein, wenn andere Werke von ihm drohen, mich am Ende ähnlich unbefriedigt zu lassen. :(

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Ich habe sie bei ihrer Rechtfertigungsrede doch so verstanden, dass sie sich mit ihren Kunstsammlungen darum bemüht haben, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass diese Klone eine menschenwürdige Behandlung verdienen - trotz ihres eigenen Ekels oder ihrem Skeptizismus dem gesamten System gegenüber.


    Ich stelle mir vor, dass Madame und Miss Emily vor Hailsham in noch viel schlimmeren Instituten gearbeitet hatten, wo die Klone wie Schweine oder ähnliches gehalten wurden.

    Das kann durchaus sein. Ich habe es auch so ausgelegt, dass sie mit der Kreativitätsförderung beweisen wollten, dass die Klone sowas wie eine Seele besitzen und es wert sind, menschenwürdig behandelt zu werden. Dass sie dann aber trotzdem Spender werden sollen, dagegen haben auch sie nichts unternommen.

    Ich habe das Buch heute fertig gelesen. Das Buch hat mich sowohl wahnsinnig traurig als auch wütend gemacht. Wie kann man nur so mit den Klonen umgehen? Als hätten sie keinerlei Menschenrechte? Das ist einfach furchtbar . Ich empfinde das Buch auch in keinster Weise als optimistisch. Ich bin einfach nur froh, in einer Welt zu leben, in der diese Sachen, wie sie hier beschrieben wurden noch nicht Wirklichkeit sind.


    Noch nicht. Ich hoffe auch, dass es niemals egal in welcher ferner Zukunft es je dazu kommen wird.

  • Dass sie dann aber trotzdem Spender werden sollen, dagegen haben auch sie nichts unternommen.

    Das erfährt man zumindest nicht. Vielleicht wurde Hailsham auch geschlossen, weil sich die Geldgeber von den engagierteren Mitarbeitern belästigt gefühlt haben oder sie haben selber gekündigt, weil sie dem selbst erzeugten Druck nicht mehr gewachsen waren.

    Die Begründung mit den Genexperimenten schien mir ziemlich fadenscheinig. Diese hatten ja kaum etwas mit der Klonaufzucht zu tun.

    Dass sie ihre Möbel verkaufen müssen, habe ich dahingehend gedeutet, dass sie doch gebrochen sind und von Armut bedroht. Oder habe ich das falsch verstanden? :gruebel

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    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Kann ja sein, es wurden mehrere Einrichtungen geschlossen und sie sind einfach arbeitslos? Haben keine neue Anstellung in anderen Einrichtungen gefunden oder waren mit deren Führung nicht einverstanden. Aber möglich wäre Deine Version auch, dass sie unbequem wurden.

  • Ich hab das Buch gestern früh zu Ende gelesen und musste das auch erstmal sacken lassen. Ich fand es auch sehr bedrückend und deprimierend und es hat ein unangenehmes Gefühl hinterlassen. Ich glaube irgendwie hab ich die ganze Zeit gehofft, dass es zumindest für Kathy noch ein gutes Ende gibt, aber leider endet es genau so wie man es vorhersehen konnte.


    Die Erklärung, dass Miss Emily die Kunst benutzt hat, um der Außenwelt zu zeigen, dass die Kinder auch eine Seele und Gefühle haben, find ich besser, als die ursprüngliche. Trotzdem ist auch das irgendwie unbefriedigend. Als hätten sie das nur getan, um sich ein bisschen bessers zu fühlen. Aber wenn sie wirklich irgendetwas hätte ändern wollen, dann hätte sie von allen ja Möglichkeiten gehabt. Dann hätte sie die Kinder auch nicht so klein gehalten bzw. ihnen immer nur das Nötigste gesagt.


