'Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus' - Seiten 075 - 139

  • ja, manchmal holt einen die Münchner Heimat eben in einem Berlin-Buch doch ein ... meine nette Hamburger Lektorin ist da eigentlich sehr streng, aber das ließ sie mir durchgehen ...

    Genau die Vermutung hatte ich, dass das einfach die Münchner Herkunft macht.... daher kenne ich es ja auch.


  • Irgendwas muss da noch sein mit Carl, Rike und ihrer Mutter Alma :gruebel. Vielleicht interpretiere ich da jetzt zu viel rein, aber als Carl auf S. 82 zu Rike sagt, er hätte schon davon geträumt sie zu adoptieren, außerdem hab ich den Eindruck mitgenommen, dass Carl Alma schon vor Friedrich geliebt hat - vielleicht ist sie seine leibliche Tochter:gruebel. Eigentlich glaub ich das nicht, aber im Kopf ist es mir schon herumgespukt.

    Gerade gelesen, dass Bücherdrache ähnliche Gedankenhegt :):wave.

    Ja, genau das dachte ich auch :wave

    Ich finde, in der Szene benimmt er sich auch wie ein Vater, der unbandig stolz auf seine große Tochter ist und sie am liebsten in den Armen wiegen würde. Aber so ein Gefühlsüberschwang ist für ihn vielleicht peinlich, oder er hat Angst, dass Rike ihm das falsch auslegen würde.


    Besonders interessiert mich diese Sache mit dem jungen Mann, Walter hieß er, glaub ich, den Silvie ihrer Schwester ausgespannt hat. Wenn das wirklich so gewesen ist, wie es aus Rikes Sicht scheint, dann wäre das für mich schon ein großer Vertrauensbruch.



    Was da genau war, würde mich auch interessieren.


    Silvie schätze ich halt als so eine Frau ein, die allein schon durch ihr Auftauchen den Männern den Kopf verdreht, die braucht da gar nichts konkretes tun. So eine, für die ein Mann glatt die eigene Freundin stehen lässt, weil er meint, er sei unsterblich in die schöne Silvie verliebt. Ich glaube, die bräuchte gar niemanden ausspannen, weil die alle schon von allein zu ihr rennen.

    Für Rike muss das auch schwer sein, als ruhige und eher unscheinbare Person im Schatten einer so schönen und charismatischen Schwester zu leben, die alles überstrahlt.

  • Der zweite Abschnitt hat mir richtig gut gefallen. Er war nicht mehr ganz so düster, wie der erste Teil. Die Thalheim Frauen verdingen sich als Trümmerfrauen. Da gefällt mir Claire besonders gut. Anfangs noch unscheinbar, packt sie dort richtig mit an und ist anscheinend selbst überrascht, was sie alles schaffen kann.


    Rike kann mit dem versteckten Geld ihren Vater freikaufen. Sein Verhalten am Anfang finde ich absolut nachvollziehbar. Wer weiß, was er alles erlebt hat. Gut, dass Miriam ihn aus seiner Lethargie reißen kann. Dass er nichts von den erworbenen Immobilien erzählt hat ist Rike gegenüber wirklich nicht fair. Da kann ich ihre Wut schon ziemlich gut verstehen, aber sie setzt sich ja ziemlich gut durch.


    Die Modenschau wird ein voller Erfolg. Bei dieser Szene ist die Hoffnung der Menschen regelrecht spürbar. Ein Neuanfang und dieses Gefühl von „Jetzt geht es aufwärts“ und „Wir schaffen das.“ Auch die Idee der Lumpenkleider finde ich toll.


    Nach der Modenschau das Gespräch mit den 2 Soldaten war sehr interessant. Da wird sehr deutlich wie unterschiedlich die Schwestern sind. Silvie flirtet lieber, Rike ist misstrauisch. Ich glaube die beiden Soldaten sind ganz in Ordnung. Vielleicht entwickelt sich da ja was. Nicht nur bei Silvie ;) Ich mag beide Schwestern sehr gerne. Der wirkliche Star in diesem Abschnitt ist für mich aber Miriam. Nach allem, was sie erlebt hat, so positiv an alles ranzugehen. Respekt!


