Helene Sommerfeld - Die Ärztin - Stürme des Lebens

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Was die Zeit nicht heilt…

    München, 1890: Die junge Ärztin Ricarda führt mit Brauereierbe Georg und Tochter Henny fern der Berliner Heimat ein beschauliches Leben. Mit der Eröffnung einer eigenen Praxis scheint sich ihr größter Traum zu erfüllen. Doch kaum jemand nimmt die erste Ärztin der Stadt ernst. Als eine Diphteriewelle München erfasst und der «Würgeengel» Hunderte von Kinderleben fordert, läuft Ricarda gegen Mauern. Denn ihre männlichen Kollegen halten das vielversprechende neue Heilmittel Emil von Behrings für Humbug. Die Ärztin ist entschlossen, für ihre Überzeugung und ihre Patienten zu kämpfen. Bis ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit Ricarda alles zu nehmen droht, was ihr am Herzen liegt. Ein Geheimnis, dessen dunkle Kraft auch die nächste Generation bestimmen wird.

    Autoren (Quelle: Verlagsseite)

    Helene Sommerfeld ist das Pseudonym eines in Berlin lebenden Autoren-Ehepaars. Viele ihrer Romane und Sachbücher waren internationale Bestseller. Die einzigartige Lebendigkeit ihrer Bücher entsteht aus der Begeisterung für Medizin und dem Interesse an historischen Persönlichkeiten, verbunden mit der Leidenschaft, fremde Länder zu bereisen.


    Allgemeines

    Zweiter Band der Reihe um Ricarda Thomasius

    Erschienen am 20. November 2018 im Rowohlt Verlag als Taschenbuch mit 614 Seiten

    Personenverzeichnis - Kapitel mit Titeln überschrieben und mit Zeitangaben versehen

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsorte und -zeit: Berlin, München, Afrika und China, 1890 bis 1914


    Inhalt

    Infolge der Ereignisse gegen Ende des ersten Bandes „Die Ärztin – Das Licht der Welt“ hat Ricarda den Brauereibesitzer Georg Kögler geheiratet und lebt mit ihm, ihrer Tochter Henny und dem gemeinsamen Sohn Georg in München. Die Ehe ist harmonisch, trotzdem ist Ricarda nicht glücklich. Ihre Schwägerin Magdalena macht ihr das Leben schwer und auch in ihrem beruflichen Leben als Ärztin gibt es immer wieder Stolpersteine in Form von ignoranten männlichen Kollegen, die sie als Medizinerin nicht ernst nehmen wollen. Immerhin ermöglicht ihr Ehemann es ihr, als Betriebsärztin in der Brauerei tätig zu sein.

    Nach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Ricarda nach Berlin zurück, doch auch dort ist ihr kein einfaches, konstantes Leben vergönnt. Vielmehr verschlägt das Schicksal sie nach Afrika, wo sie eine Hebammenschule errichten will und Jahre später ist sie in China, als der erste Weltkrieg ausbricht.

    Ihre Tochter Henny entschließt sich, ebenfalls Medizin zu studieren. Immerhin ist das jetzt den Frauen auch im Deutschen Reich erlaubt.


    Beurteilung

    Der zweite Band der Reihe um die Ärztin Ricarda schildert deren wechselvolles Schicksal in den Jahren von 1890, als ihre Tochter Henny geboren wird, bis Weihnachten 1914, als der Erste Weltkrieg tobt und – entgegen den Erwartungen aller Beteiligten – keineswegs dem Ende entgegengeht. Dieser Roman thematisiert schwerpunktmäßig nicht mehr die Rolle der Frauen mit akademischen Ambitionen in der Gesellschaft, sondern befasst sich unter anderem mit der Rolle deutscher Kolonialherren im Ausland. Das herablassende Auftreten der Weißen in Afrika führt naturgemäß zu Aufständen und Blutvergießen, auch tropische Krankheiten machen ihnen zu schaffen. Deutsche Ärzte beginnen in diesen Jahren, Tropenkrankheiten systematisch zu erforschen, außerdem bemühen sie sich darum, in Afrika eine medizinische Versorgung auf höherem Standard zu etablieren. Ricarda richtet eine Hebammenschule ein, in der afrikanische Geburtshelferinnen ausgebildet werden.

    Ricarda steht jedoch nicht allein im Zentrum dieses Romans, ihre vielseitig begabte und interessierte Tochter Henny, die über den gleichen starken Willen verfügt wie ihre Mutter, nimmt zunehmend Raum ein. Die beiden Frauen verstehen sich gut, doch ein altes Familiengeheimnis bedroht den Frieden der Familie.

    Die Romanfiguren, besonders Ricarda und Henny, sind in ihren Charakteren sehr gründlich ausgearbeitet und die Zerrissenheit von Ricarda zwischen den Erfordernissen ihrer Aufgaben als Mutter, Ehefrau und Ärztin wird eindrücklich geschildert. Ihr Verhalten in einigen Situationen ist vielleicht nicht immer ganz realitätsnah.

    Der Roman endet mit einem geradezu „bombastischen“ Cliffhanger, der einen Ausblick auf den dritten Band der Reihe („Die Ärztin – Die Wege der Liebe“), der zum Verdruss des Lesers leider erst am 20.08. 2019 erscheint, gibt.


    Fazit

    Ein farbenprächtiger Roman um das wechselvolle Schicksal der Ärztin Ricarda Thomasius, der es dem Leser ermöglicht, komplett aus dem Alltag abzutauchen – ideale Unterhaltung für lange Winterabende auf dem heimischen Sofa!

    9 Punkte