ISBN: 978-3746634616
Über die Autorin:
Birgit Jasmund, geboren 1967, stammt aus der Nähe von Hamburg. Weite, flache Landschaften, über die der Wind pfeift, faszinieren sie. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Kiel hat das Leben sie nach Dresden verschlagen. Hier gibt es mehr Wind als mancher glaubt, und wenn er einem so richtig um die Nase weht, hält sie nichts im Haus. Im Aufbau Taschenbuch Verlag erscheint von ihr die historische Romane "Die Tochter von Rungholt", "Luther und der Pesttote", "Der Duft des Teufels", "Das Geheimnis der Porzellanmalerin" und zuletzt "Das Geheimnis der Zuckerbäckerin"; bei Rütten & Loening die Liebesgeschichte "Krabbenfang".
Über das Buch:
1730. Christiana Johannis größte Leidenschaft ist das Backen. Immer nachts schleicht sie sich so in die Backstube ihres Bäckermeisters, um zu backen. Da Christiana großes Talent besitzt, duldet er das, auch wenn Christiana eigentlich als Magd angestellt ist. Doch der Herrin ist das ein Dorn im Auge, da sie ihre Dienste als Magd vernachlässigt, weswegen sie kurzerhand vor die Tür gesetzt wird. In ihrer Not trifft sie auf Emilius von Korbsdorff, der die These beweisen will, dass Adel anerzogen und nicht angeboren ist. In Christiana sieht Emilius genau die richtige Person, um seine These zu beweisen und liest sie kurzerhand von der Straße auf, um sie mit auf das Gut seiner Mutter zu nehmen.
Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich stark an Verwechslungskomödien aus der Antike oder von Shakespeare erinnert. Auch im 20. Jahrhundert erfreute sie sich großer Beliebtheit, aber in letzter Zeit bin ich schon lange nicht mehr auf eine solche gestoßen. Für mich weist diese Verwechslungskomödie auch alles auf, was eine benötigt: Verwechslungen auf verschiedenen Ebenen, humorvolle, wenn auch einseitig gezeichnete, teils auch überzeichnete Charaktere und ein ständiges Augenzwinkern. Dadurch erhält das Buch auch seinen Reiz, allerdings habe ich anfangs etwas völlig anderes erwartet. Nämlich einen klassischen historischen Roman mit einer der typischen Frauenfiguren und der Darstellung des mittelalterlichen Alltags. Wer darauf hofft, wird enttäuscht werden, denn der Großteil der Handlung spielt auf einem Grand Campement des Adels, welches zwar historisch belegt ist, aber ein ganz anderes Setting aufweist, als man es sonst aus historischen Roman kennt. Das Grand Campement ist ein Treffen, wo der preußische König und Kurfürst von Sachsen sich mit dem Militär treffen. Es gibt ständig militärische Übungen und der ganze Hofstaat ist versammelt, um sich die Übungen anzuschauen oder anderen Vergnügungen zu frönen. Mittendrin befindet sich unsere Christiana, die Emilius als seine adlige Cousine ausgibt.
Wie schon erwähnt, sind die meisten Charaktere überzeichnet dargestellt. Dadurch erhält der ganze Plot noch etwas mehr Humor, als es durch die Verwechslungsebene eh schon gibt. Da ist beispielsweise eine adelige Dame, der die ganze Zeit ihr Hund ausbüchst. "Mein Monchou, wo ist mein Monchou?" ist so ein wiederkehrender Satz. Der Hund wird natürlich sehr verhätschelt, ständig getragen und trägt ein mit Edelsteinen übersätes Hundehalsband.
Nachdem ich mich damit angefreundet hatte, eine waschechte Komödie vor mir zu haben und das Buch nur noch halb so ernst genommen habe, hatte ich großes Vergnügen beim Lesen. Natürlich weiß man, dass es irgendwann zum Eklat kommen muss, aber so ganz konnte ich nicht abschätzen, was für Folgen das nun im Endeffekt für Christiana und Emilius haben würde und zum Schluss kommt auch nochmal eine Wendung, die mich dann doch überraschte.
Wer Lust auf eine Verwechslungskomödie im historischen Gewand hat und keinen historischen Roman erwartet, der wird wirklich Spaß an diesem Buch finden!