    Ich habe gestern Abend noch angefangen den Film zu schauen (leider nicht zu Ende gekuckt, da der Mini-Eulerich aufgewacht ist :rolleyes:). Ich war überrascht, wie nah am Buch der Film ist, das sieht man ja eher selten. Leider hat er mir aber trotzdem nicht gefallen - eben weil die Geschichte so deprimierend ist. Einige Szenen haben mich viel mehr berührt, z.B. sieht man am Anfang die Kinder bei einer Versammlung in Hailsham und da sind auch so viele kleine Kinder dabei, 3 oder 4 Jahre vielleicht. Wie schrecklich dann als Guardian da vorne zu stehen und zu wissen, dass diese Kleinen irgendwann ausgeschlachtet werden :(



    Naja, das Buch wird auf jeden Fall noch lange nachhallen, das ist klar. Trotz der schlimmen Geschichte und den negativen Eindrücken, fand ich aber die Schreibweise von Ishiguro ganz wunderbar. Mal sehen, ob ich noch was von ihm lesen werde, das war mein erstes Buch von ihm. :lesend

  • Das Verhalten von Miss Emily & Co. finde ich nicht besonders optimistisch. Auch für sie waren die Kinder keine gleichgestellten Menschen , sondern nur Ersatzteillager, denen sie menschliche Züge zugestanden haben. Sich vor ihnen geekelt und Angst haben sie trotzdem vor ihnen. Dieses sich selbst auf die Schulterklopfen von den Verantwortlichen in Hailsham, fand ich ehrlich gesagt, abstoßend.

    Das trifft es extrem gut, finde ich :thumbup:

  • Ich kann das gut verstehen, Rouge. Mir geht es ähnlich.

    Trotzdem oder gerade weil Ishiguros Bücher mich immer so beschäftigen, habe ich mir heute zwei eBooks von Ishiguro gekauft, die ich auch gerne bald lesen möchte ("Damals in Nagasaki" und "Der Maler der fließenden Welt"). Die, die mir dann noch fehlen, möchte ich aber auch noch lesen.

    Ich möchte auch auf jeden Fall noch die restlichen Bücher von Ishiguro lesen, die ich noch nicht kenne. Der Autor ist etwas ganz besonderes für mich. Ich finde es wirklich erstaunlich, wie vielfältig er schreibt, sowohl von den Themen als auch von der Sprache her.

    Naja, das Buch wird auf jeden Fall noch lange nachhallen, das ist klar.

    Bei mir ganz sicher auch. Wie eigentlich alle Bücher dieses Autors, die ich bis jetzt gelesen habe.

  • Man kann Hailsham aber auch als eine Möglichkeit der dafür Verantwortlichen verstehen, das ihnen Mögliche für diese Kinder zu tun.

    Selbst wenn sie das System selbst nicht verändern können.

    Das finde ich schon verdienstvoll, auch wenn wir uns etwas anderes wünschen mögen.


    Und es liegt einfach in der Natur der Menschen, sich vor Fremden zu fürchten. Die Mehrheit der Menschen hier im Land ist gegen Genmanipulationen - wer weiß wie man entsprechend "behandelte" Menschen beurteilen würde und welche Ängste (die vielleicht nicht rational begründbar sein mögen) aufkämen?


    Zu Ishiguros Einschätzung: ich finde sie interessant, aber irgendwer hat mal gesagt, mit einer Veröffentlichung gehört das Buch der jeweiligen Leserin oder dem Leser. Die dürfen darin das sehen, was ihnen wichtig erscheint. Und so sehe ich das auch, solange niemand etwas dazu erfindet.

  • Und es liegt einfach in der Natur der Menschen, sich vor Fremden zu fürchten. Die Mehrheit der Menschen hier im Land ist gegen Genmanipulationen - wer weiß wie man entsprechend "behandelte" Menschen beurteilen würde und welche Ängste (die vielleicht nicht rational begründbar sein mögen) aufkämen?

    Das stimmt auf alle Fälle - aber es gibt ja auch heutzutage schon Kinder, die im Labor gezeugt wurden, weil die Eltern unbedingt ein Mädchen wollten oder ein blondes Kind oder ein Kind mit einer bestimmten Blutgruppe etc. Das sieht man denen ja aber im Nachhinein nicht an.


    So viel anders stell ich mir die Klone in dem Buch auch nicht vor. Sie wurden künstlich gezeugt, dennoch sind es Menschen mit einer Seele und Gefühlen. Aber ich glaube genau das ist der Punkt, der das Buch so interessant macht. Es regt dazu an sich darüber Gedanken zu machen, wo der Mensch anfängt :/