    Auf Seite 128, als Flori Rike sagt, dass sie wunderschön ist, und ihr erklärt, was ihr steht ... sehr süß. Es ist sowieso toll, wie sich die 3 verstehen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Da kommt nach dem Tod der eigenen Mutter plötzlich eine neue Frau daher und später noch eine kleine Schwester. Sicher nicht leicht.

  • Eine Szene, die mich ins Grübeln gebracht hat, war am Anfang des Kapitels, als Carl und Rike ein Gespräch unter vier Augen haben, und er sagt, er hätte sie gerne adoptiert. Da war er ja richtig überschwenglich und gefühlig. Da habe ich überlegt, ob er wohl in Wirklichkeit ihr leiblicher Vater ist? Das klang so nach einem gut gehüteten Geheimnis. Vielleicht hatte er ein Verhältnis mit Rikes Mutter?

    Die Vermutung habe ich auch. Er wirkt sehr stolz auf Rike. Das kann er als Onkel natürlich auch sein, aber ich glaube es steckt mehr dahinter.

  • Diese Modenschau gab es wirklich? Das muss ein bizarr-lustiges Bild gewesen sein, zwischen all den Trümmern und den ausgemergelten Menschen.


    Ich hätte mich in der Zeit der Nöte noch ein wenig länger aufhalten können. Das lässt sich aus unserer Sicht ja locker sagen: "Dann wurde halt wieder aufgebaut." Was das aber jeden Tag erforderte, kann man aber kaum nachempfinden. Wir stöhnen ja schon, wenn wir nur eine Wohnung renovieren oder einen Umzug absolvieren.


    Auf Seite 106 finde ich eine kleine Formulierung nicht so ganz zeitgemäß. Aufgefallen ist sie mir allein schon deshalb, weil ich sie nicht mal aktuell verwenden würde, da ich sie ziemlich nervig finde. Nachdem Darius verschwand sagt Silvie "... wie feige ist das denn!". Heutzutage wird das ziemlich penetrant häufig verwendet, 1945 war das aber sicherlich noch nicht bekannt.

  • Also wenn ich so ein Buch lese was in dieser Zeit spielt, dann finde ich es auch wichtig das Gesamtsprachstil der Zeit entsprecht und das finde ich, gelingt hier absolut. Wäre auch komisch wenn plötzlich jemand sagen würde z.B " krass, lass mal chillen, du Otto " Zitat von meinen Kindern übrigens:lacht

    Ich denke dann aber nicht bei jedem Satz drüber nach, ich finde dann konzentriere ich mich zu wenig auf die eigentliche Geschichte

  • Es liegt halt daran, dass ich - wie geschrieben - auch heute diese Floskel nicht mag. Sie gibt es im Deutschen nach meiner Wahrnehmung auch erst so ca. fünf bis zehn Jahre und ist sicher wieder irgendeine Brachialübersetzung aus dem Englischen. Gebräuchlich auch eher als "wie geil ist das denn" und mittlerweile auch in vielen anderen Variationen zu hören. Mich schüttelt es dann immer innerlich, wenn ich das höre.

    dann streich das "denn" in deinem Kopf

    Wird gemacht. ;)

  • Also wenn ich so ein Buch lese was in dieser Zeit spielt, dann finde ich es auch wichtig das Gesamtsprachstil der Zeit entsprecht und das finde ich, gelingt hier absolut. Wäre auch komisch wenn plötzlich jemand sagen würde z.B " krass, lass mal chillen, du Otto " Zitat von meinen Kindern übrigens:lacht

    Ich denke dann aber nicht bei jedem Satz drüber nach, ich finde dann konzentriere ich mich zu wenig auf die eigentliche Geschichte

    Die heutige Jugendsprache ist echt gruselig. Fanden die alten Leute damals bestimmt auch, als wir jung waren :lache

  • Der Vater ist wieder da, mich haben aber die 20.000 Reichsmark schon geschmerzt. Da ich nicht weiß, wie viel Vater Thalheim beiseite geschafft hat, hoffte ich einfach, dass es noch sehr viel ist. Ein Glück, die Stoffballen in Potsdam sind unbeschädigt, das Lager nicht geplündert und dank Miris Schnittmustern kann die Nähmaschine wieder lärmen.


    Seine älteste Tochter Rike hat BWL studieren dürfen und er hat sie in der Geschäftsleitung beteiligt. Daher hat sie auch den geschäftlichen Durchblick und einen gewissen Biss.


    Mutter Claire ist eine eifrige Trümmerfrau und bleibt es, obwohl der Vater wieder da ist. Sie ist kein Püppchen.


    Schön, dass Sylvie als die große Schwarzmarktverhandlerin auch der Familie und ihrem Wunsch, wieder Mode zu verkaufen, sehr hilfreich ist. Sylvie gefällt mir nun auch gut, denn sie hat ebenso ihre Pflicht beim Trümmer wegräumen wahrgenommen.


    Ben, der englische Soldat, geboren und aufgewachsen in Berlin mit jüdischen Wurzeln - etwas, was man sich nicht so gleich vorstellt.


    Zitat Knoermel: Es ist sowieso toll, wie sich die 3 verstehen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Da kommt nach dem Tod der eigenen Mutter plötzlich eine neue Frau daher und später noch eine kleine Schwester. Sicher nicht leicht.


    Sehe ich auch als aussergewöhnlich an.


    Die Modenschau zwischen den Trümmern ist schön sich vorzustellen. Ausgerechnet die Jüngste Thalheim-Tochter Flori darf das Brautkleid vorführen. So jung, dass sie zum ersten Mal dort ihre Tage bekommt. Dies hat mir nicht so gut gefallen. Sicher, mit der Mangelernährung, wird dieser körperliche Schritt vermutlich auch erst später eingetreten sein.


    Carl Thalheim ist für mich recht sicher Rikes Vater, da ihre Mutter vorher mit ihm zusammen war und er sich aussergewöhnlich um Rike kümmert. Friedrich könnte Miris Vater sein... Miri ist eine tolle, starke Frau. Ich hoffe, sie bekommt auch die Chance auf eine eigene Familie.


    Auf Seite 135 bin ich auch über den "Knopf ins Taschentuch machen" gestolpert - ich kenne "Knoten". Sehe jetzt aber, dass andere auch darüber gestolpert sind, nur die Hamburger Lektorin nicht. :lache


    Ben Green scheint jemand von den Kindertransporten zu sein (erinnert mich an ein anderes Buch).

    z.B. Und sie werden nicht vergessen sein/ Carmen Lobato

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich mag dieses Buch unheimlich gern, hätte nur gerne viel mehr Zeit dafür. Aber die habe ich aktuell einfach nicht. Meine Zeit-Planung passt aktuell leider gar nicht.


    Rike mag ich immer noch sehr gerne. Ich kann mich gut mit ihr identifizieren. Allerdings frage ich mich auch, ob ihr Vater wirklich ihr Vater ist, oder doch ihr Onkel? Zumindest hat ihr Vater sie sehr gekränkt und auch enttäuscht, dass er ihr nicht von den Immobilien erzählt hat. Sie wünscht sich einfach mehr Anerkennung von ihm.


    Silvie ist ein klein wenig der Gegenpol zu Rike. Sie ist jung und abenteuerlustig. Sie sieht vieles aus einem anderen Blickwinkel. Sie erinnert mich in vielen an meinen kleinen Bruder. Wir sind ebenfalls so unterschiedlich wie Silvie und Rike.


    Die Modenschau fand ich ziemlich interessant. Ich bin nur gespannt , ob die Fotos Konsequenzen haben werden... Wir wird das Leben unter den britischen Besatzern aussehen?

  • Der zweite Abschnitt hat mir richtig gut gefallen. Er war nicht mehr ganz so düster, wie der erste Teil. Die Thalheim Frauen verdingen sich als Trümmerfrauen. Da gefällt mir Claire besonders gut. Anfangs noch unscheinbar, packt sie dort richtig mit an und ist anscheinend selbst überrascht, was sie alles schaffen kann.



    Die Modenschau wird ein voller Erfolg. Bei dieser Szene ist die Hoffnung der Menschen regelrecht spürbar. Ein Neuanfang und dieses Gefühl von „Jetzt geht es aufwärts“ und „Wir schaffen das.“ Auch die Idee der Lumpenkleider finde ich toll.

    Dieser teil hatte es richtig in sich. Die Idee, die Thalheim Frauen als Trümmerfrauen arbeiten zu lassen gefällt mir sehr gut. Und die Idee mit der Modenschau - und den Lumpenkleidern - ist ein super!

    Ich mag dieses Buch unheimlich gern, hätte nur gerne viel mehr Zeit dafür. Aber die habe ich aktuell einfach nicht. Meine Zeit-Planung passt aktuell leider gar nicht.

    haben werden…

    :write Geht mir im Moment ähnlich. Einfach zu viele Weihnachtsfeiern und noch viel zu besorgen. Ich nehme mir jetzt immer abends Zeit, und dann wird in Ruhe gelesen. Dadurch genieße ich das Buch auch mehr...:)

    Meine Lieblingsfigur im Buch ist nach wie vor Rike, Silvie dagegen kann ich gar nicht leiden, sie ist mir einfach zu oberflächlich

    Geht mir genauso - Rike gefällt mir richtig gut! Mit Silvie werde ich noch nicht so warm - aber das kann sich ja noch ändern. Auch Miriam ist wirklich eine schöne, interessante Figur!

  • Die Idee, die Thalheim Frauen als Trümmerfrauen arbeiten zu lassen gefällt mir sehr gut. Und die Idee mit der Modenschau - und den Lumpenkleidern - ist ein super!

    Als Trümmerfrauen finden Sie einerseits Ablenkung, Austausch mit anderen, deren Situation ähnlich ist und es steht ihnen bessere Zuteilung auf Lebensmittelkarte zu. Vermutlich haben etliche evtl. früheren Standesdünkel abgelegt und als Trümmerfrauen in ihrem Städtchen zugegriffen, weil sie keine andere Wahl hatten.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Dann träumen wir mal weiter: 90 Minuten für ein Buch - zu kurz! Vielleicht 2 x 90 min x 3 Bände = 6 x 90 min = das kann ich mir dann auch vorstellen. Wenn schon, denn schon :-)


    Kommen wir zum Serientitel: Die Schwestern vom Kudamm


    Es tut mir leid, würde unter dem Namen wohl leider nicht auf den Bildschirm kommen. Denn drei Schwestern auf dem Kudamm gibt es in "Kudamm 56" und "Kudamm 59".


    Ich spinne für mich ja auch schon weiter, dass Thalheims Jüngste in der Tanzschule Schöllack unterrichtet wird/ womöglich mit Helga oder Eva Schöllack gemeinsam zur Schule geht.


    Ich hab den Buchtitel in den letzten Tagen einige Male erwähnt und als Zwischruf die Nachfrage bekommen: "Hat das was mit der ZDF-Serie zu tun?"

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Nein, hat er nicht. Aber das Kaufhaus liegt ja am Ku'damm - und selbst wer noch nie in Berlinn war, kann mit diesem Wort den Roman sofort verorten ...


    "Die Schwestern von der Kantstraße"?

    Macht lange nicht so viel her und könnte überall sein ...


    Übrigens würde sich ein neuer Serientitel sicherlich finden lassen ... aber das sind bislang nichts als Träume ...

  • Als Trümmerfrauen finden Sie einerseits Ablenkung, Austausch mit anderen, deren Situation ähnlich ist und es steht ihnen bessere Zuteilung auf Lebensmittelkarte zu. Vermutlich haben etliche evtl. früheren Standesdünkel abgelegt und als Trümmerfrauen in ihrem Städtchen zugegriffen, weil sie keine andere Wahl hatten.

    Na ja, "Ablenkung" würde ich diese mörderische Knochenarbeit nicht gerade nennen. Aber man bekam eine bessere Lebensmittelkarte. Karte 5, die Frauen zustand, die nicht berufstätig waren, hatte im Volksmund so "hübsche" Namen wie "Totenkarte", "Henkerkarte", "Sterbekarte" u. ähnliches, weil man damit schier am Verhungern war.